An drei Tagen treffen sich Verkehrsexperten aus 35 Ländern im Stuttgarter Rathaus, um sich über Stadt- und Verkehrsplanung und neue Mobilitätskultur zu informieren.

Stuttgart - Den Städten wird in den nächsten Jahrzehnten ein gewaltiges Wachstum prophezeit. Damit schwillt tendenziell auch die Blechlawine an, die durch den Autoverkehr verursachten Probleme werden sich verschärfen. In drei Vorträgen haben Expertinnen aus Wien, Kopenhagen und Utrecht am Montag im Stuttgarter Rathaus an Beispielen gezeigt, wie Mobilität in einer nachhaltigen Stadt organisiert werden kann.

 

Stuttgart ist bis Dienstag Gastgeber für den achten internationalen Kongress Cities for Mobility. Konzepte aus anderen Kommunen könnten nicht einfach kopiert werden, sagte OB Fritz Kuhn (Grüne) zur Begrüßung der rund 250 Teilnehmer aus 35 Ländern. Mobilität sei ein Kernthema der Stadtgesellschaft, und sie bestimme die Lebensqualität. Sein Ziel für Stuttgart bleibe, 20 Prozent weniger Autos mit Verbrennungsmotor im Kessel zu haben. Dazu müsse die Autoindustrie die E-Mobilität stärker vorantreiben.

Auch Wien wächst erheblich

Die Probleme in Wien liegen nicht wesentlich anders als in Stuttgart, denn auch Wien wächst erheblich. 40 000 Menschen zusätzlich pro Jahr seien „eine Herausforderung, aber auch 40 000 Chancen“, sagte Maria Vassilakou, die Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Verkehr, Stadtentwicklung und Umweltschutz in Wien. Das Auto habe man zurückdrängen können, auch durch die Parkraumbewirtschaftung. 1993 nutzten es 40, heute noch 27 Prozent der Einwohner für Alltagswege.

„Das kleine Häuschen im Grünen ist schön, aber eine Verkehrskatastrophe“, so Vassilakou, deshalb müsse die Stadt verdichtet bauen und öffentliche Räume besser gestalten sowie alternative Transportangebote machen. 20 Prozent Autoanteil für Alltagswege sei in Wien das Ziel bis 2025. Dafür fließe eine halbe Milliarde Euro in die Taktverdichtung der S-Bahn. Der Preis für die Jahreskarte wurden schon 2012 um 80 auf 365 Euro gesenkt, die Ticketzahlen verdoppelten auf jetzt 700 000.

38 Kilometer „Super-Highways“ für Radler

Auch Lot van Hooijdonk, Vizebürgermeisterin aus Utrecht, berichtete von Erfolgen. „Das Rad ist bei uns das Auto“, sagte sie, durch das Einwohnerwachstum müsse auf gleicher Fläche mehr Verkehr abgewickelt werden. Deshalb gibt es zig Radwege. Gleich 368 Kilometer und weiter 38 „Super-Highways“ für Radfahrer kann Kopenhagen vorweisen, sagte Marianne Weinreich. 63 Prozent der Bürger würden dort mit dem Rad zur Arbeit oder Ausbildung fahren, auf einem sichern eigenen Wegenetz. „Das ist das Ergebnis jahrelanger Planung“, so Weinreich. Um die Prioritäten so zu setzen brauche es „Geld und den politischen Willen“.