Wer im Sommer 2021 im Synergiepark in Stuttgart sein Auto abstellen will, muss noch länger einen Stellplatz suchen als bisher. Die Stadt plant dort einen Fahrradweg – und der hat Auswirkungen.

Möhringen/Vaihingen - Was die Parkplätze im Synergiepark angeht, herrscht zwischen der Stadt und den Firmen in dem Industrie- und Gewerbegebiet in Möhringen/Vaihingen Zwietracht. Schon 2002 haben die Firmen in einer Erhebung der Wirtschafts- und Industrievereinigung Stuttgart (WIV) den Fehlbedarf von rund 4000 Parkplätzen für Mitarbeiter und Besucher festgestellt. Der Bedarf hat sich aus Sicht der Unternehmen nicht verbessert.

 

Die Gemeinderatsmehrheit vertritt dagegen in einem Verkehrskonzept für das von Staus geplagten Areal eine andere Auffassung. Sie will den Kraftfahrzeugverkehr dort deutlich verringern und demzufolge das Parken durch Reduzierung von Parkplätzen unattraktiv machen. Der Ausbau von Radwegen soll den Umstieg der Beschäftigten auf Drahtesel attraktiv machen. Im Juni 2021 will die Stadt mit Bauarbeiten für einen Radweg beginnen.

Das Projekt kostet 1,6 Millionen Euro

Roland Petri vom Tiefbauamt Stuttgart hat jüngst im Möhringer Bezirksbeirat die Pläne für den Bau eines neuen, rund 650 Meter langen Radwegs links und rechts der Industriestraße bis zum Wallgraben vorgestellt. Beginnend am Wallgraben wird der Radstreifen an der Industriestraße erst einmal 200 Meter weit auf dem Fußweg geführt und dann 300 Meter lang als Radstreifen auf der Straße geführt. Anschließend verläuft er als Spur auf einer Bus-Sonderfahrspur bis zur Kreuzung mit der Handwerkstraße. Insgesamt fallen durch den Ausbau des Radwegs 68 kostenlose Parkplätze, die bisher allen zur Verfügung stehen, weg.

Weil beim Bau des Radwegs gleichzeitig auch der Fahrbahnbelag der Industriestraße erneuert wird, beim Bauhaus an der Industriestraße 45 und an der SSB-Haltestelle zwei neue Fußgängerüberwege entstehen und zwei Bushaltestellen barrierefrei ausgebaut werden, kostet alles zusammen 1,6 Millionen Euro.

Die Stadt rechnet jedoch nicht damit, dass sie die Gesamtkosten tragen muss. „Es gibt verschiedene Fördertöpfe beim Land, und wir versuchen abzuschöpfen, was geht“, sagt Roland Petri. Bis zum Februar wolle man mit der Ausschreibung fertig sein, und im Juni 2021 wolle man mit dem Bau beginnen. Über den Wegfall der Parkplätze zeigte sich vor allem die CDU-Fraktion im Bezirksbeirat wenig entzückt, aber Roland Petri bremste den Diskussionsbedarf über den Sinn des Projekts: „Als Tiefbauamt sind wir nur das ausführende Organ, das die Beschlüsse des Gemeinderats umsetzt.“

Mit intelligentem Parksystem kompensieren

Den WIV-Vorsitzenden Günter Sabow erstaunt der Wegfall der Parkplätze nicht. „In der Summe geht es um rund 400 Parkplätze, die nach und nach an der Industriestraße, der Schulze-Delitzsch-Straße und der Ruppmannstraße wegfallen, weil Radwege und Busspuren gebaut werden und weil man Kreuzungen ausbauen muss, damit sie leistungsfähiger werden“, sagt er. Die WIV habe darauf nicht nur mit Protest reagiert, denn am Ausbau der Kreuzungen, die ebenfalls Substanz kosteten, führe kein Weg vorbei.

„Wir müssen das Parkplatzdefizit sinnvoll kompensieren“, sagt Günter Sabow. Dafür gebe es nun in Zusammenarbeit mit der Stadt das integrative Parkierungskonzept. Die Grundlage dafür sei ein Gemeinderatsbeschluss vom Juni 2020: „Dabei kümmern wir uns unter anderem darum, wie vorhandene Parkflächen besser und effizienter als in den letzten Jahren genutzt werden.“ Dazu müsse man alle Firmenparkplätze bis auf den letzten erfassen, mit einem Display an jedem Stellplatz dokumentieren, und in einem Reservierungssystem auf einer App dokumentieren, welche gerade frei seien, weil ein Kollege auf Dienstreise sei, freie Tage abbaue, sich im Urlaub befinde oder krank sei.

Die freien Plätze könnten dann von anderen genutzt werden, die normalerweise keinen Parkplatz zur Verfügung hätten. Außerdem, sagt Sabow, gelte es, Informationen über freie Parkplätze im Straßenraum zu sammeln, um denjenigen, die in den Synergiepark fahren, früh zu signalisieren, wo eine Parkplatzsuche Sinn ergebe und wo nicht.