Ab 2025 soll im Kraftwerk Münster keine Kohle mehr verfeuert werden. Für den Hauptumbau benötigt das Unternehmen viel Platz in der Neckartalstraße.

Im kommenden Jahr wartet auf Autofahrer in Bad Cannstatt eine ziemliche Herausforderung – wieder einmal. Denn im Zuge der Umbaumaßnahmen im Kraftwerk Münster muss die Neckartalstraße stadtauswärts zwischen den Kreuzungsbereichen mit der Volta- und der Haldenstraße gesperrt werden. Dieser Straßenabschnitt wird für rund eineinhalb Jahre für den Baustellenverkehr benötigt. Die EnBW rechnet mit 14 Lieferanten und bis zu 300 Mitarbeitern auf der Baustelle. Autos werden in diesem Abschnitt über die SSB-Gleise auf die Gegenfahrbahn geleitet. Mit dieser Maßnahme ist allerdings für die Bewohner in der Neckarvorstadt eine erhebliche Mehrbelastung verbunden. Denn der Verkehr stadteinwärts muss ab der Haldenstraße über die Krefelder Straße bis hin zur Voltastraße umgeleitet werden.

 

Hauptmontage ab Februar 2023

„Zwischen Februar 2023 und August 2024 finden die Hauptmontagetätigkeiten im Kraftwerksgelände statt“, sagte Michael Eckert von der EnBW im Bezirksbeirat Bad Cannstatt. Die Lösung sei sicher nicht populär, aber nahezu alternativlos. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse auf dem Baufeld bestehe für Lastwagen keine Möglichkeit, innerhalb des Baufeldes zu parken. Lediglich ein Laster könne auf dem Gelände entladen werden. Erst wenn er das Baustellengelände verlassen habe, könne das nächste Fahrzeug einfahren. Dass gleichzeitig auf dem benachbarten Grundstück ein Bürogebäude errichtet wird, macht die Verkehrsbelastung nicht einfacher. Zu guter Letzt muss eine Rohrbrücke für die Fernwärmeanbindung in diesem Bereich errichtet werden. „Wir haben alle Möglichkeiten auf unserem Gelände geprüft und auch mit unseren Nachbarn gesprochen“, sagte Michael Eckert. Doch weder die Firma Gehe noch die Stadt können Flächen zur Verfügung stellen.

Stündlich rund 1000 Fahrzeuge

Was bei der Flächensuche erschwerend hinzu kam: Durch den Betrieb der Müllverbrennung und der kontinuierlichen Müllanlieferung sowie regelmäßig im Sommer stattfindenden Revisionen können keine Flächen auf dem Gelände verwendet werden.

Der Bezirksbeirat zeigte sich fast schon schockiert von der angedachten Lösung. Denn von den geschätzten gut 1000 Fahrzeugen pro Stunde, die auf der Neckartalstraße stadteinwärts fahren, sind rund fünf Prozent Lastwagen. Die Vorstellung, dass die sich rund 18 Monate durch die nicht gerade breite Krefelder Straße quälen, sorgte für Kritik. Zumal diese Strecke auch für den Radverkehr vorgesehen ist. Stadtauswärts ist der Neckartalradweg die Alternative.

Runde 200 Millionen Euro Umbaukosten

Hintergrund für die umfangreichen Bauarbeiten im Kraftwerk Münster ist, dass die EnBW-Verantwortlichen das Heizkraftwerk ab 2025 kohlefrei machen und die Fernwärmeversorgung klimafreundlich gestalten wollen. Rund 200 Millionen Euro nimmt der Konzern dafür in die Hand.

Derzeit arbeiten in Münster noch drei kohlebefeuerte Kessel, die zwischen 30 und 40 Jahre alt sind sowie drei heizölbetriebene Turbinen. Während die Müllverwertung, über die Zukunft der Verbrennungskessel wird laut EnBW später nachgedacht, weiterbetrieben wird, werden sämtliche Kohlekomponenten und die alten Gasturbinen stillgelegt.