Beim Thema Rosensteintunnel sind die Fronten im Bezirksbeirat Bad Cannstatt verhärtet. Nichtsdestotrotz hat das Gremium dem Baubeschluss mehrheitlich zugestimmt. Im Stadtbezirk erhofft man sich weniger Durchgangsverkehr.

Bad Cannstatt - Beim Rosensteintunnel bleiben die Fronten verhärtet. Grüne und SÖS/Linke lehnen den Bau des mehr als einen Kilometer langen, vierspurigen Tunnels mit zwei Röhren unter dem Rosensteinpark ab, die anderen Fraktionen im Gemeinderat befürworten das rund 200 Millionen Euro teure Bauvorhaben. Von diesem Stimmungsbild weicht auch der Cannstatter Bezirksbeirat nicht ab: Mit zwölf Ja zu sieben Nein-Stimmen hat das Gremium dem grundsätzlichen Baubeschluss am Mittwochabend mehrheitlich zugestimmt.

 

Der CDU-Fraktionssprecher Roland Schmid sprach nicht nur von einem notwendigen Lückenschluss im Verkehrswegenetz, sondern gar von einem „Zeichen der Hoffnung“: „Der Rosensteintunnel ist ein wichtiges Straßenbauprojekt, das Verbesserungen und Entlastungen für die Bürger bringen wird.“ Gerhard Veyhl (Freie Wähler) wies auf die städtebaulichen Chancen hin, die sich rund um die Wilhelma und am Neckar für den Stadtbezirk ergäben: „Der Tunnel ist eine historische Chance für Bad Cannstatt.“

Bezirksbeirat beurteilt das Projekt sehr verschieden

Dieter Laube (SÖS/Linke) hatte dagegen die Anwohner weiter oben im Bereich Pragstraße/Löwentor im Blick, die noch höhere Stickstoffdioxidwerte als bisher zu erwarten hätten: „Ich kann nur zu einer Klage wegen Körperverletzung raten“, sagte der Bezirksbeirat. Grünen-Fraktionssprecher Peter Mielert bemängelte vor allem die mangelnde Einbeziehung der Bürger. Seine Fraktion hätte sich einen Bericht der Stadtverwaltung zu den mehr als 1600 Einsprüchen von Bürgern auch im Bezirksbeirat Bad Cannstatt gewünscht. „Eine Stellungnahme den Bürgern gegenüber wäre mehr als recht und billig gewesen“, sagte Mielert und fragte, ob denn aus den Protesten gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 nichts gelernt worden sei.

„Eine öffentliche Anhörung hat in Bad Cannstatt nichts verloren“, hielt Stefan Conzelmann (SPD) dagegen. Schließlich sei Stuttgarts größter Stadtbezirk derjenige, der vom Bau des Tunnels unter dem Rosensteinpark am meisten profitiere, sagte Conzelmann in Anbetracht der verkehrslenkenden und städtebaulichen Begleitmaßnahmen, die Stephan Oehler vom Stadtplanungsamt dem Bezirksbeirat am Mittwoch vorstellte. Ziel der Begleitmaßnahmen ist, den Verkehr auf den Bundesstraße zu halten und Verkehrsentlastungen in den Wohngebieten sicherzustellen, indem dort die Kapazitäten begrenzt werden.

Weniger Durchgansverkehr erwartet

Dies biete auch städtebauliche Chancen, sagte Oehler: „In der Prag- und der Neckartalstraße soll es jeweils eine Fahrspur weniger geben“, nannte er ein Beispiel. Wenn der Verkehr nur noch einspurig in jede Richtung fließe, entstünde Platz für üppige Begrünungen, Bäume, einen Fahrradweg sowie eine Neugestaltung der Zugänge zu Wilhelma und Wilhelmatheater.

Deutlich weniger Durchgangsverkehr verspreche sich das Stadtplanungsamt durch den Rosensteintunnel auch auf der Strecke vom Hallschlag über die Altenburger Steige in die Neckarvorstadt, auf der Brückenstraße sowie auf der Schönestraße, wo ebenfalls eine Fahrspur wegfallen soll. „Dort wären zum Beispiel Querparker denkbar, es gibt aber auch Potenzial für ganz andere Überlegungen“, so Oehler. Die Planungen würden in den kommenden Monaten ständig vertieft und weiterentwickelt, sobald sie konkreter würden, komme man wieder in den Bezirksbeirat.