Nach einer 17-monatigen Sperrung ist die Hauptverkehrsachse zwischen Böblingen und Ehningen wieder befahrbar. Auch die Radwegeverbindung ist in beiden Richtungen verbessert worden. Nun sind noch Restarbeiten an Bushaltestellen nötig.

Böblingen - Die Straße sollte doch schon viel länger wieder offen sein“, sagte Albert Heinrich aus der Pontoiser Straße in Böblingen. Für den 84 Jahre alten Anlieger ist der Verkehr in der Stadt ohnehin eine Katastrophe. Zwar könne man die Herrenberger Straße nun wieder passieren. Doch die Schönbuchbahn fahre immer noch nicht. „Die vielen Pendler werden weiterhin Staus in der Stadt verursachen“, befürchtet Heinrich. In die kritischen Töne mischten sich aber auch Worte der Freude bei der Eröffnung der Hauptverkehrsachse zwischen Böblingen und Ehningen. „Für uns ist das ein Weihnachtsgeschenk, dass der Verkehr hier wieder rollen kann“, sagte etwa der Böblinger Rathauschef Stefan Belz (Grüne).

 

Verzögerung um ein Vierteljahr

Jörg Aichele, der Leiter des Kreisstraßenbauamts, machte keinen Hehl daraus, dass er nicht mehr wirklich an die Freigabe der Trasse vor Weihnachten geglaubt habe. Doch: „Wir hatten mit dem Wetter Glück – der bisherige Wintereinbruch war nur von kurzer Dauer. Die Arbeiten konnten zügig weiter gehen“, erklärte Aichele. Ursprünglich aber hätte die Unterführung unter der Schönbuchbahn bereits in diesem Herbst fertig sein sollen. Später dann war vom 9. Dezember die Rede gewesen.

Die Verzögerung war zunächst vom Regierungspräsidium (RP) in Stuttgart verursacht worden. Das RP hatte sich mit der Bearbeitung der Unterlagen Zeit gelassen. Bis zu deren Genehmigung „durften wir die Arbeitsaufträge nicht vergeben“, hatte der Pressesprecher der Stadt Böblingen mitgeteilt. Mit den Bauarbeiten konnte dann erst Ende Juli des vorigen Jahres begonnen werden. Die Bauarbeiten sollten zunächst nur ein gutes Jahr dauern. Doch dann wollten die Böblinger Stadtwerke die Verlegung der Straße unter die Bahngleise dazu nutzen, neue Fernwärmeleitungen zu verlegen. Und wenig später hatte die Stadt festgestellt, dass die Wasserkanäle, die Gas- und Stromleitungen im Untergrund veraltet sind und erneuert werden müssen.

Haben die langen Staus ein Ende?

Jörg Aichele hatte schon befürchtet, dass es auch Januar, vielleicht sogar Februar werden könnte, bis das Band zur Verkehrsfreigabe durchschnitten würde. „Bei der Baumaßnahme handelt es sich um eines der größten Verkehrsprojekte, die es in Böblingen in den vergangenen Jahren gegeben hat“, räumte OB Belz ein. Er gab aber auch zu: „Wir haben auf diesen Tag lange gewartet.“ Er hoffe jetzt, dass sich der eine oder andere „Verkehrsklumpen“ in der Innenstadt löse. Wegen Bauarbeiten, die auch in der Brumme-Allee durchgeführt wurden, war es dort und etwa auch in der Calwer Straße zu langen Staus gekommen.

Die fertige Verkehrsunterführung für die Schönbuchbahn, die nun über die Herrenberger Straße rollen kann, soll zu einer Entlastung führen. Die Kosten von 14 Millionen Euro übernehmen die Stadt Böblingen, der Zweckverband Schönbuchbahn und das Land zu je einem Drittel. Belz erinnerte daran, dass der Ausbau der Zugstrecke zwischen Böblingen und Dettenhausen der Auslöser des Bauprojekts gewesen sei. Von Böblingen bis Holzgerlingen wird es streckenweise ein zweites Gleis geben, damit die Bahn im 15-Minuten-Takt fahren kann. Aber auch bei diesen Arbeiten hakt es. Die Züge können wohl erst im Sommer auf der gesamten Strecke verkehren. Als Grund nannte der Landrat Roland Bernhard Probleme mit der Sicherheitstechnik im Böblinger Betriebsbahnhof.

Ohne Fahrbahnmarkierungen gilt Tempo 30

Klaus Sindlinger aus Rohrau, der ebenfalls bei der Eröffnungszeremonie dabei war, benötigt die Bahn nicht. Er fährt täglich mit dem Rad zur Arbeit nach Böblingen und hat Grund zur Freude: „Es gibt an der Straße jetzt tolle Radwege.“ Die Busfahrgäste dagegen müssen vorerst noch provisorische Haltestellen in Kauf nehmen. Eine neue Beschilderung sowie neue Wartehäuschen stehen noch aus.

Zwischen der Kremser Straße und der Hewlett-Packard-Straße seien zudem wohl bis 31. März Arbeiten an den Ampelanlagen nötig, teilt die Stadt mit. Solange noch keine Fahrbahnmarkierungen vorgenommen sind, gilt Tempo 30. An der Einmündung der Hewlett-Packard-Straße/Herrenberger Straße muss eine Baustellen-Ampel eingerichtet werden. Bei der Ausfahrt aus der Industriestraße auf die Herrenberger Straße ist noch kein Links-Abbiegen in Fahrtrichtung Innenstadt möglich.