Nach einem behördlichen Rüffel hat Fellbach eiligst einen Lärmaktionsplan verabschiedet. Durch die Höchstwerte gibt es reduzierte Geschwindigkeiten in weiten Teilen der Stadt. Im Oberdorf und im Schmidener Ortskern gilt das Limit auch tagsüber.

Fellbach - Wenn’s bald mal etwas länger dauert: In Fellbach geht’s künftig deutlich gemächlicher als bisher zu. In weiten Teilen des Stadtgebiets wird der Verkehr vor allem in den Nächten abgebremst – durch die die Einführung weiterer Tempo-30-Zonen. Demnach „wird für den Nachtzeitraum zwischen 22 Uhr und 6 Uhr auf (fast) allen innerörtlichen Straßen eine Reduzierung auf 30 Stundenkilometer erforderlich“, so aktuelle Erklärungen der Rathausspitze. Zudem wird im Oberdorf in der Burgstraße, in Abschnitten der Rommelshauser Straße sowie im Ortskern von Schmiden „ganztags Tempo 30 festgelegt“.

 

Diese Entschleunigung ist Folge des Lärmaktionsplans, der jetzt vom Gemeinderat mit klarer Mehrheit präzisiert wurde. Wesentlicher Bestandteil sind die neuen Krach-Maximalwerte. Dabei „besteht ein Ermessensspielraum der Kommune“, heißt es – den die Stadtverwaltung dahingehend nutzen will, dass sie nicht die ebenfalls möglichen strengeren Richtwerte von 60 Dezibel in den Nächten beziehungsweise 70 Dezibel tagsüber vorgibt. Vielmehr seien als Handlungswerte 63 beziehungsweise 73 Dezibel sinnvoll.

Im Gremium reagierten die meisten Redner positiv auf die Vorgaben

Der Hintergrund: Die niedrigeren Werte „würden die umgehende Einführung von Tempo 30 innerorts bedeuten“. Doch dann „käme es im historischen Bestand von Fellbach zu unlogischen Situationen“, erläutert der Stadtplanungsamtsleiter Christoph Beyer in seiner Expertise: „Breite Straßen wären temporeduziert, während auf engen, unübersichtlichen Abschnitten – aufgrund geringerer Verkehrsmengen – weiterhin Tempo 50 möglich wäre.“

Die Verabschiedung des Lärmaktionsplans samt dazugehöriger Lärmkarten für alle Straßen ist dringendst geboten. Denn andernorts gibt’s diese Vorgaben längst. „In Fellbach sind wir eher am Schluss, wir gehören zu den Letzten“, bekannte Baubürgermeisterin Beatrice Soltys und offenbarte sogar eine Rüge von höchster Ebene: „Wir haben schon einen Rüffel vom Regierungspräsidium erhalten.“

Im Gremium reagierten die meisten Redner positiv auf die Vorgaben. Es sei dringend geboten, „dass die Lärmbelästigung für die Anwohner reduziert wird“, erklärte Ruth Lemaire für die SPD. Die CDU stimme zu, sagte Erich Theile, „wobei ich persönlich allerdings etwas Bauchweh habe“. Doch man könne den Lärmplan „nicht auf den St. Nimmerleinstag verschieben“, ergänzte Herbert Aldinger. Wenig Begeisterung zeigte hingegen Ingolf Sibert (Unabhängige Fellbacher): Es handle sich um „ein von außen aufgezwungenes Rechenmodell, das nicht auf Messungen beruht“.

Damit war Auer aber noch nicht am Ende

Die ausführlichste und schärfste Kritik äußerte Klaus Auer (Freie Wähler/Freie Demokraten). Der Lärmaktionsplan sei „nicht schlüssig“, rügte er die Vorlage des Stadtplaners. „Ebenso verwunderlich und kaum nachvollziehbar sind die Berechnungen detailliert auf einzelne Häuser einer Straße. Bei einem Haus sind die Lärmwerte überschritten, wohingegen das direkte Nachbarhaus im grünen Bereich liegt.“ So etwas mit Berechnungen zu belegen, „halte ich persönlich für totalen Humbug“.

Damit war Auer aber noch nicht am Ende: „Mir fällt mehr und mehr auf, dass mit dem Thema Gesundheit ständig neue Säue durch das Dorf getrieben werden“, wetterte er und prangerte die permanent neuen Gutachten an: „Es drängt sich einem geradezu der Verdacht auf, dass derjenige, der das Gutachten bezahlt, die Ergebnisse erhält, die er für seine Zwecke benötigt.“

Auers Verdikt machte jedoch wenig Eindruck: Mit 19 zu drei Stimmen bei sechs Enthaltungen wurden die Handlungswerte für den Lärmaktionsplan fixiert.