Nach dem Unfalltod des früheren Fellbacher Sozialbürgermeisters Raimund Ulrich steht die Sicherheit von Fugängern und Radfahrern in der Stadt auf dem Prüfstand.

Schmiden - Der tragische Unfalltod des ehemaligen Fellbacher Sozialbürgermeisters Raimund Ulrich Anfang Dezember hat die seit Jahren geführte Debatte um die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern in der Schmidener Tournonstraße beschleunigt. Am Donnerstagmorgen trafen sich Vertreter von Verwaltung und TSV Schmiden sowie Mitglieder des Gemeinderats zum Vororttermin an der Unglücksstelle beim Sportpark.

 

Ein Unfallschwerpunkt ist die Tournonstraße nicht, das hat Klaus Auer den Anwesenden versichert. Fellbachs Polizeichef hat das mit der Statistik belegt. Er berichtete von drei Unfällen in den Jahren von 2002 bis 2017, darunter ein Auffahrunfall und zwei Vorfahrtsverletzungen. „Zwei davon sind bei Dunkelheit passiert.“ Bis zum 4. Dezember, jenem Tag, an dem der 81-jährige frühere Fellbacher Sozialbürgermeister an der Stelle von einem Auto angefahren wurde und in der Nacht im Krankenhaus verstarb, seien keine Personen zu Schaden gekommen. „Wir müssen uns auch einfach klarmachen, dass sich Unglücksfälle nie ganz vermeiden lassen.“ An jenem Nachmittag im Dezember seien mehrere unglückliche Faktoren zusammengekommen, sagte Auer. „Es war neblig, nass, und Raimund Ulrich war dunkel gekleidet. Aber die Unfallermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.“

Viele Sportparkbesucher weichen auf die umliegenden Feldwege aus

Für Ulrich Lenk, den Fraktionsvorsitzenden der FW/FD im Gemeinderat und Präsidenten des TSV Schmiden, steht fest, dass etwas passieren muss. „Die Sicht nach links ist beeinträchtigt, weil der Nurmiweg vom Sportgelände abschüssig in die Tournonstraße einmündet, außerdem ist der Parkplatz bei uns häufig überfüllt. Viele Sportparkbesucher weichen auf die Feldwege in der Umgebung aus und müssen dann die Tournonstraße überqueren.“

Dass das Gefahrenpotenzial groß ist, weil viele Besucher des Sportparks, darunter zahlreiche Kinder und Jugendliche, zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, darin sind sich alle einig. Nicht aber welche Lösung die beste und richtige ist. Ein Zebrastreifen ist außerhalb geschlossener Ortschaften nicht zulässig. Eine Alternative wäre eine Druckampel. Der SPD und dem TSV Schmiden wäre jedoch eine bauliche Veränderung am liebsten, konkret eine Verkehrsinsel als Querungshilfe. Dafür müsste allerdings die Linksabbiegespur von Neugereut kommend in Richtung Schützenverein aufgegeben werden.

Der Polizeichef befürchtet einen Anstieg von Auffahrunfällen

Für Autofahrer sei schwer nachvollziehbar, dass nach einer großen Kreuzung, die ein Knotenpunkt sei, eine Verkehrsinsel kommt, sagte Klaus Auer. Der Fellbacher Polizeichef befürchtet einen Anstieg von Auffahrunfällen wegen der Linksabbieger auf der Geradeausspur. Ordnungsamtsleiter Peter Bigalk gab außerdem zu bedenken, dass eine neue Verkehrsinsel nicht nur eine große, sondern auch teure Variante ist. „Die Tournonstraße ist eine Kreisstraße, aber der Kreis wird sagen: Wenn ihr was machen wollt, dann zahlt es auch.“

Dass die Lichtverhältnisse verbessert werden müssen, ist derweil Konsens bei allen Teilnehmer der Verkehrsschau. Die Ausleuchtung sei in der Tat nicht optimal, sagte Auer. Auf der Straßenseite, an der der Sportpark liegt, scheine viel Licht auf die Straße, während die Feldseite im Dunkeln liege. „Das ist ein gewisser Kontrast.“

Die Verwaltung hält eine bessere Ausleuchtung für eine mögliche Lösung

Auch die Verwaltung hält eine bessere Ausleuchtung für eine mögliche Lösung. „Wir werden auf die Stadtwerke zugehen“, versprach Bürgermeister Geyer. Vielleicht könne man auch noch mit dem Landratsamt über eine Temporeduzierung sprechen. Derzeit gilt auf der Tournonstraße auf Höhe des TSV-Sportparks die Höchstgeschwindigkeit von 60 Kilometer pro Stunde. Eventuell ließe sich das Tempo auf 50 Stundenkilometer reduzieren. Zudem appellierte Günter Geyer an Fußgänger und Radfahrer, sich mit Leuchtbändern in der Dunkelheit sichtbar zu machen.

Ob sich die SPD, deren Mitglied Raimund Ulrich war, und die Vordenker des TSV Schmiden damit zufriedengeben, ist ungewiss. „Wir haben uns 2011 auch zu schnell mit der kleinen Lösung, der Temporeduzierung auf 60 Stundenkilometer einverstanden gezeigt“, sinnierte Ulrich Lenk jedenfalls selbstkritisch.