Das Verkehrsgutachten City Prag ist den Bezirksbeiräten Nord und Feuerbach vorgestellt worden – und durchgefallen. Bezirksbeiräte bemängeln die Ergebnisse.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Feuerbach - Das Verkehrsgutachten City Prag ist am Dienstagabend den Bezirksbeiräten Nord und Feuerbach vorgestellt worden – und durchgefallen. Stephan Oehler vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung war im Feuerbacher Rathaus zu Gast, um die Ergebnisse der Untersuchung vorzustellen. Nicht dabei war der Geschäftsführer des Gutachterbüros BS Ingenieure, Frank P. Schäfer, der den Stadträten im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats die Ergebnisse präsentiert hatte (wir berichteten). Im Gutachten ist die derzeitige Verkehrssituation sowie die Prognose für das Jahr 2025 dargestellt. Zu diesem Zeitpunkt sollen alle neuen Wohngebiete am Pragsattel fertiggestellt sein. Oehler rechnet durch die Aufsiedlung der City Prag mit rund 5000 zusätzlichen Fahrzeugen im Gebiet: „Die Hauptlast davon trägt mit 20 Prozent die Maybachstraße.“

 

Dass der Bereich Killesberg/Pragsattel bereits heute verkehrsbelastet ist, zeigen die vorgestellten Zahlen: Rund 35 000 Fahrzeuge seien täglich auf der Siemensstraße unterwegs, etwa 18 000 auf der Maybachstraße und 14 000 auf der Stresemannstraße. Die Siemens-, die Maybach- und die Alarichstraße seien bereits heute an der Grenze der Leistungsfähigkeit. Der Verkehr vom und zum Theaterhaus sowie vom und zum Varieté sei unkritisch zu bewerten, erklärte Oehler, da er nicht innerhalb der Stoßzeiten stattfinde.

Gutachter empfehlen zusätzliche Ampeln

Um die Gesamtsituation zu verbessern, empfiehlt das Gutachterbüro unter anderem zusätzliche Ampeln, etwa an der Alarichstraße, außerdem solle man die Zufahrten zu den neuen Wohngebieten noch einmal genauer ansehen. Ein weiterer Vorschlag ist, die Linksabbiegespur von der Siemens- in die Maybachstraße abzuschaffen, und so den Verkehr von der belasteten Maybachstraße auf die Stresemannstraße zu lenken. „Genau diese Zahlen haben wir befürchtet“, sagte Timo Haug (CDU) aus dem Bezirksbeirat Nord. „Dass der Verkehr Varieté und Theaterhaus unkritisch ist, stimmt nicht: Die Leute gehen oft schon um 18 Uhr dort essen, und das ist mitten in der Stoßzeit.“ Des Weiteren sei das Wohngebiet Hildebrandstraße/Im Götzen im Gutachten nicht berücksichtigt worden. „Und es kann nicht sein, dass die Stresemannstraße zusätzlich belastet wird, um die Maybachstraße zu entlasten“, sagte Haug und forderte, alle Neubaumaßnahmen einzustellen, bis ein neues Verkehrskonzept erstellt sei. Dafür erntete er Applaus von den Zuhörern im Saal. Sein Feuerbacher Parteikollege Dirk Teichmann schlug in die gleiche Kerbe: „Es sind für uns Feuerbacher wieder nur einzelne Punkte herausgepickt, und große Teile von Stuttgart-Nord sind nicht berücksichtigt.“

Warnung vor dem Verkehrskollaps

Harald Beck (SÖS-Linke-Plus) wollte wissen, ob die erwarteten 23 000 zusätzlichen Fahrzeuge durch den Rosensteintunnel bereits miteingerechnet seien. Dies bestätigte Stephan Oehler. Reiner Götz von der Feuerbacher Grünenfraktion hatte eine andere Meinung: „Niemand hat geglaubt, dass es dort weniger Verkehr geben wird. Aber wir wollen das innerstädtische Wohnen haben, man muss Prioritäten setzen.“ Gabriele Heise (FDP) warnte vor einem Verkehrskollaps: „Wir brauchen ein Gesamtverkehrskonzept, sonst sind wir irgendwann in den Bezirken eingemauert.“ Der Verweis auf den ÖPNV helfe nicht, sagte sie: „Nur weil die Haltestelle Pragsattel vor der Tür liegt, heißt es nicht, dass die Leute sie auch nutzen.“ Außerdem wies sie darauf hin, dass der geplante Rückbau der B 295 entlang der Tunnelstraße inklusive Verschwenkung auf die Heilbronner Straße nicht berücksichtigt worden sei.

Der Stadtplaner Stephan Oehler hatte zu Beginn der Sitzung schon erklärt, dass er einen „Vorabzug“ des Gutachtens präsentiere, Anmerkungen und Anregungen vonseiten der Bezirksbeiräte seien noch möglich. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte Oehler nach der Sitzung, dass das Verkehrsgutachten nun erst einmal abgeschlossen sei: „Es kamen keine konkreten Vorschläge. Es wurde gefordert, ein neues Gutachten zu machen, und das können wir nicht leisten.“ Dafür seien erneute Gelder notwendig, die in diesem Fall erst bewilligt werden müssten.