Das Warten hat ein Ende: Auf einer Länge von 800 Metern gilt in Friolzheim ab sofort eine Geschwindigkeitsbegrenzung.

Friolzheim - Eine Odyssee mit Tempo 50 hat ihr Ende gefunden: Nach langem Ringen der Gemeinde Friolzheim um eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometern pro Stunde in der Ortsdurchfahrt können die Beteiligten jetzt einen großen Erfolg verbuchen: Auf rund 800 Metern der Ortsdurchfahrt von der Leonberger Straße 65 über die Pforzheimer Straße bis zur Wimsheimer Straße 3 gilt fortan in beiden Richtungen Tempo 30. Das Landratsamt Enzkreis hat die Schilder diese Woche aufgestellt.

 

Auf ihrem Weg musste die Gemeinde einige Rückschläge hinnehmen. Zuletzt wurde eine Geschwindigkeitsbegrenzung 2018 vom Landratsamt abgelehnt. Denn für Tempo 30 in einer Ortsdurchfahrt muss es gravierende Gründe geben. Und weder sind entlang der Straße eine Schule oder ein Kindergarten angesiedelt, noch gibt es dort besondere Gefahrenstellen. Auch der Aspekt Lärm kam damals nicht infrage. „Lärmschutzgründe sind in Friolzheim auch nicht ersichtlich“, hießt es noch 2018 vom Landratsamt.

Die Lärmbelastung ist groß

Der Lärmaktionsplan, den die Gemeinde im Anschluss erstellen ließ, zeigte jedoch ein anderes Bild: Daraus geht hervor, dass allein an der Leonberger Straße 81 Betroffene Lärmpegeln von mehr als 65 Dezibel tagsüber ausgesetzt sind, bei 23 Gebäuden lag der Lärmpegel sogar bei über 70 Dezibel. Und das bedeutet dringenden Handlungsbedarf.

Ende 2020 dann die gute Nachricht im Gemeinderat: Tempo 30 kommt. Wenigstens auf einem Straßenabschnitt von 800 Metern. Gewünscht hatte sich die Gemeinde die Tempobegrenzung auf einer Strecke von 1700 Metern. Das ging beim Landratsamt und dem Regierungspräsidium aber nicht durch. Trotzdem zeigte sich der Großteil des Gemeinderats sehr zufrieden mit dieser Kompromisslösung.

Kontrollen angekündigt

„Damit geht ein lang gehegter Wunsch der Gemeinde und der Menschen, die hier leben, in Erfüllung“, kommentierte der Bürgermeister Michael Seiß. Damit die Regelungen auch Akzeptanz finden und beachtet werden, kündigt das Landratsamt nach einer kurzen Gewöhnungsphase auch Geschwindigkeitskontrollen an. Denn darüber, dass die Schilder nicht nur der Dekoration dienen sollen, sondern für einen effektiven Lärmschutz auch beachtet werden müssen, sind sich Seiß und Oliver Müller, Leiter des Straßenverkehrs- und Ordnungsamtes, einig.

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Es sei „im höchsten Maße erfreulich“, dass die Tempo-30-Regelung, auch von der Freien Wählervereinigung im Gemeinderat mit auf den Weg gebracht, nun gelte, bestätigt Michael Welsch (FVW). „Ich denke, das ist eine gute Kompromisslösung zwischen der Maximal-Lösung, die gefordert, und der Minimal-Lösung, die uns angeboten wurde.“ Gerade im Kurvenbereich und mit Blick auf das nahe gelegene Seniorenheim sorge die neue Regelung nun auch für mehr Verkehrssicherheit.

Gemeinderat ist zufrieden

„Einige Bürger haben sich massiv beklagt über den Lärm“, erinnert sich Jürgen Sülzle (Wir für Friolzheim) zurück an die Bürgerbeteiligung, die zu Beginn des Lärmaktionsplans stand. „Im Sinne dieser habe ich das im Gemeinderat mitgetragen.“ Aus Sicht der Anwohner findet Sülzle die neue Regelung sehr positiv. Und ganz persönlich? „Ich bin da neutral“, sagt der Stadtrat.

Auch von BUNT für Friolzheim kommt Zustimmung zum neuen Tempolimit: „Wir sind geschlossen für Tempo 30 und begrüßen das sehr“, kommentiert Jane Brosch. Entlang der Hauptstraße gebe es einige gefährliche Ecken, und auch in Sachen Lärmschutz sei die Regelung gut. Trotzdem: „Wir bevorzugen die Maximalvariante“, sagt Brosch. „Es ist sehr schade, dass kritische Verkehrsbereiche keine Berücksichtigung bekommen haben, sondern nur der Lärmschutz.“ Als Beispiel nennt sie zwei Stellen im weiteren Verlauf der Wimsheimer Straße bis zur Autobahnbrücke. Dort überqueren Schulkinder die Straße – das Limit ist hier nach wie vor bei Tempo 50. BUNT für Friolzheim will sich deshalb für eine Weiterführung des Lärmaktionsplans stark machen.