Trotz der Klage der Deutschen Umwelthilfe ist sich Ludwigsburg sicher, Fahrverbote vermeiden zu können. Zwölf Millionen Euro gibt man für digitale Verkehrstechnik aus – doch manche zweifeln am Erfolg.

Ludwigsburg - In knapp sechs Monaten dürfen ältere Diesel bis zur Euro-Vier-Norm nicht mehr in die Landeshauptstadt fahren. Ludwigsburg will Fahrverbote unbedingt vermeiden – und sieht dazu gute Chancen. „Wir gehen davon aus, dass dies nicht nötig sein wird“, sagt Heinz Handtrack, der Referatsleiter für Nachhaltige Stadtentwicklung im Rathaus. Trotz der Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die auch Ludwigsburg umfasst. Denn in der Barockstadt gehen die Stickoxid-Werte zurück – am Freitag etwa wurden 54 Mikrogramm je Kubikmeter gemessen, erlaubt sind 40.

 

„Die Stadt Stuttgart hat aufgrund ihrer topografischen Lage größere Schwierigkeiten“, sagt Handtrack. Sprich: Im Kessel verteilen sich Feinstaub und Stickoxide schlechter. Doch das allein hilft Ludwigsburg nicht. Daher hat der Gemeinderat am Mittwoch ein dickes Paket von 12,2 Millionen Euro verabschiedet, wie der Verkehr flüssiger durch die Stadt rollt. Die Hälfte davon kommt aus Berlin – ein Ergebnis des Dieselgipfels im Kanzleramt, an dem der OB Werner Spec teilgenommen hat.

Vier Millionen Euro für schlaue Ampeln

Der dickste Brocken davon, gut vier Millionen Euro, werden für digitale Ampelschaltungen ausgegeben. „Wir haben das schon in einem Pilotprojekt mit einem modernen Verkehrsrechner umgesetzt, nun soll das flächendeckend kommen“, sagt Spec. So könnten auch Busse schneller durch den Stau kommen, so die Hoffnung.

Dazu gesellen sich ein Parkleitsystem für die Weststadt, elektronische Anzeigentafeln, neue Informationsmonitore für den Busverkehr am Ludwigsburger Bahnhof – und vieles mehr. Doch werden diese Maßnahmen ausreichen , um tatsächlich Fahrverbote zu umgehen?

CDU, Freie Wähler und FDP jubeln

Im Gemeinderat gehen die Meinungen da stark auseinander. CDU und Freie Wähler stimmen schon beinahe Jubelarien an. „Wir brauchen keine Fahrverbote oder Maßnahmen, die zu mehr Stau führen“, erklärt der CDU-Sprecher Klaus Herrmann. Auch der FDP-Mann Jochen Eisele lobte etwa die „Smart City Cloud“, eine digitalen Datenwolke, mit der alle Verkehrsströme erfasst und besser gelenkt werden. Doch zumindest die Grünen sehen das ganz anders. „Wir dürfen nicht einfach glauben , dass Digitalisierung alleine reicht“, erklärt der Fraktionschef Michael Vierling. auch Daniel O’Sullivan (SPD) sagt: „Es gibt noch viele offene Fragen.“ Wofür die zwölf Millionen Euro im einzelnen ausgegeben werden, dazu gibt es von der Verwaltung nur wenig Auskunft.

Durchgesickert ist etwa, dass man an der Friedrichstraße die Abbiege-Regelung verändern könnte. Hier fürchtet etwa die Lubu-Rätin Elga Burkhardt, dass man nur versucht, die Messstation an der Friedrichstraße zu auszutricksen. Dann wären zwar die Messwerte besser, aber nicht die tatsächliche Belastung der Bürger.

Die Grünen sind skeptisch

Auf Skepsis stößt auch die sogenannte CarX-Kommunikation – damit sollen autonome Autos frühzeitig erkennen können, wann die Ampel grün wird. Ob damit tatsächlich die Verkehrsbelastung sinkt? Der OB ist vom Gesamtpaket überzeugt: „Es handelt sich um multifunktionale Lösungen.“ Der Gemeinderat stimmte mit großer Mehrheit zu. Doch sogar dem eher als Autofreund bekannten Freie-Wähler-Sprecher Reinhardt Weiss ist nicht ganz wohl bei der Fahrverbots-Klage der Deutschen Umwelthilfe: „Die Uhr tickt.“