Die Mehrheit im Bezirksbeirat Stuttgart-Mitte ist sich einig: Ein Fußgängerüberweg ab der Konrad-Adenauer-Straße muss her. Die CDU findet einige Gründe, den Plan abzulehnen.

S-Mitte - Es scheint fast so, als hätten Grüne und CDU in der Frage einer Fußgängerquerung an der Konrad-Adenauer-Straße ihre gängigen Rollen getauscht. Klaus Wenk, Bezirksbeirat der CDU, ergriff das Wort in der jüngsten Sitzung des Gremiums Mitte, nachdem Vertreter der ökosozialen Fraktionen die Vorlage der Verwaltung für einen Fußgängerüberweg an der Bundesstraße 14 in der Höhe der Ulrichstraße im Bezirksbeirat Mitte für gut befunden hatten.

 

Wenk begründete die Ablehnung seiner Fraktion mit den Argumenten eines Umweltschützers. Die Bürger sorgten sich wegen Feinstaub, meinte er. „Es kann nicht sein, dass wir 600 000 Euro ausgeben, damit wir 400 Meter mehr Stau in der Stadt haben“, meinte der CDU-Politiker.

CDU bezieht sich auf Kuhn

Wenk erlaubte sich einen Seitenhieb auf die Grünen. Der CDU-Politiker erwähnte in seinem Redebeitrag, dass unter anderem auch der grüne Oberbürgermeister Fritz Kuhn rollenden und stehenden Verkehr in der Innenstadt als schlimmste Quelle für Feinstaub gebrandmarkt habe. Ohne es in Worten auszudrücken, legte Wenk mit diesem Hinweis auf die Äußerung Kuhns nahe, dass die Grünen das Ziel einer geringeren Feinstaubbelastung in Stuttgart seiner Meinung nicht forciert genug verfolgten.

Die grüne Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle machte mit ihren einleitenden Worten bei der Sitzung des Gremiums deutlich, was die Grünen und die anderen Fraktionen des ökosozialen Lagers im Bezirksbeirat wie auch im Gemeinderat anstreben. „Wir wollen rüber“, sagte die Bezirkschefin zu den Bezirksbeiräten und meinte damit selbstverständlich die Konrad-Adenauer-Straße.

Kienzle will Fußgängerwege

Kienzle ging in ihren Äußerungen unter anderem auf die Kultureinrichtungen an der Straße ein. Es sei dringend nötig, dass diese gut zu Fuß zu erreichen sind, sagte sie. Die Bezirksvorsteherin machte auch deutlich, dass aus ihrer Sicht die Rechnung der CDU in Sachen Luftreinhaltung nicht aufgehe. Ziel müsse es sein, den Autoverkehr in der Innenstadt allgemein zu reduzieren. „Deshalb brauchen wir einen Ausbau der Fußgänger- und Radwege“, meinte die Bezirksvorsteherin. Die CDU-Fraktion lehnte als einzige Fraktion eine Zustimmung zu den Plänen ab. Der Gemeinderat wird voraussichtlich, am 11. Oktober über sie entscheiden. Die Befürworter des Überwegs sind auch in diesem Gremium in der Mehrheit.

Der beauftragte Ingenieur und Verkehrsplaner Jürgen Karajan legte dem Gremium vor der Abstimmung eine Simulation vor. Sie sollte mögliche Auswirkungen einer Fußgängerquerung mit Ampelanlage auf das Verkehrsaufkommen darstellen. Karajan zeigte den Bezirksbeiräten anhand der bewegten Bilder auf, dass der Verkehr kurzzeitig an der Signalanlage stocke. Die Fahrzeiten zwischen Leonhardskirche und Neckartor nähmen den Berechnungen zufolge um neun bis 13 Sekunden zu. In Richtung Charlottenplatz sei mit maximal 130 Meter Stau am Morgen und 150 Meter Stau in der abendlichen Spitzenzeit zu rechnen. Wer in Gegenrichtung zum Neckartor fahre, muss der Simulation zufolge mit 230 Metern Stau in der Spitzenzeit am Morgen rechnen und mit 250 Metern am Abend. „Massive Behinderungen des Verkehrs erwarten wir nicht, selbst wenn wieder so viele Autos an der Stelle unterwegs sind wie 2014“, sagte er.

Verkehr hat abgenommen

Das Verkehrsvolumen habe sich an der Stelle im Vergleich zu vor vier Jahren reduziert, meinte der Ingenieur. Auch die neue Schnellbuslinie X1 von Bad Cannstatt in die Innenstadt würde laut Karajan durch einen Fußgängerüberweg nicht ausgebremst. Die Busse der Linie müssten allerdings im Straßenverkehr bevorrechtigt werden, stellte der Ingenieur klar.

Ein Vertreter des Tiefbauamts versicherte dem Bezirksbeirat, dass die Pläne für die Querung mit dem Land abgesprochen seien. Versenkbare Poller, die an Zufahrten zum Landtag und zum Besucherzentrum sicherstellen sollen, dass nur genehmigte Fahrzeugen passieren können, würden von den Arbeiten an dem Überweg nicht tangiert, meinte der Mitarbeiter der Stadt. Der sogenannte Terrorzaun, der Attentäter abhalten soll, mache den Bau der Querung nicht unmöglich, stellte er klar.