Der Bezirksbeirat will die Taxi-Haltestellen aus der Eberhardstraße verbannen. Die Branche sucht das Gespräch, zeigts sich aber skeptisch. Ganz anders reagiert ein Clubbetreiber.

S-Mitte - Der Taxifahrer macht eine Pause und parkt sein Fahrzeug unweit des Dilan Kebap an der Eberhardstraße. Er kurbelt das Fenster herunter, als an der Scheibe geklopft wird. Ob er schon gehört habe, dass der Bezirksbeirat Mitte die Taxistände an die Hauptstätter Straße verlegen will? Der Fahrer bittet, sich in das Taxi zu setzen und die Neuigkeit zu erklären. Im Zuge der Gestaltung einer stellplatzfreien Eberhardstraße wünschen sich die Bezirksbeiräte, dass nicht nur wie von der Verwaltung geplant zwei von 14 Taxiständen an der Eberhard- Dorn-, und Marktstraße entfallen sollen. Sie sollen alle umziehen, hinüber an die Hauptstätter Straße.

 

Der Mann wundert sich, dass „die Politiker“ etwas fordern, ohne mit denjenigen zu reden, die von der Entscheidung betroffen wären, Taxifahrern wie er. Weil er der Politik nicht traue, wolle er mit seiner Kritik auch anonym bleiben, sagt er. „Für uns bedeutet eine Verlegung, dass die Kundschaft erst einmal ausbleibt“, meint der Fahrer. „Die Kunden brauchen eine Weile, bis sie sich an einen Standort gewöhnt haben. Ist der dann weg, gehen sie dahin, wo sie sich erinnern, dass Taxis halten“, erklärt er. Sicher, auf Dauer würde sich ein neuer Standort herumsprechen. Doch die Eberhardstraße sei direkt an der Quelle, an der die übernächtigte und nicht selten auch alkoholisierte Kundschaft aus Clubs wie dem Dilayla förmlich auf die Taxisitze schwappt. Der Mann bestätigt, dass es an Wochenenden an der Eberhardstraße hektisch und auch mal laut zu gehe. Die Taxifahrer kämen sich manchmal ins Gehege, weil sie schlichtweg keinen Platz zum Halten fänden, schildert er.

Taxifahrer versteht Anwohner

Er verstehe, wenn Anwohner das stört, meint der Taxifahrer. Seine Lösung ist aber eine, die der Logik des Bezirksbeirats Mitte komplett widerspricht. Er fordert mehr statt weniger Haltestellen für Taxis an der Eberhardstraße. „Das Problem ist, dass wir gar nicht nachkommen, bei all den Leuten, die nachts nach Hause wollen“, sagt er.

Dietmar Plag von der Taxizentrale Stuttgart freut sich darauf, dass er mit Vertretern der Stadt ein Gespräch führen wird über die Zukunft der Taxiparkplätze. „Wir werden eingeladen zu einer Anhörung“, sagt er. Er lässt Kompromissbereitschaft erkennen. Die Branche sei offen für eine Diskussion über weniger Haltestellen an der Eberhardstraße, meint er. Plag äußert sich regelrecht euphorisch: „Wir werden eine sehr gute Regelung finden“, sagt er. Damit sich die Positionen der Taxibranche und des Bezirksbeirats Mitte in der Mitte treffen, müssen aber noch dicke Bretter gebohrt werden. Plag betont, dass seiner Meinung nach Taxis an den Stellen halten sollten, an denen möglichst viel Laufkundschaft anzutreffen ist. Das ist an Wochenenden an der Eberhardstraße angesichts der Dichte von Clubs und Kneipen definitiv der Fall. Einer, der eigentlich froh sein müsste, dass die Besucher seines Clubs direkt vor der Eingangstür ein Taxi finden, ist der Betreiber, des Clubs Dilayla, Yusuf Oksaz.

Clubbetreiber kritisiert Fahrer

Dennoch würde er den Taxlern keine Träne nachweinen. Eine mögliche Verlegung des Taxistands an die Hauptstätter Straße nennt er „super“. An sich sein Taxistand vor einem Club tatsächlich ein Pluspunkt, sagt Oksaz. „Die Gäste müssen ja irgendwie nach Hause, vor allem wenn keine Bahnen mehr fahren“, sagt er. Oksaz kritisiert aber das Verhalten der Taxifahrer. „Da wird gehupt und alle lassen den Motor laufen. Entweder im Winter für die Heizung oder im Sommer für die Klimaanlage“, sagt er. Gerade das Betätigen der Hupe reiße Anwohner aus dem Schlaf, meint er.

Oksaz zufolge hätten die Clubs an und in der Umgebung der Eberhardstraße den Unmut der um den Schlaf gebrachten Anwohner abbekommen. Er verweist auf die Klage wegen Ruhestörung, die im vergangenen Jahr zur Aufhebung der Sperrzeitverkürzung rund um die Eberhardstraße führte. Aus der Sicht des Clubbetreibers bleibt deshalb nur eine Lösung: Die Taxis müssten künftig an einer Stelle halten, an der niemand direkt wohne, meint er. Egal, ob müde Gäste künftiger etwas länger zum Taxistand laufen müssten.