Nach dem Unfall an der Töpferstraße, bei dem ein Lieferwagen einen Hund überfahren hat, gibt es eine Diskussion über die Sicherheit von Fußgängern am Hans-im-Glück-Brunnen.

Stuttgart - Die Vorsteherin des Bezirks Mitte, Veronika Kienzle, nennt den Tod eines Hundes an der Töpferstraße in der Fußgängerzone beim Hans-im-Glück-Brunnen einen tragischen Unfall. Der Pekinese war Ende vergangener Woche von einem Lieferwagen an der Einmündung der Geißstraße in die Töpferstraße überfahren worden und seinen Verletzungen erlegen. Der Fahrer entfernte sich vom Unfallort. Er hat sich nach Angaben der Polizei inzwischen den Behörden gestellt.

 

Kienzle regt nun zum Nachdenken über die Sicherheit von Fußgängern in den Gassen rund um den Hans-im-Glück-Brunnen an. Das Areal ist als Fußgängerzone ausgezeichnet. Allerdings ist Lieferverkehr bis 11 Uhr morgens gestattet „Es ist das erste Mal, dass dort etwas passiert ist. Mich wundert das fast“, sagt sie. Rund um den Brunnen gebe es mittlerweile überwiegend gastronomische Betriebe und immer weniger Ladengeschäfte. Diese benötigten deutlich mehr Ware als Läden und ließen etwa Bier mit schweren Lastwagen anliefern, meint Kienzle.

Bezirksvorsteherin sieht Risiken

Angesichts des engen Raums und der Unübersichtlichkeit des Areals ergäben sich Risiken für Fußgänger, mahnt die Bezirksvorsteherin. Sie plädiert für neue Regeln für den Zulieferverkehr rund um den Hans-im Glück-Brunnen. Besonders in den Schwerlastern sieht die Bezirksvorsteherin ein Problem. Sie spricht sich dafür aus, dass die schweren Lastwagen in Zukunft außerhalb des Areals entladen werden und die Ware mit Hubwagen an die Lokale transportiert wird, wie manche Lieferanten es bereits tun. Kienzle sieht die geplante Erneuerung der Bodenplatten auf dem Platz als Gelegenheit, über neue Regeln nachzudenken. Laut Verwaltung steht der Beginn der Sanierung noch nicht fest. Die Belastung durch schwere Fahrzeuge sei auch der Grund für die vielen beschädigten Bodenplatten, merkt die Bezirksvorsteherin an.

Die Polizei sieht derzeit keinen Anlass zu Sorge um die Sicherheit von Fußgängern rund um den Hans-im-Glück-Brunnen. Bisher seien keine Vorfälle angezeigt worden, erklärt ein Polizeisprecher. Er meint, dass die Außenbestuhlung der gastronomischen Betriebe an dem Platz zumindest in der warmen Jahreszeit ohnehin ein zu schnelles Fahren von Lieferfahrzeugen unmöglich machten.

Gastronomen sind gespalten

Bei den Gastronomen im Viertel stößt die Idee der Bezirksvorsteherin auf ein geteiltes Echo. Ari Tsiakmakis, Betreiber des Platzhirsches, meint, dass sein Lokal ohnehin über die Steinstraße beliefert würde. Neue Regeln für den Zuliefererverkehr am Hans-im-Glück-Brunnen beträfen ihn deshalb nicht. „Grundsätzlich finde ich die Idee super“, meint der Gastronom. Nils Weymann vom Lokal Deli erinnert daran, dass Lieferanten selbst entscheiden, wie ihre Ware zu den Kunden gelangt. „Wenn die Stadt neue Regeln aufstellt, müssen sich die Lieferanten daran halten“, sagt er.

Aus seiner Sicht sind allerdings eher Privatfahrzeuge auf der Suche nach Schleichwegen ein Problem für die Sicherheit von Fußgängern in den Gassen. „Die Lieferanten halten sich im Groben an die Lieferzeiten bis 11 Uhr morgens. Aber es gibt immer wieder Autofahrer, die durchfahren, um eine Abkürzung zu nehmen“, schildert Weymann. Der Gastronom Yusuf Oksaz betreibt die Bar Mrs. Jones an der Geißstraße. Er lehnt den Vorstoß der Bezirksvorsteherin ab. Kienzle argumentiere realitätsfern, kritisiert Oksaz. Hubwagen seien nicht geeignet, um das Volumen an Gütern an die Lokale zu liefern. „Das ist völlig undenkbar“, sagt Oksaz.

Oksaz lehnt Hubwagen ab

Auch Oksaz nennt den Tod des Hundes „tragisch“. Verantwortung trage allerdings der einzelne Fahrer und nicht der Lieferverkehr insgesamt, findet er. Ähnlich sieht das auch die Verwaltung. „Aus diesem Unfall lässt sich nicht ableiten, dass der zugelassene Lieferverkehr generell eine Gefahr für die Sicherheit darstellt“, erklärt eine Sprecherin der Stadt. Unabhängig von dem Vorfall werde derzeit aber eine Änderung der einheitlichen Lieferzeiten in der Innenstadt geprüft, erklärt sie.