Das Café des Vereins für Internationale Jugendarbeit soll zum Treffpunkt für die Nachbarschaft werden. Der Bezirksbeirat will zwei Stellplätze vor dem Gebäude entfernen, um den Eingang offen zu halten.

S-Mitte - Eine junge Mutter mit Kinderwagen schaut sich hilflos um an der Moserstraße. Sie spricht Passanten an, wo denn die Hausnummer 10 sei. Als sie darauf hingewiesen wird, dass sie nur wenige Meter vom Eingang entfernt steht, ist sie erstaunt. Sie hat den Eingang zum Verein für internationale Jugendarbeit glatt übersehen. Jutta Arndt vom Vorstand des Vereins überrascht das nicht. Sie findet, dass die parkenden Autos die Sichtbarkeit des Vereins an der Moserstraße einschränken. Das ist aus ihrer Sicht aber nicht das einzige Problem.

 

Arndt berichtet, dass es schwierig sei, in der Nähe des Vereins sein Fahrrad irgendwo anzuketten. „Da es bei uns keine Stellplätze für Fahrräder gibt, müssen sich Radfahrer eben eine Laterne suchen. Ich habe es selbst erlebt, dass dann schon alle besetzt sind“, erklärt die Vorstandsfrau des Vereins für Internationale Jugendarbeit. Für das, was sich im Erdgeschoss des Gebäudes für die Anwohner nach dem Wunsch der Lokalpolitik entwickeln soll, sei das ein Problem, meint Arndt.

Dort gibt es schon seit geraumer Zeit ein Sprachcafé, in dem Geflüchtete und Anwohner sich begegnen können. Das Café soll aber zu einem Treffpunkt für die Nachbarschaft werden. Die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle spricht davon, dass das Café sich zum Beispiel für Seniorennachmittage eigne.

Bezirksbeirat unterstützt Verein

Kienzle hat dann sich auch bei der jüngsten Bezirksbeiratssitzung Anfang September für das Anliegen des Vereins ausgesprochen. Er wünscht sich, dass zwei Querstellplätze für Autos direkt vor dem Gebäude entfallen. Aus Sicht des Vereins könnte so der Treffpunkt für die Nachbarschaft mehr Menschen auffallen und sich besser entwickeln. „Es geht eben nicht nur um Fahrradplätze, sondern darum, dass der Raum vor dem Gebäude geöffnet wird“, meint Arndt. Der auf diese Weise gewonnene Platz soll ihrem Wunsch nach möglichst ansprechend gestaltet werden. Sie wünscht sich, dass sich nicht nur Fahrräder, sondern auch Kinderwagen vor dem Eingang anschließen lassen. Vielleicht wären auch ein Parklet, also ein Aufbau, der Menschen Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum bietet, an der Stelle der Parkplätze denkbar, meint die Vorstandsfrau.

Während die ökosoziale Mehrheit sich für das Anliegen des Vereins aussprach, lehnten CDU und FDP ihn ab. Dem FDP-Bezirksbeirat Jochen Dehmer fehlte bei dem von der Fraktion SÖS/Linke-plus eingebrachten Antrag der Hinweis, dass die wegfallenden Parkplätze nicht nur Fahrradstellplätzen weichen, sondern eben auch den Blick auf einen Nachbarschaftstreffpunkt freigeben sollen.

FDP äußert Kritik

Fahrradstellplätze könnten auch an andere Stelle als direkt vor dem Vereinsgebäude an der Moserstraße geschaffen werden, findet er. „Die Einsehbarkeit des Eingangs zum Verein ist dagegen ein Argument, dass tatsächlich für eine Freifläche spricht“, meint Dehmer. Dafür reiche aus seiner Sicht allerdings der Kompromissvorschlag von CDU und FDP aus, den die Fraktionen in der vergangenen Bezirksbeiratssitzung in die Diskussion eingebracht haben. „Wir waren ja bereit, uns für den Abbau von einem statt zwei Stellplätzen auszusprechen. Das müsste ausreichen, damit der Eingang in Zukunft besser sichtbar ist“, findet Dehmer. Er rät zur Vorsicht, wenn es darum geht, auf Autostellplätze in der Innenstadt zu verzichten. „Das halte ich angesichts der Parkplatznot für schwierig. Da sollten immer die Interessen gegeneinander abgewogen werden“, meint der FDP-Bezirksbeirat.