Zu viele Autos, zu schmale Gehwege – und der Unfalltod eines kleinen Mädchens: Traute Lindenmaier will die Situation in der Feuerbacher Heide im Stuttgarter Norden nicht länger hinnehmen.

S-Nord - Zwischen 7.30 und 8.05 Uhr steht Traute Lindenmaier an der Ecke Feuerbacher Heide und der Straße Am Bismarckturm und zählt: 95 Autos, fünf Roller und fünf Fahrräder fahren in den 35 Minuten die Feuerbacher Heide hoch, 37 Autos und zwei Radler fahren die Straße runter. Fünf Fußgänger drängen sich auf dem etwa 1,20 Meter schmalen Fußgängerweg. In der Straße Am Bismarckturm waren in beide Richtungen 35 Autofahrer unterwegs. Außerdem hat Frau Lindenmaier einen Plan gezeichnet und sämtliche Garagenausfahrten in dem Bereich eingezeichnet: Es sind viele, eine vor fast jedem Gebäude

 

Warum die 76-jährige ehemalige Lehrerin das so akribisch aufzeichnet? Bereits vor Jahren befürchtete sie, dass es wegen der unübersichtlichen Straßenverhältnisse, der vielen Parkplätze und der sehr schmalen, oft nur auf einer Straßenseite vorhandenen Gehwege zu Unfällen kommen könnte. „In der Rudolf -Steiner-Straße ist die Waldorfschule. Vor Schulbeginn und nach Schulschluss ist rund herum ein Geschiebe und Gedränge. Schüler rennen kreuz und quer. Eltern bringen oder holen per Auto ihre Kinder ab, fahren hin und her,wenden. „Das war immer gefährlich“, stellt sie fest.

Umbau der Kreuzung Doggenburg soll Entlastung bringen

Durch ein tragisches Ereignis fühlt sie sich bestätigt: Vergangenen Montag hat der Prozess gegen eine Autofahrerin begonnen, die Mitte Dezember 2017 rückwärts auf dem Gelände des Tennisclubs Doggenburg ausgeparkt und dabei ein zweieinhalbjähriges Mädchen mit ihrem Wagen erfasst hatte. Das Kind war sofort tot (die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten berichteten). Der Prozess vor dem Amtsgericht wegen fahrlässiger Tötung wird vermutlich am kommenden Mittwoch abgeschlossen. Die Ein- und Ausfahrt zum Parkplatz ist mittlerweile abgesperrt. Am Unfallort erinnern angezündete Kerzen, zwei Schalen mit Zwergnarzissen, Engel und eine Gedenktafel mit dem Namen des Mädchens und seinem Geburts- und Todestag an die Tragödie.

An dem Gedenkort packt Traute Lindenmaier der Zorn: „Das hätte nicht passieren müssen, wenn die Straße überschaubarer wäre. Generell würde ein Rundverkehr in nur eine Richtung schon für mehr Sicherheit sorgen“, ist sie überzeugt. Die 76-Jährige ist langjähriges Mitglied des VCD, der sich als ökologischen Verkehrsclub sieht. „Uns ist es ein Anliegen, dass Fußgänger, Rad- und Autofahrer gleichberechtigt sind. Es macht mich traurig und wütend, dass Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen“, sagt sie und sieht Handlungsbedarf sowohl bei der Stadtverwaltung als auch bei der Waldorfschule. Die Stadt müsse für eine sicherere Verkehrssituation sorgen, die Schulleitung auf die Eltern einwirken, ihr Kinder nicht mit dem Auto zur Schule zu fahren.

Letzteres sieht auch das Amt für öffentliche Ordnung so: „Die Bring- und Abholdienste sind suboptimal. Wir wenden uns regelmäßig an die Schulleitung mit der Bitte, im Sinne der Kinder nicht vor die Schultür zu fahren“, sagt Susanne Scherz, Leiterin der Abteilung Straßenverkehr beim Ordnungsamt. Und sie weist darauf hin, dass durch den Umbau der Kreuzung Doggenburg im kommenden Jahr die Zufahrt zur Feuerbacher Heide begrenzt wird.

Allerdings stellt Scherz auch fest, dass in Bereich Feuerbacher Heide /Rudolf-Steiner- Straße keine Unfälle zu verzeichnen sind und der tödliche Unfall auf Privatgelände passiert sei. Die Abteilungsleiterin räumt indes auch ein, dass so schmale Gehwege wie dort heute nicht mehr gebaut werden.