Zur Festspielzeit verstopfen unzählige Besucher die Gassen der Salzburger Altstadt. Dort will man jetzt gegensteuern und verbannt wenigstens zur Mittagszeit die Autos aus den Gassen. Doch es gibt wie immer auch Ausnahmen.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Salzburg - Auf den ersten Blick, schreibt Franz Schubert 1825 aus Salzburg an seinen Bruder Ferdinand, mache die Stadt „einen etwas düsteren Eindruck“ auf ihn. Schubert setzt fort mit der Bemerkung „da leider gleich nach unserer Ankunft Regen eintrat, welches hier sehr oft der Fall ist . . .“ , und spätestens dann weiß der erfahrene Salzburg-Besucher, dass er nicht unbedingt wird weiterlesen müssen, denn das kennt ein jeder, der’s schon einmal erlebt hat: Schnürl über Salzburg sind unvergleichlich. Man kann dann nur von Glück sagen, wenn, wie grade jetzt, die Festspiele beginnen – und immerhin die Flucht ins Theater offen lassen.

 

Ansonsten sind die engen Sträßchen unterhalb des Mönchsbergs gleichzeitig Salzburgs Fluch und Salzburgs Segen. Wer sich einmal im Hochsommer durch die Getreidegasse gequetscht hat, kann die eine Version des Lieds singen, wer am Abend die Abrechnungen in den vollends überteuerten Geschäften in Händen hält, zweifelsohne die andere. Jedenfalls geht es im Altstadtgewirr stets chaotisch zu, wozu nicht unwesentlich der Autoverkehr beiträgt: Salzburg hat exorbitant große Garagen in den Berg gehauen, und trotzdem ist der Stau existenziell.

Für einen Monat während der Festspielzeit gilt nun die Regelung, dass werktags zwischen 10 und 14 Uhr die Einfahrt in und die Durchfahrt der Altstadt untersagt ist. Der Kern von Salzburg geht in eine verlängerte Mittagspause. Der Altstadt-Verband verspricht sich eine Aufwertung des Flairs – und könnte recht behalten, wenn Österreich nicht halt immer auch Österreich wäre: Quasi metternichartigen Verordnungen kann mit Ausnahmeregelungen begegnet werden. Die neue „Mittagspause“ ist ziemlich entwertet, weil einerseits darauf hingewiesen wird, dass die S-Bahn neuerdings bis fast unter den Mönchsberg fährt, andererseits nahezu jedes Hotel eine Vorzugsbehandlung genießt. Taxi – kommt gleich! Mutmaßlich wird sich also nicht viel ändern am bekannten Gewurle in diesem italienischsten Gesamtkunstwerk außerhalb Italiens, und wahrscheinlich muss man Salzburg einfach immer so betrachten wie Erich Kästner, nämlich vom Biergarten über den Dächern der Stadt aus. „Man sieht“ dann, schrieb er ungestört sehr hübsch, „eine Sinfonie“.