Laut einer Anwohnerin wird auf der Mannspergerstraße in Stuttgart-Heumaden häufig zu schnell gefahren. Klagen über den Verkehr auf der Ortsdurchfahrt gibt es hier immer wieder. Die Stadt sieht indes keinen Handlungsbedarf.

Heumaden - Der Ausblick ist famos. Von der Terrasse schaut man über die Häuserreihe gegenüber und das Neckartal hinweg geradewegs ins Grüne. Seit fast zwei Jahren wohnt die Familie an der Mannspergerstraße in Stuttgart-Heumaden und genießt die Sicht. Eines nur stößt der 46-Jährigen auf: der Verkehr. „Der Lärm ist nicht das, was stört“, sagt sie. Vielmehr werde im abschüssigen Abschnitt der Straße zwischen der Einmündung in den Glaunerweg und Lederberg oftmals zu schnell gefahren. „Es verleitet“, sagt sie und blickt den Berg hinab, aber auch von der Filderauffahrt kämen Autos mitunter „hochgeschossen“. Sie benutzt das Wort „Raser“.

 

Die Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, hat zwei kleine Kinder. Für sie und andere Passanten wünscht sie sich mehr Sicherheit. „Seit wir hier wohnen, ist noch nichts passiert“, brenzlige Situationen habe sie aber beobachtet, und das, obwohl in der 50er-Zone Piktogramme auf der Fahrbahn und Blinklichter warnen. Auf der Mannspergerstraße gilt nur im engen alten Ortskern zwischen der Einmündung in den Erntedankweg und dem Gebäude 92 Tempo 30. Die Anwohnerin sähe eine Drosselung jedoch auf der gesamten Straße gern, und „wenn man Nachbarn fragen würde, die wären alle dabei“.

Solche Klagen in Stuttgart-Heumaden sind nicht neu

Klagen über den Verkehr auf der Mannsperger- und auch der Bockelstraße gibt es tatsächlich immer wieder. Zu schnelle Autos, zu enge Gehwege, parkende Fahrzeuge, die die Sicht versperren: Die Kritikpunkte ähneln sich. Zuletzt hatten sich die Grünen im Bezirksbeirat des Themas angenommen – und gar „lebensgefährliche“ Zustände angeprangert. Im Bereich rund um die Kirche in Alt-Heumaden sei die Situation für Radler und Fußgänger „geradezu prekär“, obwohl genau dort Tempo 30 gilt. Im März hatte die Fraktion einen Antrag ins Rathaus geschickt, wonach die Verwaltung das Gebiet unter Gesichtspunkten der Verkehrssicherheit beäugen und danach im Bezirksbeirat berichten sollte. Selbst eine Bürgerbeteiligung schwebte den Lokalpolitikern vor. Die Straßenverkehrsbehörde im Stuttgarter Amt für öffentliche Ordnung sieht in der Ecke jedoch keine besondere Gefahrensituation. Der Bereich sei wegen eines Unfalls erst im März unter die Lupe genommen worden – ein Kind war an der Haltestelle Rose auf die Straße gerannt, von einem Bus erfasst und schwer verletzt worden –, und man sei zum Schluss gekommen, dass weder die städtebauliche noch die verkehrliche Situation den Unfall herbeigeführt hätten. In der polizeilichen Statistik sei die Gegend nicht auffällig. Auch dass in dem Bereich häufig zu schnell gefahren werde, sei nicht bekannt. Fazit der Behörde: „Aus verkehrssicherheitlichen Gründen besteht für uns daher kein akuter Handlungsbedarf.“ Dennoch werde man den Bereich im Auge behalten.

Zebrastreifen oder Tempoampel?

Ähnliches gilt offenbar für den abschüssigen Teil in Richtung Lederberg. „Die Verkehrssicherheitslage in dem Abschnitt Glaunerweg in Richtung Hedelfinger Filderauffahrt stellt sich bisher Polizei, Verkehrsüberwachung und Straßenverkehrsbehörde als unauffällig dar“, teilt der Verwaltungssprecher Niklas Junkermann mit. Es lägen weder Erkenntnisse über eine auffällige Unfalllage noch Beschwerden vor. „Von daher ist nicht vorgesehen, diese zu erweitern“, sagt er über die Tempo-30-Regelung.

Zumal auf dieser Haupterschließungsstraße der Busverkehr abgewickelt werde. „Somit gehört die Mannspergerstraße zum vom Gemeinderat beschlossenen Vorbehaltsstraßennetz, das die Hauptverkehrsmengen und den ÖPNV aufnehmen soll und in dem von der Straßenverkehrsordnung grundsätzlich – in Abgrenzung zu den anliegenden 30er-Wohngebietszonen – eine Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern vorgegeben ist“, erklärt Niklas Junkermann.

Die Anwohnerin will dennoch dranbleiben. „Ich habe überlegt, irgendwie aktiv zu werden“, sagt sie. Einen Zebrastreifen könnte sie sich ebenso vorstellen wie eine blinkende Tempotafel. Am liebsten wäre ihr aber die Abkehr von Tempo 50. „Überall sprießen doch die 30er- und 40er-Zonen“, sagt sie. Eine Tür lässt Niklas Junkermann im Gespräch mit unserer Zeitung immerhin offen: „Die Verkehrsüberwachung wird die dortige Situation aufgrund der von Ihnen aufgegriffenen Beschwerde der Anwohnerin überprüfen und im Anschluss über weitere Maßnahmen entscheiden.“