Bezirkschefin Veronika Kienzle findet, dass der Taxistand vom Wilhelmsplatz an die Schlosserstraße verlegt werden sollte – zu Gunsten der Außenflächen der dortigen Gastronomie. Die Branche und die Stadt lehnen das aber klar ab.

S-Mitte - Petra Reim würde sich freuen. „Natürlich wäre es toll, wenn wir mehr Platz für die Außengastronomie bekämen“, sagt die Wirtin des Il Pomodoro am Wilhelmsplatz. Die Rechnung, die sie aufmacht, geht so: Nur im Sommer sei die Außenfläche für ihren Betrieb nutzbar, und dann zähle jeder Platz. Von daher wäre es ein Geschenk für das Restaurant, wenn der Taxistand direkt vor dem Lokal einer Fläche weichen würde, auf der Reim noch mehr Tische und Stühle aufstellen könnte.

 

Genau das wünscht sich die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle. Sie sei dafür gewesen, dass der Taxistand während der Arbeiten an der Fahrradspur am Wilhelmsplatz an die Schlosserstraße verlegt wird – und da auch bleibt. Kienzles Argument erinnert an die Rechnung der Wirtin des Il Pomodoro. Mehr Fläche könnte für die Bewirtschaftung zur Verfügung stehen und dem Umsatz der Lokale am Wilhelmsplatz zu Gute kommen. Die Verwaltung sei laut Kienzle dagegen gewesen: „Die Taxifahrer wollen das nicht.“

Die Taxibranche wehrt sich

Dietmar Plag von der Taxizentrale Stuttgart kennt tatsächlich nur eine Antwort auf das Anliegen Kienzles: „Für uns kommt das gar nicht in Frage.“ Ein Taxistand gehöre dorthin, wo Fahrer und Kunden den größten Nutzen hätten, sagt er. „Das ist immer dort, wo die meiste Laufkundschaft ist.“ Ein solcher Ort ist laut der jetzige Stand am Wilhelmsplatz. Die Schlosserstraße sei für ihn schlichtweg keine Alternative: „Da findet uns kein Mensch.“

Für Kienzles Gewichtung der Interessen hat Plag kein Verständnis. „Es gibt doch so viel Außengastronomie am Wilhelmsplatz“, findet er. Ähnlich argumentiert die Stadt. Der Wilhelmsplatz böte viele Vorteile als Standort für Taxifahrer, erklärt ein Sprecher der Stadt. „An der Schlosserstraße sind die Voraussetzungen für einen Taxistand weniger günstig.“

Karolin Bruckner trinkt im Lokal „La Concha“ eine Tasse Kaffee. Sie arbeitet in der Nähe und ist erst einmal froh, dass ein Fahrradstreifen kommt. „Das war schon gefährlich, wenn die Fahrradfahrer aus Angst vor dem Verkehr hier auf dem Gehsteig gefahren sind, besonders für die Kellner, die hin- und herlaufen mussten“, sagt sie. Bruckner fände es aus Sicherheitserwägungen auch nicht schlecht, wenn der Taxistand an eine andere Stelle verlegt würde. „Die Taxifahrer wenden oft abrupt. Da ist es doch nur eine Frage, bis es auf der Fahrradspur knallt“, sagt sie. Auf der anderen Seite gehöre der Taxistand auch irgendwo zum Wilhelmsplatz, sagt sie. Sie schlägt vor, dass die Taxis nur abends halten und tagsüber den Radfahrern Platz machen.

Kunden nutzen Taxis

Auch die Wirtin Petra Reim ist sich nicht ganz sicher, ob sie den Taxistand vor ihrem Lokal nicht doch ein bisschen vermissen würde. Sicher, sie könne Kunden jederzeit ein Taxi telefonisch bestellen, aber bequem sei es für den einen oder anderen schon, direkt einsteigen zu können, meint sie. „Wir kommen ja auch super mit den Taxifahrern aus. Wir haben nichts gegen die Taxis“, sagt sie.