Schneller an den Haken: Die Verkehrsüberwachung ist mit ihrem mobilen Team nun auch auf Fahrrädern unterwegs. Sie ahnden Verstöße, die mitunter auch Gefahrenquellen sein können.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Einen Autofahrer wie aus dem Lehrbuch – dem mit den Negativbeispielen – konnten die Mitarbeiter der städtischen Verkehrsüberwachung am Freitag präsentieren: Er hat vom Café aus relativ entspannt zugeschaut, wie er an seinen Smart einen Strafzettel gesteckt bekam. Erst als ein Abschleppauto vorfuhr, rührte er sich und ließ den Kaffee kalt werden. „Das ist typisch“, sagte der Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU), als der Böblinger zerknirscht mit seinem Strafzettel immer noch unterm Scheibenwischer und mit einer Rechnung für den Abschleppwagen in der Tasche wegfuhr. „Den Strafzettel über 25 bis höchstens 35 Euro nehmen viele in Kauf. Erst das Abschleppen wirkt abschreckend.“

 

Verkehrsüberwachung hat nun auch Fahrräder

Um mehr Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Wagen schneller am Haken hängen kann, als es die meisten Führerscheininhaber denken, hat die Stadt nun die Kampagne „Stuttgart parkt fair“ ins Leben gerufen. Wobei der Titel vor allem das Ziel des Ganzen ist. Auf dem Weg dahin werden noch viele Fahrerinnen und Fahrer sich ein hektisches Wettrennen mit dem Abschlepper zu ihrem fahrbaren Untersatz liefern: Nicht nur Information, sondern auch konsequente Sanktion gehören für Schairer zum Konzept. Dafür wurde das Team vergrößert, und die mobile Verkehrsüberwachung ist deswegen noch ein bisschen mobiler geworden: 16 Mitarbeiter sind in der Stadt an Brennpunkten unterwegs, darunter – neu seit Anfang November – auch sechs mit dem Fahrrad.

„Vielen ist gar nicht bewusst, gegen welche Verkehrsregel sie verstoßen und dass sie mit ihrem Verhalten auch andere gefährden“, begründet Schairer, warum die Stadt nun konsequenter und mit hohem Personaleinsatz den Falschparkern den Kampf ansagt: Wer so parkt, dass weniger als 3,05 Meter Fahrbahnbreite übrig seien, der verhindere, dass Rettungsfahrzeuge durchkommen. Auch die Müllabfuhr sei dann nicht mehr in der Lage, ihren Job zu machen. Das ist eine der „zehn größten Parksünden“, welche die Stadt den Auto fahrenden – und parkenden – Bürgern vermitteln will.

Parkverbote sind oft auch sicherheitsrelevant

Deswegen verteilen die Ordnungshüter nicht nur Strafzettel, sondern auch Aufkleber. Aus Folie und mit dem eigentlich aus der Fahrschule bekannten, aber oft ignorierten Halteverbotszeichen versehen, prangen diese an den Scheiben der falsch geparkten Autos. Darauf ein Hinweis auf die Homepage der Stadt, wo die zehn größten Parksünden zusammengefasst sind, erläutert der Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. „Ich hab’ mich auch mal im Freundeskreis umgehört. Kaum jemand kann die alle benennen“, sagt er. Auf das Parken auf Behindertenparkplätzen und in Feuergassen kämen noch viele. Aber dass auch das Abstellen eines Autos auf Rad- oder Gehwegen sofort zum Abschleppen führt, das sei vielen Autofahrern nicht bewusst.

Mit dem Ausbau der mobilen Verkehrsüberwachung will die Stadt allmählich wieder auf den Stand von vor vier oder fünf Jahren kommen. Damals habe sich die Polizei noch stärker an der Verkehrsüberwachung beteiligt. Für die Polizei seien aber etliche neue Aufgaben dazugekommen, deswegen habe die Stadt ihr Team vergrößern müssen. In diesem Jahr rechnet Joachim Elser, der Leiter der städtischen Verkehrsüberwachung, mit rund 2700 abgeschleppten Autos in der Stadt. Verwarnungen werden noch viel mehr verteilt: Die Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung stellten im Jahr 2017 mehr als 830 000 Verwarnungen aus – etwa wegen abgelaufener Parkzeit.