Pro Tag kracht es in Stuttgart im Durchschnitt 71 mal. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Unfälle leicht gesunken – es ist aber immer noch der zweithöchste Wert im Zehnjahresvergleich.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Polizei hat eine Nachricht verkündet, die nur auf den ersten Blick wirklich gut ist: Die Zahl der Verkehrsunfälle ist im vergangenen Jahr gesunken, um 763 auf 25 779. Das ist ein Rückgang um 2,78 Prozent. Erfreulich ist das schon, dennoch ist dies die zweithöchste Unfallzahl der vergangenen zehn Jahre.

 

Im Jahr 2011 hatte die Statistik zum ersten Mal die Marke von 25 000 Unfällen geknackt. Für das Jahr 2012 hatte die Polizei im vergangenen Frühjahr den Negativrekord von 26 542 Unfällen im Stadtgebiet gemeldet. Die Unfallzahlen waren seit 2004 kontinuierlich gestiegen, wobei die Zahl der in Stuttgart zugelassenen Fahrzeuge etwas zurückgegangen ist, von 372 527 auf 326 465. Auf Dauer werde die Zahl der Unfälle sich wohl in diesem Bereich einpendeln, vermutet Roland Haider, der Leiter der Verkehrspolizei.

Trotz dieser insgesamt mäßig guten Entwicklung gibt es auch eine ganze Reihe guter Nachrichten, die der Polizeipräsident Franz Lutz und Roland Haider in dem Zahlenwerk entdeckten, das sie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz vorgestellt haben. Es habe im vergangenen Jahr trotz der hohen Unfallzahl „so wenig Verletzte wie noch nie auf Stuttgarts Straßen“ gegeben, das sei „ein gutes Signal für unsere Stadt“, sagte der Polizeipräsident. Bei den Schwerverletzten verzeichnet die Polizei einen Rückgang um 17 Prozent, bei dein Leichtverletzten um sechs Prozent. Deutlich niedrigere Zahlen konnte die Polizei auch bei Unfällen mit Fußgängern und mit Kindern feststellen – auch wenn tragischerweise vier von sieben Verkehrstoten im vergangenen Jahr zu Fuß unterwegs waren, wie Lutz hinzufügte. Es wurden 285 Unfälle mit Fußgängern verzeichnet (minus 15 Prozent), die Zahl der Unfälle mit Kindern sank sogar um 20 Prozent auf 99. Auf dem Schulweg verunglückten 16 Kinder.

Smartphones lenken zu sehr ab im Straßenverkehr

Bei den Fußgängern erkenne er zunehmend das Problem, dass sie von Handys und Smartphones abgelenkt seien, sagte der Verkehrspolizeichef Roland Haider. Vor allem an Stadtbahnüberwegen brächten sich Menschen so unnötig in Gefahr. In diesem Jahr seien bei fünf Unfällen mit Stadtbahnen in drei Fällen Smartphones von den Fußgängern bedient worden, als sie über die Gleise gehen wollten. „Die Minicomputer haben auf der Straße einfach nichts verloren“, sagte Roland Haider. Nicht nur der Blick aufs Handy kann an Stadtbahnschienen fatale Folgen haben: Von den sieben tödlichen Verkehrsunfällen ereigneten sich drei bei Zusammenstößen mit den Bahnen. „Augen und Ohren auf am Überweg“, empfiehlt die Polizei, um sicher über die Schienen zu gelangen. Einer der Verkehrstoten starb, als er am Steuer eines Lastwagens mit einer Stadtbahn zusammenstieß. „Eigentlich sitzen Lastwagenfahrer in ihrer Kabine recht sicher“, sagte Haider zu diesem Fall. Der Mann wollte Mitte Dezember in Untertürkheim über die Schienen abbiegen und übersah eine Bahn, die in die gleiche Richtung fuhr. Er wurde aus dem Fahrzeug geschleudert und erlag seinen schweren Verletzungen.

Was der Polizei seit Jahren Sorge bereitet, ist die stetig steigende Zahl der Verkehrsteilnehmer, die Unfallflucht begehen. Diese sank im vergangenen Jahr leicht auf 6051 Fälle. Dennoch ist dies der dritthöchste Stand seit zehn Jahren. „Geradezu kriminell“ nennt Norbert Walz, der Leiter des Führungs- und Einsatzstabes, dieses Verhalten. In 142 Fällen, bei denen Beteiligte unerlaubt davon fuhren, waren Personen verletzt worden, 16 schwer und 154 leicht. Die Aufklärungsquote liegt bei 50 Prozent, wenn Personen verletzt werden, und bei 30 Prozent, wenn Sachschäden verursacht wurden. Den Fahrern drohen Geldstrafen, Führerscheinentzug und in besonders schweren Fällen auch Freiheitsstrafen. Bei ihrer Analyse untersucht die Polizei auch Jahr für Jahr, an welchen Stellen in der Stadt Unfallschwerpunkte sind (siehe Grafik). Das sind Ecken, an denen innerhalb eines Jahres fünfmal der gleiche Unfalltyp geschehen ist oder im Zeitraum von drei Jahren drei Unfälle mit Verletzten geschehen sind. Einen der Schwerpunkte – den Schattenring – hat die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr mit einem neuen stationären Blitzer entschärft.