Fahrräder und Pedelecs des Verleihsystems Regiorad Stuttgart sollen in der Stadt Sindelfingen den Nahverkehr ergänzen. Schon jetzt gibt es sechs Verleihstationen, weitere folgen.

Digital Desk: Lena Hummel (len)

Sindelfingen - Bernd Vöhringer (CDU) hat Startschwierigkeiten: „Ich gebe zu, beim Versuch, das Schloss zu öffnen, hatte ich anfangs schon Probleme“, sagt der Sindelfinger Oberbürgermeister. Am Montagnachmittag hat er gemeinsam mit der Sindelfinger Baubürgermeisterin Corinna Clemens die Regiorad-Verleihstation in der Böblinger Straße in Sindelfingen eröffnet und damit das Verleihsystem in der Stadt offiziell eingeweiht.

 

Als das Schloss entriegelt ist, schnappt sich Vöhringer seinen Helm und schwingt sich, mit Jeans, Jackett und Hemd bekleidet, in den Sattel des Pedelecs, das er kurz zuvor mithilfe seines Handys ausgeliehen hat. Seine Amtskollegin entscheidet sich für das einzige Fahrrad, das an diesem Nachmittag an der Verleihstation steht. Die beiden fahren in Richtung Marktplatz davon, nur um kurze Zeit später wieder zur selben Station zurückzukehren. Theoretisch hätten sie ihre Räder an jeder beliebigen Regiorad-Station zurückgeben können. Im Stadtgebiet Stuttgart zum Beispiel, an den Bahnhöfen in Böblingen und Herrenberg oder an einer der anderen Verleihstationen in Sindelfingen.

7000 Euro für den laufenden Betrieb – pro Station und Jahr

Sechs solcher Stationen gibt es in Sindelfingen und den Stadtteilen. Vor rund vier Wochen konnten erstmals Räder ausgeliehen werden. Neben der Böblinger Straße sind die blauen und grauen Räder auch am Sindelfinger Bahnhof, am Bahnhof Goldberg, in der Mahdentalstraße sowie an den Bahnhöfen in Maichingen und Maichingen-Nord zu finden. Zwei weitere folgen demnächst: Im Spitzholz und in Darmsheim. Bei Letzterer fehlten nur noch die Fahrräder, fertiggestellt sei sie, sagt Jens Kirschnick, der Abteilungsleiter des Sindelfinger Tiefbauamts, das bei der Installation der Anlagen mitgewirkt hat.

Lesen Sie hier: Miet-Lastenräder machen das Einkaufen leichter

Im vergangenen Herbst stimmte der Gemeinderat der Einführung des Fahrrad- und Pedelec-Verleihsystems zu. 180 000 Euro sind seither für die Einrichtung der Anlagen geflossen, 56 000 Euro sind im Haushalt für den laufenden Betrieb vorgesehen – 7000 pro Station und Jahr. Insgesamt 26 Räder sollen das „multimodale Verkehrsverhalten“ fördern. Was der Oberbürgermeister damit meint: „Ich bin zwar stolz, dass das schönste Automobil hier produziert wird, aber wir brauchen einen nachhaltigen Mix.“ Das Regiorad-System biete eine ideale Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr, der mit dem verbesserten Stadtbusangebot und dem Stadtticket für Böblingen und Sindelfingen von Dezember an noch attraktiver werde. Schon deshalb, weil vier der Regiorad-Stationen an S-Bahn-Haltestellen angesiedelt seien.

„Es gibt eine Hemmschwelle, das Verleihsystem auszuprobieren

Und wenn es mal keinen Platz mehr an den Radterminals gibt? Dann könne man die ausgeliehenen Räder dennoch abstellen und verschließen und müsse lediglich bei der angegebenen Hotline anrufen, sagt die Baubürgermeisterin Clemens. Dass immer Fahrräder und Pedelecs zum Ausleihen vorhanden seien, könne dagegen nicht garantiert werden. Zwar würden die Räder abends wieder auf die unterschiedlichen Stationen verteilt, tagsüber könne es aber durchaus vorkommen, dass besonders nachgefragte Standorte wie leer gefegt seien. „In Stuttgart ist beispielsweise zu beobachten, dass sich schon frühmorgens alle Räder am Hauptbahnhof sammeln, weil alle bergabwärts in den Kessel hinein, aber niemand mehr rausfährt“, sagt Corinna Clemens.

Lesen Sie hier: Regiorad gibt es auch in Leonberg

Ob das Angebot in der Stadt Sindelfingen und ihren Stadtteilen ähnlich stark nachgefragt wird, kann die Baubürgermeisterin nicht sagen. Offizielle Erfahrungswerte gebe es momentan noch nicht. Grundsätzlich müsse das Angebot in der Bevölkerung erst einmal ankommen: „Es gibt da schon eine Hemmschwelle, das auszuprobieren, wenn man nicht weiß, wie das eigentlich funktioniert“, sagt sie. Generell rät Corinna Clemens, beim ersten Versuch genug Zeit einzuplanen: „Ich würde das jetzt nicht zum ersten Mal ausprobieren, wenn ich schnell meine S-Bahn erreichen muss.“

Der Oberbürgermeister Vöhringer glaubt fest an den Erfolg des Verleihsystems. Schon Adam Opel habe gesagt: „Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden wie bei dem Fahrrad.“