Ist was los auf der B 27, dann schleichen sich die Pendler schon immer gern durch den Schönbuch. Doch der Ausweichverkehr ist inzwischen zum Dauerzustand geworden. Der Grund liegt vermutlich viele Kilometer entfernt, bei Walddorfhäslach.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder/Schönbuch - Die alte B 27 von den Fildern nach Tübingen feiert gerade ein Revival. Die Strecke gen Süden, die sich von Leinfelden-Echterdingen aus durch Steinenbronn und Waldenbuch schlängelt, ist zwar auch schon bisher nicht gerade als Geheimtipp durchgegangen. Doch in den vergangenen Wochen geht es auf den Straßen im Schönbuch noch betriebsamer zu. Das unterschreibt jeder, der täglich zwischen den Fildern und Tübingen pendelt. Das unterschreibt aber auch jeder, der an der Strecke wohnt. Ein Anlass für die alltäglichen Autoschlangen durch den Schönbuch dürfte eine Dauerbaustelle auf der neuen, eigentlich schnelleren B 27 sein. Dort sind auf der Höhe Walddorfhäslach noch bis Ende 2018 Brückenarbeiten im Gange. Die Schnellstraße ist teilweise einspurig und damit ein Nadelöhr.

 

Die Hauptstraße in Echterdingen ist eh dicht

Wer den Stau, der je nach Uhrzeit vor oder nach der Aichtalbrücke beginnt, umfahren will, der setzt am Echterdinger Ei oder bei Plattenhardt den Blinker, um die Route durch den Schönbuch zu nehmen. Doch diese Idee haben mittlerweile viele. Mit dem Ergebnis, dass sich die Autos zur Feierabendstunde im schlechtesten Fall bereits auf der Nikolaus-Otto-Straße Richtung Leinfelden stauen, die Hauptstraße in Echterdingen ist eh dicht, und ab dem Kreisverkehr bei Musberg geht es nur im Schneckentempo nach Steinenbronn. Der Verkehr schleicht verlässlich die Kurven hinauf.

„Das haben wir regelmäßig“, sagt Simon Römmich, Ordnungsamtsleiter in Steinenbronn. Seiner Wahrnehmung nach habe sich das Verkehrsaufkommen in letzter Zeit verstärkt, aber er könne es nicht quantifizieren.

Und auch die Stadt Waldenbuch bekommt das Mehr an Pendlern deutlich zu spüren. Eine beliebte Alternative zur neuen B 27 ist nämlich auch die Route über Plattenhardt und die Burkhardtsmühle nach Waldenbuch. Spätestens an der Nürtinger Straße in Waldenbuch ist in den Stoßzeiten bestenfalls Schritttempo angesagt. Der Grund: Die Autos können in der Ortsmitte an der Tankstelle nur auf die Stuttgarter Straße tröpfeln.

Sie nimmt die Beschwerden der Busfahrgäste entgegen

Isabella Baumann kann ein Lied davon singen. Sie ist Verkehrssachbearbeiterin bei der Böblinger Niederlassung der Regiobus Stuttgart (RBS) und damit unter anderem für Buslinien durch Waldenbuch und Steinenbronn zuständig. Sie nimmt die Beschwerden von Fahrgästen entgegen, wenn die Busse in oder um Steinenbronn und Waldenbuch steckengeblieben sind. Morgens trifft es viele Schüler. Deshalb rufen vor allem Eltern bei ihr an. „Es geht um die Fünftklässler an den Bushaltestellen“, sagt Baumann. „Wenn der Bus nicht kommt, kriegen sie die Krise.“

Die Strecke durch den Schönbuch sei schon immer verspätungsanfällig, sagt Baumann. Doch in den vergangenen Wochen habe sich die Situation deutlich verschärft. Fast jeden Tag komme es zu Zeitverlusten auf diesen Busrouten. Ärger bedeutet das vor allem morgens. Abends hagele es weniger Beschwerden. „Da sind vor allem Erwachsene unterwegs“, sagt Baumann. „Die haben meistens Verständnis.“

Eine Verschlechterung in Leinfelden-Echterdingen

Katharina Jacob, die Leiterin des Waldenbucher Ordnungsamts, bestätigt, dass der Pendlerverkehr in letzter Zeit zugenommen habe. „Auf der Nürtinger Straße brauchen Sie sicher am meisten Geduld.“ Für die Stadt sei das noch aus einem anderen Grund problematisch: Die Straße ist laut Jacob nicht im besten Zustand. „Jetzt wird sie noch mehr in Mitleidenschaft gezogen“, sagt sie.

Während Filderstadts Ordnungsamtsleiter Jan-Stefan Blessing keine Verschlimmerung in seiner Stadt feststellen kann, wie er auf Nachfrage sagt, erzählt Jutta Rößler vom Bürger- und Ordnungsamt in Leinfelden-Echterdingen eine andere Geschichte. „In meiner Wahrnehmung ist es viel mehr“, sagt sie. Leinfelden-Echterdingen sei ein „fragiles Gebilde“, sagt Rößler. Es sei sowieso schon viel los, jeder Vorfall auf der Bundesstraße wirke sich aber sofort auf die Stadt aus. „Die Lage bringt uns Gunst und Ungunst.“