Vierzehn Städte und Regionen haben in Mannheim einen Zweckverband zur Stärkung des Gütertransports entlang des Rheins gegründet. Die EU will den Verkehrskorridor von Genua bis Rotterdam mit rund 3,8 Millionen Euro unterstützen.

Etwa 30 Milliarden Franken kosten die drei großen neuen Alpentunnel durch den Lötschberg, den Gotthard und den Monte Ceneri in der Schweiz. Der erste ist bereits in Betrieb, der zweite soll 2016, der dritte 2019 eröffnet werden, um die wichtige Achse des europäischen Güterverkehrs zwischen Genua und Rotterdam zu stärken.

 

Am anderen Ende des etwa 1300 Kilometer langen Korridors von der Nordsee bis ans Mittelmeer haben die großen Seehäfen in den Niederlanden und Deutschland in den vergangenen Jahren etwa 30 Milliarden Euro in den Ausbau ihrer Anlagen investiert. „Und wenn man jetzt zusammenrechnet, was man braucht, um die ganze Achse dazwischen für den Austausch von Gütern auszubauen, werden noch einmal 35 Milliarden Euro gebraucht“, erklärte Bernd Scholl, Professor für Raumentwicklung an der ETH Zürich, bei einer Konferenz in Mannheim.

Vor allem einige „Flaschenhälse“ im Schienennetz müssten dringend erweitert werden, um auf der Route zu einem leistungsfähigen öffentlichen Verkehr zu kommen. „Dies ist die größte Herausforderung für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung entlang des Korridors“, stellte der Wissenschaftler fest. Seine Vorschläge lauten: „Wir setzen vor allem auf eine bessere Nutzung der vorhandenen Infrastruktur und einen Ausbau der Transportkapazitäten für Personen und Güter, gleichzeitig wollen wir, etwa durch einen besseren Lärmschutz, auch die Lebensqualität für die Bevölkerung steigern.“ Um den Ausbau voran- und die unterschiedlichen Interessen entlang der Strecke unter einen Hut zu bringen, haben sich vor vier Jahren unter Federführung des Verbands Region-Rhein-Neckar in Mannheim erstmals 17 Partner – darunter mehrere Regionalverbände, zwei große Häfen sowie Hochschulen und Wirtschaftverbände – zusammengetan.

Eine halbe Milliarde Euro für ein europäisches Vekehrsnetz

Die Europäische Union hat die gesamte Route von Genua bis Rotterdam als bedeutenden europäischen Verkehrskorridor ausgewiesen und in einem Interregprogramm 3,8 Millionen Euro für die Entwicklung des riesigen Vorhabens zur Verfügung gestellt. Insgesamt geht die EU-Kommission davon aus, dass bis zum Jahr 2020 rund eine halbe Milliarde Euro notwendig sein werden, um ein europäisches Verkehrsnetz zu schaffen – davon ein großer Teil allein, um die Hindernisse im Korridor von Genua nach Rotterdam zu beseitigen.

Neben Scholl haben weitere Wissenschaftler Vorschläge zur Raumplanung, zu der Verbesserung des Gütertransports, der Verknüpfung von Straße, Schiene und Wasserwegen sowie zu den Umwelt- und Lärmschutzmaßnahmen zu erarbeiten. Ende des Jahres will die EU zusätzlich einen Aktionsplan vorlegen.

EU-Kommissar Oettinger begrüßt den geplanten Ausbau

Bei zahlreichen die bisherige Arbeit begleitenden Workshops entlang der Strecke sei klar geworden, dass die Herausforderungen vielerorts ähnlich gelagert seien und „jeder für sich allein die Probleme nur schwer lösen kann“, berichtete Ralph Schlusche, der Vorsitzende des Regionalverbandes Rhein-Neckar.

Die Einsicht dafür bei allen Beteiligten zu wecken sei einer der wichtigsten Fortschritte, die man erreicht habe. Auch wenn er selbst nicht für das Thema zuständig ist, ermutigte der EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) die Konferenzteilnehmer auf ihrem Weg: Ohne eine attraktive Infrastruktur werde man im Wettbewerb mit Asien und den USA nicht bestehen, sagte er.

Bei dem Treffen traf er damit auf offene Ohren. 14 der Teilnehmer haben einen ersten gemeinsamen EU-weiten Zweckverband für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) gegründet, um dem Ausbau der Achse Genua und Rotterdam zusätzlichen Schub zu verleihen. Der Verbund solle die Plattform für die weitere Zusammenarbeit bilden und als gemeinsames Sprachrohr gegenüber der EU, dem Bund und den Ländern dienen, erklärte Schlusche. Der Zusammenschluss werde zwar die Probleme und Diskussionen vor Ort nicht lösen können, aber er könne dabei fachlich helfen, betonte der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD).