Nach den Ergebnissen der Verkehrszählungen in Gablenberg und am Kesselrand wird im Osten über die Möglichkeiten zur Entlastung des Verkehrs diskutiert. Die einen fordern Geschwindigkeitsbeschränkungen, die anderen eine Umfahrung.

S-Ost - Kaum hat das neue Jahr begonnen, nimmt die Diskussion über den Autoverkehr im Stuttgarter Osten so richtig Fahrt auf. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen wird über das Thema im Stadtbezirk schon seit Langem leidenschaftlich diskutiert und zwischen den Extrempositionen „Freie Fahrt für alle Autofahrer“ und dem möglichst weitgehenden Verbannen des Autoverkehrs auch immer wieder unversöhnlich gestritten. Zum anderen wurden Ende vergangenen Jahres die Ergebnisse von gleich zwei Verkehrszählungen bekannt, einer Zählung in Gablenberg und der sogenannten Kesselrandzählung. Beide belegen, wie stark der Stadtbezirk belastet ist und dass die Belastung in den vergangenen beiden Jahren sogar noch zugenommen hat. Der Landtagswahlkampf und der heute beginnende erste Feinstaubalarm werden die Tonlage eher noch verschärfen.

 

Die SPD fordert Tempo 40, die CDU einen Tunnel

Auf die Ergebnisse der Kesselrandzählung mit zwar etwas weniger Verkehr auf der Cannstatter Straße, dafür deutlich mehr Verkehr auf der Talstraße und etlichen anderen Strecken durch den Stuttgarter Osten, hatte zunächst die SPD im Stadtbezirk reagiert. Sie fordert die Stadtverwaltung in einem Antrag an den Bezirksbeirat auf, im gesamten Stadtbezirk außer auf den Bundesstraßen Tempo 40 einzuführen, vor Schulen und Einrichtungen für Kinder Tempo 30. Außerdem verlangen die Sozialdemokraten ein Lkw-Durchfahrtsverbot durch den Stuttgarter Osten außer auf den Bundesstraßen.

Die CDU Stuttgart-Ost hat darauf gemeinsam mit der CDU Bad Cannstatt und den beiden Handels- und Gewerbevereinen im Stadtbezirk reagiert. In einem offenen Brief an den Oberbürgermeister und einem Antrag an den Bezirksbeirat wird Tempo 40 als „Gängelung des Autofahrers“ bezeichnet. Um den Stadtbezirk wirksam zu entlasten, wird stattdessen eine direkte Verbindung vom Neckartal zwischen Stuttgart-Ost und Wangen hinauf auf die Filder beispielsweise durch einen Tunnel gefordert. Über beide Anträge wird in der nächsten öffentlichen Sitzung des Bezirksbeirats am Mittwoch, 20. Januar, diskutiert.

Die Anwohner leiden unter dem Verkehr

Auf die Forderungen der Parteien und die Ergebnisse der Verkehrszählung haben zahlreiche Leser dieser Zeitung reagiert. Eine Anwohnerin aus der Klingenstraße in Gablenberg unterstützt die Forderung nach einer wie auch immer gestalteten Umfahrung für Stuttgart-Ost. Sie könne wegen des Schleichverkehrs zur Hauptverkehrszeit weder lüften noch ihren Balkon benutzen. Der durch den Durchgangsverkehr in Wohngebieten verursachte Lärm und Gestank machten krank. Andere machen die Antragsteller selbst dafür verantwortlich, dass die Filderauffahrt nicht längst zumindest in Planung sei, weil sie dem Projekt Stuttgart 21 den Vorzug vor einer Umfahrung gegeben hätten und deswegen kein Geld mehr da sei. Wieder andere befürchten, dass durch eine Filderauffahrt die Feinstaubbelastung auch auf der Filderebene deutlich ansteigt.

Die Leserin Andrea Zondler aus Stuttgart-Ost sieht ihre eigenen Beobachtungen und Erlebnisse durch die Kesselrandzählung bestätigt. Sie bezieht sich dabei vor allem auf die auf manchen Strecken zum Teil deutlich gestiegenen Zahlen von Liefer- und Lastwagen. „Wir stellen im Lauf des letzten Jahres eine erhöhte Anzahl von großen Lkw von Erdbaufirmen in der Wangener Straße fest“, schreibt sie. „Nach genaueren Beobachtungen haben wir festgestellt, dass die Lkw den Abraum vom Zwischenangriff Ulmer Straße in Stuttgart-Wangen die Wangener Straße, Talstraße, durch den Wagenburgtunnel quer durch Stuttgart bis auf die A 81 Richtung Rottweil fahren.“ Dies geschehe zeitweise im Fünf-Minuten-Rhythmus.

Laut Planfeststellung für den Zwischenangriff in Wangen muss der Erdaushub über die Ulmer Straße in Richtung Gaisburger Brücke und von dort über die B 10 in Richtung Ulm abtransportiert werden.