Der Landesverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) wirft der Deutschen Bahn vor, mit ihrer Statistik zur Pünktlichkeit der Stuttgarter S-Bahn die schlimme Lage zu beschönigen. Die Situation während der Hauptverkehrszeiten morgens und abends werde zu wenig berücksichtigt.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Der Landesverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) wirft der Bahn vor, mit ihrer Pünktlichkeitsstatistik die Situation der S-Bahn in der Region zu beschönigen. „Die statistischen Durchschnittswerte über alle Linien sind eine Mogelpackung“, sagt der VCD-Landesvorsitzende Matthias Lieb. Deshalb fordert der VCD, künftig statt der Zugverspätungen die „Reisendenverspätung“ zur Grundlage der Statistik zu machen. Dadurch würden die Linien mit hohen Fahrgastzahlen wie die S 1, S 2 und S 3 stärker berücksichtigt und auch die Verspätungen in den Hauptverkehrszeiten am Morgen und am Abend, während denen etwa 60 Prozent der Reisenden unterwegs seien.

 

Die Wirklichkeit der Berufspendler ist anders

„Die Pünktlichkeitswerte spiegeln die Realität nicht wider“, sagt Lieb. So räume die Bahn zwar selbst ein, dass 2013 nur noch 95,9 Prozent aller S-Bahnen weniger als sechs Minuten Verspätung hatten, ein Wert, der noch 2011 bei 97,9 Prozent lag, also knapp unter dem Zielwert 98 Prozent. Vor allem der für die Verbindungen im Netz wichtigere Wert der Verspätungen unter drei Minuten (Zielwert: 94,5 Prozent) sei in diesem Zeitraum von 90,6 auf nur noch 86,2 Prozent gesunken.

Doch selbst dieses Ergebnis bilde die Wirklichkeit der Berufspendler nicht ab. So hat der VCD auf der Grundlage der Bahn-Daten für eine Woche im Januar eine Pünktlichkeit der S-Bahnen gewichtet nach Fahrgastzahlen im Berufsverkehr von 75,5 Prozent errechnet. „Das bedeutet für Berufspendler, dass jede vierte Fahrt verspätet ist und sie ihre Anschlüsse verlieren“, sagt Matthias Lieb. An den Freitagen im November und Dezember 2013 habe die Pünktlichkeit der S 2, die man untersucht habe, sogar nur bei 61,8 Prozent im morgendlichen Berufsverkehr gelegen.

Die Ursachen sind vielfältig

Die Ursachen der Misere seien vielfältig, so der VCD-Landeschef. Neben den Arbeiten für Stuttgart 21 könne man dies auch auf die „vernachlässigte Infrastruktur“ zurückführen, auf Probleme mit den neuen Fahrzeugen vom Typ ET 430, aber etwa auch auf eine gehäufte Zahl von Suiziden.

Dem Aufgabenträger, dem Regionalverband (VRS), wirft Lieb vor, zu wenig Druck auf die Bahn auszuüben, obwohl diese den Vertrag mit dem VRS nicht einhalte und ein S-Bahn-Gipfel stattgefunden habe. „Wir brauchen einen stärkeren Aufgabenträger, der sich weniger um die DB und mehr um die Fahrgäste kümmert“, sagt Lieb auch an die Adresse des Landes.

Ein neues Informations- und Mitmachportal nimmt sich des Themas S-Bahn an. Die Adresse lautet www.s-bahn-chaos.de. Störungsinformationen werden dort auch über Twitter unter dem Hashtag #sbahnstgt verbreitet.