Laut einem Rudersberger Ratsbeschluss darf die künftige Umfahrung von Miedelsbach auch das Gebiet der Nachbarkommune berühren – sofern Schorndorf sich für ein Tonnagelimit im Wieslauftal einsetzt.

Rudersberg - Das Schorndorfer Rathaus ist seinem Ziel einen Schritt näher gekommen, für den Teilort Miedelsbach eine Umfahrung zu bauen. Bei sieben Gegenstimmen billigte der Gemeinderat der Nachbarkommune Rudersberg am Dienstagabend, dass die künftige Umfahrung Rudersberger Gebiet berühren darf. Im Gegenzug soll Schorndorf per Ratsbeschluss die Rudersberger Forderung unterstützen, Lastwagen ab zwölf Tonnen die Fahrt durch das Wieslauftal zu verbieten. Zudem soll die Umfahrung so gestaltet werden, dass es „zu keiner Mehrbelastung durch überörtlichen Verkehr“ komme. Und Schorndorf soll sich zu „neuem, modernem und zukunftsorientiertem Wagenmaterial“ für die Wieslauftalbahn bekennen.

 

Kaufmann: „Partnerschaftliche Zusammenarbeit“

„Es geht um eine Kompromisslösung, es geht um partnerschaftliche Zusammenarbeit“, sagt der Rudersberger Bürgermeister Martin Kaufmann. Wenn Schorndorf sich für eine Tonnagebegrenzung im Wieslauftal einsetze, komme es Rudersberger Forderungen sehr entgegen, argumentierte der Schultes – viel mehr, als es bisher der Fall gewesen sei. Andererseits verschlechtere sich die Situation der Gemeinde nicht. Zudem stehe dann die Nachbarstadt bei der Anschaffung neuer Wagen für die Wieslauftalbahn „Seite an Seite mit Rudersberg“, wie Kaufmann sagte.

In der von zahlreichen Zuschauern besuchten Rudersberger Sitzung war etwas von jener Atmosphäre zu spüren, die vor rund zehn Jahren zu einem Bürgerentscheid gegen einen Neubau der Landesstraße durch das Wieslauftal geführt hatte. Vor allem die Fraktion der Rudersberger Bürger, die im Widerstand gegen das Straßenprojekt entstanden war, argumentierte geschlossen dagegen, eine Gemarkung zur Verfügung zu stellen. Es bestehe die Gefahr, dass der Verkehr durch das Tal durch die Umfahrung so beschleunige, dass Navigationsgeräte noch mehr Autos durch das Wieslauftal leiten, sagte Wolfgang Bogusch, Fraktionssprecher der Rudersberger Bürger. Zudem nehme die neue Planung nicht den Hochwasserschutz für Miedelsbach auf, einen Rückhalteraum, der wegen neuer Berechnungen größer ausfallen müsse als bisher geplant. Rudersberg müsse, wenn die Straße so gebaut werde, am Ende womöglich weitere Flächen für den Hochwasserschutz des Teilorts Miedelsbach abgeben, sagte Bogusch. Dass Schorndorf neue Wagen für die Wieslauftalbahn blockiere, sei nicht zu erwarten, die Stadt profitiere am meisten davon. Der Kompromiss sei ein Politikwechsel, verhandelt „von einem SPD-OB und einem SPD-OB-Kandidaten“, sagte Bogusch unter Anspielung auf Kaufmanns Kandidatur in Leonberg.

Hoffnung auf „flüssigeren Verkehr“

Aus den anderen Fraktionen kamen indes anders gefärbte Statements. Er könne mit dem Kompromiss leben, sagte Eberhard Layer für die CDU-Fraktion, und Gerhard Birzele äußerte für die Freien Wähler die Hoffnung, dass der Verkehr auf der neuen Umfahrung „ein wenig flüssiger läuft“.

Zwischen Bürgermeister Kaufmann und Wolfgang Bogusch kam es zu verbalem Geplänkel. Kaufmann hatte erklärt, er habe der Stadt Schorndorf deutlich gemacht, dass sie allein für den Hochwasserschutz der Teilorte Miedelsbach und Haubersbronn zuständig sei. Bogusch sprach von „einer Lüge“, laut der Satzung sei der Wasserverband Wieslauf, in dem Rudersberg Mitglied ist, für alle Orte im Tal zuständig.

Der Schorndorfer Chefplaner Manfred Beier begrüßte den Beschluss. Das Regierungspräsidium Stuttgart habe beide Parteien gebeten, das Gespräch miteinander zu führen. „Es ist besser, miteinander zu reden als zu streiten“, sagte Beier. Da nun umfangreich geplant werden müsse, werde der Schorndorfer Gemeinderat dazu wohl erst im nächsten Jahr entscheiden.

Der Stadt Schorndorf spart der Rudersberger Beschluss indes Geld. Für eine Trasse, die Rudersberger Gemarkung ausgespart hätte, hätte man Sportplätze in Miedelsbach überbauen und an anderer Stelle neu errichten müssen. Auch Biotope, die sich auf Schorndorfer Gemarkung befinden, bleiben dank des Schlenkers auf Rudersberger Gemarkung jetzt unangetastet.