Ampel beim Lindle seit Sonntag mit längerer Rotphase – Stadt überprüft Verkehrsfluss per Videokamera. Lange war sie angekündigt, die gerne auch als „Pförtnerei“ bezeichnete Neuregelung an der östlichen Stuttgarter Stadtgrenze ganz oben an der Nürnberger Straße.

Fellbach - Lange war sie angekündigt, die gerne auch als „Pförtnerei“ bezeichnete Neuregelung an der östlichen Stuttgarter Stadtgrenze ganz oben an der Nürnberger Straße. Am Sonntag, quasi mit dem aktuellen Fahrplanwechsel des Verkehrsverbunds Stuttgart, hat die Landeshauptstadt die Ampel an der Beskidenstraße aktiviert. Diese Lichtzeichenanlage zeigt nun deutlich länger Rot – in der Erwartung, dass künftig weniger Autofahrer aus dem Bereich Fellbach oder aus dem Remstal gen Cannstatt und Stuttgart durchkommen.

 

Exakte Daten zu den Auswirkungen liefert der beauftragte Verkehrsplaner erst in einigen Wochen

Am Wochenende waren natürlich keine nennenswerten Abweichungen festzustellen, da ohnehin der morgendliche Schneefall keine regulären Bedingungen ermöglichte. Am Montag mit dem Berufsverkehr allerdings spürten hunderte Verkehrsteilenehmer durchaus, dass sie jetzt noch länger auf der einspurigen Strecke nahe des Fellbacher Stadtteils Lindle warten müssen. „Eine Unverschämtheit, was die Stadt Stuttgart hier mit uns macht“, ruft ein Autofahrer gegen 7.30 Uhr aus dem heruntergekurbelten Fenster hinaus.

Ob es sich allerdings um eine echte Zunahme des Staus und Stop-and-go-Ärgernisses handelt oder eher eine lediglich „gefühlte“ verschärfte Zerreißprobe für die Nerven der Verkehrsteilnehmer ist, lässt sich anhand einer montagvormittäglichen Vor-Ort-Inspektion nicht unbedingt sagen. Am späteren Morgen, kurz vor 9 Uhr, jedenfalls umfasst die Schlange vor der Ampel an der Stadtgrenze allenfalls zehn Autos, die mit der nächsten Grünphase locker durchwitschen.

Aus Gründen des Datenschutzes sind die Nummernschilder nicht erkennbar

Exakte Daten zu den Auswirkungen liefert der beauftragte Verkehrsplaner ohnehin erst in einigen Wochen. Die Stadt Fellbach hat beim Knotenpunkt eigens zu diesem Zweck eine Videokamera an einem Stahlrohr installiert. Bereits in der vergangenen Woche, zwischen Dienstag und Donnerstag, wurde so die Zahl der Autos festgestellt, die an jener Ampel wie lange warten müssen. Das ähnliche Prozedere findet auch in dieser Woche statt. Allerdings wurde die Kamera nicht bereits am Montag aktiviert. Es gehe darum, die gewöhnlichen Tage zu vergleichen und nicht jene eher als Ausnahmesituationen gewerteten Montage oder Freitage. Deshalb werden die Fahrzeuge von diesem Dienstag an bis Donnerstag abgelichtet, um Vergleichswerte zur vergangenen Woche zu haben. Aus Gründen des Datenschutzes, versichert die Fellbacher Rathaus-Sprecherin Sabine Laartz, sei aber gewährleistet, dass die Nummernschilder nicht erkennbar sind.

Bis Samstag konnten in der Zeit zwischen 7  und 8.15 Uhr exakt 1013 Autos pro Stunde bei den Grünphasen die Kreuzung queren. Seit Sonntag sind dies nur noch maximal 888 Fahrzeuge. Die Stadt Stuttgart hat mit dieser Regelung einer Forderung aus Bad Cannstatt nachgegeben, um Schleichverkehr aus dem Stadtteil herauszuhalten. „Anwohner fordern: keine Rücksicht auf Fellbach“, hieß dazu die Schlagzeile in der „Cannstatter Zeitung“ vor einigen Wochen.

Eventuell müsse der Verkehr aus dem Stadtgebiet hinaus gelenkt werden

Die Stadt Stuttgart erklärt, ihren Berechnungen zufolge würde durch die Pförtnerung an der Ampel der Stau in Fellbach nicht verkehrsbehindernd verlängert. Zu erwarten ist, dass die aktuellen Fellbacher Messergebnisse das Gegenteil beweisen – indem etwa die Autos bereits an der Höhenstraße ausgebremst werden oder im Stadttunnel der Durchfluss beeinträchtigt wird. „Wir müssen wissen, ob in Fellbach die neuralgischen Knotenpunkte künftig morgens blockiert werden“, so der Leiter des Stadtplanungsamts, Christoph Beyer. Eventuell müsse dann der Verkehr an der Schorndorfer Straße aus dem Stadtgebiet „hinaus gepförtnert“ werden, indem die Ampel auf Höhe des Möbelhauses XXXL ebenfalls länger Rot zeigt. „Doch das verschiebt natürlich das Problem immer weiter ins Remstal“, zeigt sich auch OB Gabriele Zull nicht gerade begeistert über diese jedoch vermutlich unvermeidliche Weiterentwicklung.