Nach dem Anschlag von Berlin ist die Debatte neu entbrannt, warum sich Straftäter unbehelligt in Deutschland bewegen können, obwohl ihr Aufenthaltsstatus illegal ist. Ein Nadelstich, um solche Verdächtige aufzuspüren, ist die Verkehrswegefahndung der Polizei.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Eigentlich ist es nicht ungewöhnlich, wenn ein Ford Transit mit einem Kennzeichen aus der Region im Industriegebiet von Feuerbach unterwegs ist. Und doch war etwas faul – und damit haben die mobilen Fahnder der Stuttgarter Polizei erneut die richtige Spürnase bewiesen. Am frühen Donnerstagabend gingen zwei Verdächtige ins Netz, die unter falscher Flagge unterwegs waren. Der 30 Jahre alte Fahrer landete am Freitag vor dem Haftrichter.

 

Als die Beamten der Verkehrspolizei den Transporter in der Magirusstraße anhielten, schienen sie es zunächst mit einem Fahrer aus Bulgarien zu tun zu haben. „Dann stellte sich aber heraus, dass die Papiere gefälscht waren“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. In Wirklichkeit war der Mann ein serbischer Staatsbürger. Ganz offensichtlich hatte er die bulgarischen Papiere dazu genutzt, um illegal auf einer Baustelle zu arbeiten. Für Bulgaren gilt seit 2014 die Arbeitnehmerfreizügigkeit.

Nadelstiche gegen unbehelligt reisende Straftäter

„Ob und auf welcher Baustelle der Beschuldigte tätig war, müssen die weiteren Ermittlungen ergeben“, sagt Widmann. Bei seinem Mitfahrer gibt es auch wenig zu deuteln: Der 35-jährige Bosnier hält sich ohne erforderliche Genehmigung in Deutschland auf. Der Mann war im Frühjahr abgeschoben worden, jetzt ist er wieder da. Er kam dennoch wieder auf freien Fuß.

Nach dem Anschlag von Berlin ist die politische Debatte neu entbrannt, warum sich Straftäter unbehelligt in Deutschland bewegen können, obwohl ihr Aufenthaltsstatus illegal ist. Als Nadelstich, um solche Verdächtige aufzuspüren, scheint die Verkehrswegefahndung der Polizei jedenfalls zu taugen.

Dabei sind die mobilen Fahnder der Verkehrspolizei seit 2015 vorrangig deshalb unterwegs, um reisende Einbrecherbanden auf dem Weg zu ihren nächsten Tatorten aufzuspüren. Im ersten Jahr waren so in der Region Stuttgart 39 Verdächtige ins Netz gegangen.

Immer wieder Volltreffer in Feuerbach

Auch in diesem Jahr gibt es reichlich Treffer – und ganz besonders in Feuerbach. Am 18. Dezember wurde ein 22-Jähriger Fahrer aufgehalten, in dessen Wagen es auffällig nach Marihuana roch. Kein Wunder: Der Mann hatte 250 Gramm des Stoffs im Auto versteckt, zusammen mit anderen Drogenutensilien. Dramatisch verlief die Kontrolle eines Seat Ibiza am 13. Dezember, als die beiden Insassen alles stehen und liegen ließen – und in der Magirusstraße entkamen. In ihrem Wagen lagen frisch gestohlene Navigationssysteme aus drei BMW-Fahrzeugen. Die Fundstücke konnten inzwischen den Aufbrüchen zugeordnet werden.

Nicht zum ersten Mal haben die Fahnder Schwarzarbeiter mit falscher Identität gefasst. So gingen Ende Mai zwei 30 und 42 Jahre alte Männer aus Serbien ins Netz, die sich mit gefälschten slowenischen Papieren ausgewiesen hatten. Die verschmutzte Baustellenkleidung ließ vermuten, dass die Männer als Schwarzarbeiter tätig waren. Am Ende kam die Polizei auf die Spur einer Schleuserbande. Kein Kavaliersdelikt: Das Hauptzollamt Stuttgartbezifferte in seiner letzten Jahresbilanz den Schaden durch Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung, den die Behörde aufgedeckt hatte, auf 9,8 Millionen Euro.