So mancher, der beim Schnellfahren von einer mobilen Kontrollstelle erwischt wird, ärgert sich: Hat denn die Polizei in Zeiten der Coronakrise nichts Besseres zu tun?

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Bei Tempokontrollen an der B 27 hat die Polizei einige Schnellfahrer erwischt. Auf der Einfallstraße der B 27 in Möhringen gingen 56 Temposünder ins Netz – sie hatten das Tempolimit von 80 Kilometer pro Stunde nicht beachtet. Nach Angaben der Polizei fanden die Kontrollen am Freitag zwischen 21 Uhr und Mitternacht im Bereich der Körschtalbrücke statt. Stadteinwärts wurden 600 Fahrzeuge ins Visier genommen. Der Schnellste war mit 150 Sachen war er fast doppelt so schnell als erlaubt unterwegs.

 

Hat die Polizei nichts Besseres zu tun?

Allerdings stoßen die Blitzeraktionen zunehmend auf Kritik. Ausgerechnet jetzt, wo durch die Coronavirus-Epidemie ein Ausnahmezustand herrscht und auf die Polizei erhöhte Anforderungen zukommen, werde an den Straßen munter weiter geblitzt. Dabei müsste die Polizei ihre Kräfte doch besser anderswo einsetzen. Hat die Polizei in der Corona-Krise nichts Besseres zu tun?

„Auf den Straßen kann doch jetzt nicht jeder fahren, wie er will“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Noch immer spiele die Verkehrssicherheit bei den Aufgaben eine große Rolle. Natürlich würden die Kräfte in den nächsten Tagen und Wochen gezielter eingesetzt. „Aber man kann doch deshalb nicht alle Maßnahmen der Verkehrssicherheit auf null fahren“, ergänzt Martin Raff vom Polizeipräsidium Reutlingen. Die übrigen Polizeiaufgaben würden sich durch das Thema Corona ja nicht in Luft auflösen. Die Kräfte würden lageabhängig eingesetzt, „Verkehrskontrollen gibt es nach wie vor“, so Raff.

Temposünder auf der Autobahn

Auch auf den Autobahnen rund um Stuttgart sollten Raser nicht auf freie Fahrt spekulieren. Die zuständige Verkehrspolizei beim Polizeipräsidium Ludwigsburg wird kontrollieren – auch in Epidemiezeiten. „Die Gewährleistung der Verkehrssicherheit gehört auch zu unseren primären Aufgaben“, sagt Polizeisprecher Peter Widenhorn, „und dazu gehören regelmäßige Überwachungsmaßnahmen.“ Natürlich müsse der Umfang an die jeweilige Lage angepasst werden – bisher gebe es aber keine Betriebseinschränkungen. Nicht angepasste Geschwindigkeit ist immer noch eine der Hauptunfallursachen – wie jetzt auch am Wochenende auf der A 81 bei Asperg, als ein 22-jähriger Audi-Fahrer die Kontrolle verloren hatte.

Was für Raser gilt, gilt auch für Falschparker: Die städtische Verkehrsüberwachung bleibt ebenfalls am Ball, wie Ordnungsbürgermeister Martin Schairer feststellt: „Das Corona-Virus macht Stuttgart nicht zum rechtsfreien Raum“, sagt er, „wir kontrollieren auch weiterhin den Straßenverkehr in Stuttgart und bestrafen Falschparker und Raser konsequent.“