Die Experten wollen die Straßen zwischen Vaihingen und Degerloch besser im Auge haben. Bisher sieht die Integrierte Verkehrsleitzentrale der Landeshauptstadt im Süden nichts auf ihren Monitoren.

Stuttgart - Viele Pendler erinnern sich noch mit Schrecken daran: Wegen der fast sechs Kilometer langen Baustelle auf der A 8 zwischen der Anschlussstelle Möhringen und dem Stuttgarter Kreuz gab es im vergangenen Jahr von März bis November im Süden fast täglich lange Staus. Auch auf den vermeintlichen Ausweichstrecken, der Ostumfahrung Vaihingens, B 27 und der Nord-Süd-Straße zwischen Vaihingen und Möhringen und der Mittleren Filderstraße drehte sich oft lange kein Rad mehr.

 

„Wir konnten leider nicht lenkend eingreifen, weil wir auf den Fildern praktisch blind sind“, sagt Ralf Thomas, der Leiter der Integrierten Verkehrsleitzentrale (IVLZ) der Landeshauptstadt. Auf den Monitoren der Leitstelle, die nur Bilder aus dem Neckarpark und der Innenstadt lieferten, sei die Blechlawine erst aufgetaucht, als sie die Neue Weinsteige und Teile des Cityrings blockiert habe.

Das soll sich jetzt so rasch wie möglich ändern. Ordnungsbürgermeister Martin Schairer will bei den Beratungen für den nächsten Doppelhaushalt im Herbst darum kämpfen, dass die Operatoren der „einäugigen“ IVLZ auch die Verkehrsabläufe im Süden der Stadt wahrnehmen können. „Eine Verkehrsleitzentrale muss jederzeit einen Überblick über die gesamte Verkehrslage haben, um rechtzeitig steuernd eingreifen zu können“, sagt Schairer. Deshalb werde man rund 1,5 Millionen Euro beantragen, um im Filderbereich zahlreiche Sensoren, ein Dutzend Kameras und elektronische Hinweistafeln installieren zu können. Nur so könne die 2006 eröffnete IVLZ den Verkehr möglichst umweltgerecht steuern.

Mit Herstellern von Navigationsgeräten wird verhandelt

„Wir planen einen Ausbau in drei Stufen“, erläutert IVLZ-Chef Ralf Thomas. In den Stadtbezirken Vaihingen und Möhringen müsse mit Fahrbahnsensoren und Kameras eine technische Basis geschaffen werden, damit die Leitstelle die Verkehrsabläufe beobachten und angemessen darauf reagieren könne. „Dann können wir Ampelschaltungen an die aktuelle Lage anpassen“, so Thomas. Erst dann seien auch schnelle Verkehrsinformationen möglich. „Damit versetzen wir uns in der Lage, den Autofahrern über den Verkehrsfunk mitteilen, dass die von ihrem Navi empfohlene Ausweichstrecken ebenfalls dicht sind“, so Thomas. Man verhandle auch seit einiger Zeit mit den Herstellern von Navigationsgeräten. „Wir möchten diese Navis direkt mit unseren Daten versorgen“, betont Thomas. Dadurch könne viel Schleichverkehr verhindert, Staus verkürzt und unnötige Blechkolonnen ganz vermieden werden.

Mit einem Maßnahmenpaket soll auch das verkehrlich sehr sensible Gebiet um den Waldaupark in Degerloch für die IVLZ endlich sichtbar gemacht werden. „Dort gibt es viele Veranstaltungen und deshalb ein hohes Verkehrsaufkommen auf der Jahnstraße und der Mittleren Filderstraße“, erläutert Thomas. Auch hier seien Kameras und Fühler in der Fahrbahndecken notwendig, um vor allem bei Kickers-Heimspielen den Verkehrsablauf gut im Blick zu haben.

Mit dem dritten Ausbaupaket wollen IVLZ-Strategen ihre Einflussmöglichkeiten auf den Innenstadtverkehr erhöhen. „Wir wissen zwar, wie der Verkehr dort läuft, können den Autofahrern allerdings bei Problemen keine Vorschläge für Ausweichrouten geben“, so Thomas. Deshalb soll es unter anderem am Charlottenplatz elektronische Hinweistafeln geben, auf denen Empfehlungen für Ausweichstrecken angezeigt werden können. Das verbessere den Verkehrsfluss und verringere die Schadstoffbelastung.

Ausbau der grünen Welle für Linienbusse soll weitergehen

Außerdem möchten die Operatoren in enger Zusammenarbeit mit dem Umweltamt eine emissionsabhängige Verkehrssteuerung näher untersuchen. Auch der Ausbau der Grünen Welle für die SSB-Linienbusse, die im dichten Stadtverkehr oft mit Verspätung unterwegs sind, soll weitergehen. Vor allem in den äußeren Stadtbezirken müsse dadurch die Attraktivität des Nahverkehrs noch erhöht werden.

Die Autofahrer erhalten schon in Kürze von der Stadt weitere verkehrsdienliche Hinweise: Anfang Mai gehen am Schattenring und an der Karl-Kloß-Straße elektronische Hinweistafeln in Betrieb, die mit großen Anzeigen rechtzeitig auf die oft problematische Verkehrslage im Heslacher Tunnel hinweisen.


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