Filder-Politiker üben den Schulterschluss. Ein schneller Ausbau der B 27 zwischen Aich und Echterdinger Ei auf sechs Spuren ist trotzdem nicht zu erwarten.

Filder - Die B 27 wird zwischen Aichtal und Leinfelden-Echterdingen über der Kapazitätsgrenze betrieben“, sagt Thaddäus Kunzmann. Die vierspurige Schnellstraße auf den Fildern gilt seit Jahren bereits als die am höchsten belastete autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße in Deutschland. Laut einer Verkehrsprognose, die der CDU-Landtagsabgeordnete am Donnerstag bei einer Gesprächsrunde mit Kommunalpolitikern in der Echterdinger Zehntscheuer präsentiert, sollten im Jahr 2020 eigentlich zwischen 74 000 und 89 000 Autos täglich diesen Abschnitt passieren. Ausgelegt ist die Strecke aktuell auf bis zu 60 000 Fahrzeuge in 24 Stunden. Die Realität hat die Prognose jedoch bereits jetzt überholt: Laut einer Verkehrszählung der Stadt Leinfelden-Echterdingen von diesem Sommer liegt die Belastung kurz vor dem Echterdinger Ei bei 98 200 Fahrzeugen, zwischen Stetten und der Flughafen-Ausfahrt bei 83 900 Autos täglich.

 

Eine weitere Fahrspur auf der B 27 in jeder Richtung würde laut Untersuchungen von Experten die Ortsdurchfahrten der Stadtteile von Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen deutlich entlasten. Für Bernhausen wird etwa ein Minus von 3300 Autos, für Echterdingen und Stetten ein Minus von jeweils 2800 Autos erwartet.

Projekt steht in bundesweiter Konkurrenz

Das Ziel ist deshalb klar: der Ausbau muss her. In der Liste, die der Landesverkehrsminister Winfried Hermann für den neuen Bundesverkehrswegeplan angemeldet hat, rangiert der B 27-Ausbau auf Rang fünf (wir berichteten). Einzig die Einstufung in die Kategorie vordringlicher Bedarf plus eröffnet nach Einschätzung der Parlamentarier überhaupt Chancen auf eine Umsetzung. 320 Projekte aus allen Bundesländern stehen dafür in Konkurrenz.

An dem Treffen am Donnerstag nahmen Kommunalpolitiker und Rathauschefs aus Aichtal, Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen, der Esslinger Landrat Heinz Eininger sowie die CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Hennrich (Nürtingen/Filder) und Steffen Bilger (Ludwigsburg) teil. Bilger, der für die CDU im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestags sitzt und bei der Aufstellung des neuen Bundesverkehrswegeplans baden-württembergische Interessen im Blick behält, legte sich bereits fest, auch wenn die Bewertungsrunde des Verkehrsministeriums noch andauert: „Die B 27 wird in der höchsten Kategorie drin sein.“ Seine Sicherheit fußt unter anderem auf dem hohen Kosten-Nutzen-Faktor von 4,5: „Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass eine Neubewertung vorgenommen werden muss.“ Außerdem sei die Verkehrsbelastung belegt.

Bundestag entscheidet frühestens 2016

Eine schnelle Realisierung des Ausbaus ist freilich nicht zu erwarten. Im zweiten Halbjahr 2015 werde sich der Verkehrsausschuss des Bundestags mit dem Bundesverkehrswegeplan befassen, der eine Laufzeit von zehn Jahren haben soll. Auch das Kabinett wolle noch im kommenden Jahr einen Beschluss fassen, kündigt Bilger an. Bis Gesetzesbeschlüsse zum Straßenausbau vorliegen, „wird es aber 2016 werden“, sagt der Parlamentarier. Erst danach können Planungen konkret angegangen werden.

Unterstützung erfährt die Verbreiterung der Schnellstraße laut Landrat Heinz Eininger inzwischen nicht nur auf den Fildern. „Neben dem Kreis wollen die IHK und die Region einige wenige Verkehrsprojekte in die erste Reihe setzen. Die B 27 gehört dazu.“ Auch in Berlin sollen Lokalpolitiker von den Fildern ihre Position vertreten können. Hennrich will einen Gesprächstermin mit dem Verkehrsministerium für Januar oder Februar vermitteln.

Bayern hat „immer was in der Schublade“

Bis zum Inkrafttreten des neuen Bundesverkehrswegeplans gilt der alte von 2003 weiter. Von aktuell zusätzlich freigegebenen Bundesmitteln profitiert in erster Linie Bayern, die Heimat des Verkehrsministers Alexander Dobrindt (CSU). Der Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel (Grüne, Filderstadt), der ebenso wie SPD-Kollegen den Ausbau der B 27 befürwortet, kritisiert diese Praxis: Dobrindt „befriedigt Wahlkreisinteressen von CSU-Abgeordneten“. Bilger sieht das weniger eng: „Bayern macht das sehr geschickt. Die haben immer was in der Schublade und sind vorbereitet.“