Die SPD-Initiative, einen günstigen Fahrschein einzuführen, der in allen Ortsteilen gilt, stößt im Gemeinderat auf positive Resonanz. Wie der aussehen könnte und mit welchen Kosten zu rechnen ist, das wollen die Politiker nun vom VVS erfahren.

Leonberg - Die Vorstellung hat Charme: Wer mit dem Bus von Warmbronn in die Innenstadt will, zahlt 1,40 statt 2,50 Euro. Wer sogar weiter muss, etwa nach Höfingen, kann ebenfalls mit dem 1,40 Euro-Ticket fahren. Nach diesem Prinzip würde eine Fahrkarte funktionieren, die in der Gesamtstadt gültig wäre.

 

Auf Initiative der SPD hat der Gemeinderat am späten Dienstagabend darüber diskutiert, ob mit einem solchen Stadtticket die Akzeptanz des öffentlichen Nahverkehrs gesteigert werden kann. Ziel: Fahrten, die viele Menschen innerhalb der Stadtgrenzen jetzt mit dem Auto erledigen, sollen künftig per Bus gemacht werden.

Eine Frage des Geldes

In der Stoßrichtung ist sich der Gemeinderat einig: Günstige Preise animieren zum Umsteigen. Volle Busse verursachen weniger Staus und Schadstoffe als die bisherigen Blechlawinen, die sich täglich morgens und abends nicht nur durchs Zentrum, sondern auch durch die Ortsteile quälen.

Letztlich ist alles, wie so oft im Leben, eine Frage des Geldes. Denn dass der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) die Einnahmeverluste, die angesichts vergünstigter Preise zu erwarten sind, selbst übernimmt, ist höchst unwahrscheinlich. „Wir brauchen vom Verkehrsverbund eine seriöse Kalkulation“, erklärt denn auch der SPD-Fraktionschef Ottmar Pfitzenmaier, der im Gemeinderat den Vorstoß für das Stadtticket erläutert. Eine Feststellung, der niemand widerspricht. Bevor ein konkretes Modell erarbeitet würde, so bekräftigen Elke Staubach (CDU), Axel Röckle (Freie Wähler), Birgit Widmaier (Grüne) und Dieter Maurmaier (FDP), müsse klar sein, welche Kosten auf die Stadt zukämen.

Alternative Tagesticket?

Deshalb soll der VVS-Geschäftsführer Horst Stammler zu einer Klausurtagung im Juni eingeladen werden, bei der sich die Stadträte ausführlich mit der Zukunft des Nahverkehrs in Leonberg befassen. Dort könnte der Verbundschef den Kommunalpolitikern erklären, wie ein günstiges Stadtticket funktionieren kann. Oder vielleicht eine Alternatividee mitbringen.

Den Ludwigsburgern hatte Stammler jüngst statt eines Einzelfahrscheins ein Tagesticket für drei Euro nahegelegt. Frank Albrecht von der Wählergruppe SALZ denkt sogar über kostenloses Fahren nach. Dies sei allerdings nur innerhalb des kompletten Verkehrsverbundes realistisch. Eine Variante, die, so ungewöhnlich sie anfangs erscheinen mag, bei der politischen Konkurrenz auf nicht völlig taube Ohren stößt. Elke Staubach etwa würde interessieren, wie groß die Verlustdifferenz zwischen einem Null-Euro-Ticket und einem Billett für 1,40 Euro ist.

Nachteile für Zeitkarten-Inhaber

Doch selbst wenn der Betrag vergleichsweise überschaubar wäre: Sehr günstige oder gar kostenfreie Fahrten, so gibt Christa Weiß (SPD) zu bedenken, benachteiligen die Inhaber von Zeitkarten. Deshalb habe auch die Stadt Herrenberg die Gratisvariante verworfen. Dort sind Einzelfahrscheine für 1,80 Euro zu haben.

Rein geografisch, das betont Pfitzenmaier, sei ein Leonberg-Ticket kein Problem, sei doch die Tarifzone 46 mit dem kompletten Stadtgebiet nahezu identisch. Deshalb sei auch mit keinem administrativen Mehraufwand zu rechnen.

Unstrittig ist im Gemeinderat, dass der Erfolg eines Spartickets erst nach einer mehrjährigen Testphase seriös beurteilt werden kann. Wie die genau aussehen könnte, das wollen sich die Kommunalpolitiker nun auf der Klausur von den VVS-Experten erläutern lassen.