Gäubahn-Verfechter hatten die Stuttgarter OB-Kandidaten eingeladen, um für ihre Ideen zu werben. Nur einer kam, aber der musste gar nicht überzeugt werden.

Stuttgart - Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) wird nicht müde, gegen die geplante Unterbrechung der Gäubahn zu trommeln. Dass die Verbindung Stuttgart–Zürich ab 2025 für mehrere Jahre bereits in Stuttgart-Vaihingen beziehungsweise am Nordbahnbahnhof enden soll, ist für Matthias Lieb, den Landesvorsitzenden, ein Unding. Fernreisende seien so bis zu eine Stunde länger unterwegs. Im Stuttgarter Rathaus jedoch ist der Gleisrückbau zugunsten des Städtebaus beschlossene Sache.

 

Reisende müssen am potenziellen Nordhalt 700 Meter zur S-Bahn gehen

Einen Hebel sehen sowohl der VCD als auch der Fahrgastverband Pro Bahn noch: die OB-Wahl. Um für ihre Belange zu werben, hatten die ökologisch orientierten Verbände nun OB-Kandidaten in einen historischen Schienenbus eingeladen, um auf der Panoramastrecke über deren Vorzüge zu sprechen. Vieles zeigt sich vor Ort besser, etwa, wie sich der VCD auf Höhe des Herderplatzes im Westen einen neuen Gäubahn-Stopp vorstellen könnte oder dass Reisende am potenziellen Nordhalt bis zu 700 Meter gehen müssten, um die S-Bahn zu kriegen.

Allerdings blieben die Gäubahn-Verfechter unter sich. Vier der fünf eingeladenen OB-Kandidaten hatten abgesagt, und bei dem, der kam, rannte man offene Türen ein. Hannes Rockenbauch (SÖS), ein großer „Freund der Schiene“, hat längst öffentlich den Erhalt der oberirdischen Gleise gefordert. Er sprach von einem „Bärendienst am Schienenverkehr“, sollte man die Linie unterbrechen und eine ganze Region abhängen, der Städtebau könne hierfür „kein Totschlagargument“ sein.

8000 Pendler täglich nicht abhängen

Auch er hörte es gern: Stefan Belz, der Böblinger Oberbürgermeister. Er ist einer von gut 20 Verwaltungschefs, deren Kommunen entlang der Gäubahn liegen und die sich in einem Brief an Bund, Land und weitere Akteure gewandt haben. Tenor: 8000 Pendler täglich dürften nicht abgehängt werden, zumal bislang noch nicht klar sei, wie die alternative Anbindung der Gäubahn aussehen soll. Es gibt noch keine Planfeststellung.

Zuletzt hatte der Bund den zwölf Kilometer langen Gäubahntunnel ins Spiel gebracht. VCD und Pro Bahn wiederum werben für den Bau eines Kehrtunnels, der die Gäubahn auf ihrer Stammstrecke auf Höhe des Nordbahnhofs in den aus Bad Cannstatt kommenden S-21-Tunnel einschleifen und so in den Tiefbahnhof führen soll. „Wir möchten vermeiden, dass die Leute dem ÖPNV den Rücken kehren“, sagte Belz. Wie der VCD fordert er einen neuen Faktencheck.