Der Verkehrsplan des Verbands Region Stuttgart wird aktualisiert. Derzeit beschäftigten sich daher viele Kommunen im Kreis Ludwigsburg mit den großen und kleinen Vorhaben in ihrer Umgebung. Ein Überblick über die wichtigsten – und die umstrittensten Dinge.

Kreis Ludwigsburg - Mehr als 15 Jahre ist es her, dass der Verband Region Stuttgart (VRS) zuletzt einen Verkehrsplan für den Stuttgarter Ballungsraum aufgestellt hat. Die Datengrundlage stammte damals aus dem Jahr 1995. Nun soll das Papier fortgeschrieben und aktualisiert werden. Rund 280 Infrastrukturprojekte sind darin aufgelistet, in dieser Woche endet die Frist, bis zu der alle tangierten Kommunen und anderen Träger öffentlicher Belange ihre Stellungnahmen abgeben dürfen. Nordostring Seit Langem debattiert, stuft die Region den Nordostring im Entwurf des Verkehrsplans in die „höchste Dringlichkeit ein“. Als „B 29“ findet sich die Trasse zwischen der B 27 bei Kornwestheim und der B 14 nahe Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) in dem Papier wieder, sowohl in einer Variante mit drei als auch mit vier Spuren. Die dreispurige Variante wird von einer Mehrheit des Remsecker Gemeinderats unterstützt, in Ludwigsburg spricht die Stadtverwaltung davon, dass die Zustimmung der „politischen Beschlusslage“ entspreche. Vor allem in Remseck pochen die Befürworter aber darauf, dass der Nordostring nur gemeinsam mit einer neuen Neckarbrücke südlich des Stadtteils Aldingen geplant werden soll.

 

Kritik kommt dagegen aus dem Rems-Murr-Kreis: Man empfehle, das Vorhaben komplett aus dem Plan zu streichen, beschloss der Fellbacher Gemeinderat. Ausbau der A 81 Zwischen Zuffenhausen und Pleidelsheim soll die Autobahn bis zum Jahr 2025 auf vier Streifen in beiden Richtungen ausgebaut werden, auch dafür sieht der Verband Region Stuttgart „höchste Dringlichkeit“. Bis die Bagger anrücken, sollen die Autofahrer die bestehenden Standstreifen nutzen dürfen, auf dass der Verkehr möglichst flüssig rollt.

Beides sind Ideen, denen die Stadtverwaltung Ludwigsburg zustimmen kann. Auch im Pleidelsheimer Rathaus sieht man die Pläne gerne, rechnet aber nicht damit, dass sie in den kommenden fünf bis zehn Jahren verwirklicht werden können, schließlich habe das Land noch kein Planfeststellungsverfahren begonnen. Wichtig sei es daher, möglichst schnell die Seitenstreifen freizugeben, heißt es. Anders die Sicht mancher Gemeinderäte: In der Vergangenheit fielen Abstimmungen zu dem Thema stets knapp aus.

In Freiberg sprechen sich Rathaus und Gemeinderäte „ausdrücklich“ für den A-81-Ausbau aus – wenn der Lärmschutz eingehalten werde. Ähnlich groß ist die Zustimmung für den Ausbau in Großbottwar. Auch der Mundelsheimer Bürgermeister Holger Haist befürwortet eine achtspurige Autobahn im Norden des Landkreises „ausdrücklich“ – und geht noch weiter. Seine Gemeinde beantrage den vierspurigen Ausbau in beiden Fahrtrichtungen sogar bis auf die eigene Gemarkung, sagt Haist.

Ärger gibt es dagegen ganz im Süden des Kreises: Während sich Ditzingen über einen zweiten Anschluss an die Autobahn freuen würde, ginge das aus Gerlinger Sicht „erheblich zulasten der Stadt“. Deshalb widerspreche man der Maßnahme. Verlängerung S 5 im Norden Uwe Seibold hat wieder Hoffnung. Der Kirchheimer Bürgermeister glaubt, dass durch den Wegzug eines Unternehmens direkt am Bahnhof dort künftig Platz sein könnte für eine S-Bahn-Endhaltestelle. In der Vergangenheit war der Platzmangel stets ein Knackpunkt gewesen, wenn es darum ging, die Züge der S 5 über Bietigheim hinaus bis in die nördlichste Kreiskommune fahren zu lassen. Auch in Besigheim, Bönnigheim und Walheim würde man sich über die Verlängerung freuen. Uwe Seibold klagt: „Der Norden wird stets stiefmütterlich behandelt.“ Im neuen Plan ist die längere S-Bahn-Strecke allerdings in der letzten Kategorie eingestuft, eine Realisierung wird in den kommenden Jahren also nicht angestrebt. Aus Besigheim heißt es deshalb, die S 5 solle nicht zurückgestellt, sondern vertieft untersucht werden. Eine Stärkung der Nord-Süd-Verbindungen sei „dringend geboten“ – zumal die Zuverlässigkeit des Schienenverkehrs auf der Achse gen Stuttgart und Heilbronn unbefriedigend sei. Uwe Seibold: „Dass auf die Frankenbahn kein Verlass ist, hat man gesehen.“

Ebenfalls aufgeführt im Plan, aber nicht mit besonderem Druck verfolgt werden soll eine Verlängerung der S 5 vom Bietigheimer Bahnhof aus bis nach Vaihingen. Dieser Strecke bescheinigen die Stuttgarter Verkehrsplaner sogar einen sehr hohen Nutzen. Geplante Expresszüge des Landes, die, von Pforzheim kommend, nach Stuttgart fahren sollen, verhindern aber eine bessere Einstufung. In Vaihingen kann man mit dieser Einschätzung leben, für die Sachsenheimer Verwaltung hat die S-Bahn hingegen weiter höchste Priorität, die Metropolexpresszüge akzeptiere man aber als Alternative. In Oberriexingen und Sersheim unterstützt man eine verlängerte S 5.

Strohgäubahn bis Feuerbach Einhelliger Meinung sind die Mitglieder des Zweckverbandes Strohgäubahn. Darin nämlich, dass die Bahn künftig mindestens bis nach Feuerbach, idealerweise sogar bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof fahren soll.

In Schwieberdingen, Hemmingen, Korntal-Münchingen und Ditzingen fordert man deshalb, diese Verlängerung im Entwurf des Verkehrplans in die „höchste Dringlichkeit“ heraufzusetzen. Auch eine längere Strecke in die andere Richtung, nach Weissach, wird goutiert.

Ausbau der B 10 Die stark befahrene Trasse soll zwischen Zuffenhausen und Vaihingen vierspurig werden, die „höchste Dringlichkeit“, die der VRS dem Projekt attestiert, wird auch in Vaihingen und Korntal-Münchingen so gesehen. Die Ortsumfahrung des Vaihinger Stadtteils Enzweihingen bewerten die Stuttgarter Planer ebenfalls als dringend – was die Rathäuser vor Ort und in Oberriexingen freut.

Stadtbahn und Schnellbusse Während die Remsecker Haltung zu den Stadtbahnplänen klar ist (nachdrückliche Unterstützung für die Hochflurvariante), behält Ludwigsburg sein eigenes ÖPNV-Konzept im Auge. Um den jüngst erzielten Kompromiss mit dem Landratsamt umzusetzen, wonach Bahn und Schnellbusse weiterverfolgt werden, wünscht man sich das BRT-Bussystem im regionalen Verkehrsplan – genauso die Reaktivierung der Bahntrasse zwischen Markgröningen und Ludwigsburg. „Wir bitten um Anpassung“ lautet der Beschlussvorschlag der Verwaltung, der am Donnerstagabend im Technikausschuss debattiert wurde.