An der Hochdorfer Straße in Hemmingen wird im Bereich des Bahnübergangs wohl eine Querungsinsel gebaut. Laut einem Experten des Landratsamtes ist das die sicherste Möglichkeit. Den Eltern ist das aber zu wenig.

Hemmingen - Über Jahre haben die Hemminger gekämpft, nun zeichnet sich eine Lösung ab – wenngleich es nicht die Wunschlösung ist. Stimmt der Gemeinderat am 26. Februar zu, wird an der Hochdorfer Straße im Bereich des Bahnübergangs eine Querungshilfe gebaut. Sie soll etwa auf Höhe der Bushaltestelle sein, zwischen der Einmündung in den Gröninger Weg und in die Schlossgartenstraße.

 

„Saugefährlich“, „Harakiri“, „unverantwortlich“

Mit der zwei mal vier Meter großen Insel mitten auf der Straße kommt das Landratsamt Ludwigsburg den Forderungen besorgter und verärgerter Eltern nach. Vor allem Mütter und Väter aus dem Wohngebiet Hälde verlangen seit 2016 für ihre Kinder einen sicheren Übergang auf dem Weg zur Grundschule. Die jetzige Situation halten sie für „saugefährlich“, „Harakiri“, „unverantwortlich“. Auf ihrem Schulweg müssen die Kinder beim Bahnhof auf die andere Seite der viel befahrenen Hochdorfer Straße gelangen. Aus Sicht der Bürger ist ein Überweg dringend nötig, damit Kinder und Erwachsene die Landesstraße gefahrlos queren können. Eltern wie auch viele Kommunalpolitiker tendierten zu einer Ampel oder einem Zebrastreifen.

Nun stimmen die Eltern versöhnlichere Töne an. Sie sind erleichtert, dass sich in der Sitzung des Umwelt- und Technikausschusses die Mehrheit für die vom Landratsamt vorgeschlagene Querungsinsel ausgesprochen hat. „Es ist positiv, dass endlich etwas passiert“, meint Nadja Albrecht. Die Mutter einer Tochter von acht Jahren gehört zu den Eltern, die sich für einen Überweg einsetzen. Die 42-Jährige findet die Lösung grundsätzlich gut. Zufrieden ist sie trotzdem noch nicht.

Die Eltern haben genaue Vorstellungen

Laut Nadja Albrecht bedarf es zusätzlich eines Tempolimits. „Die Kombination der Querungshilfe mit Zone 30 ist aus Elternsicht für die Sicherheit der Kinder auf dem Schulweg unbedingt erforderlich“, sagt die Hemmingerin. Auf der Hochdorfer Straße gilt Tempo 50. Das sei zu schnell, selbst wenn die Kinder zunächst nur die Hälfte der Straße passieren müssten.

Mit dem Wunsch nach Tempo 30 stehen die Eltern nicht alleine da. Der Hemminger Bürgermeister, der schon die Forderung nach einem sicheren Überweg von Anfang an unterstützte, spricht sich auch dafür aus. Das Ansinnen tat er bereits beim Termin im Verkehrsministerium im Herbst kund. Der Ministerialdirektor – der Amtschef – sehe dies laut Thomas Schäfer (CDU) ebenso. Jedoch habe sich dessen Mitarbeiter von der obersten Verkehrsbehörde verhalten gezeigt. „Trotzdem streben wir Tempo 30 auf jeden Fall an“, sagt Schäfer.

Lange Staus, lange Rotphasen

Für die Querungsinsel würde die Straße etwas breiter und der Gehweg etwas schmäler. Die Höhe der Gesamtkosten hängt laut Thomas Walz davon ab, ob die Insel geklebt oder neu gesetzt wird, oder ob Straßenbelag und Gehweg gleich komplett erneuert werden. „Als Größenordnung gehen wir von rund 80 000 Euro aus“, sagt der Leiter des Fachbereichs Straßen im Landratsamt. Da die Hochdorfer Straße eine Landesstraße ist, muss die Gemeinde mit dem Regierungspräsidium Stuttgart als Baulastträger klären, wie umfangreich das Projekt wird und wer welche Kosten trägt. Nach seiner Erfahrung in anderen Kommunen rechnet Walz mit einer Bauzeit von ein bis zwei Monaten.

Von einer Ampel rät das Landratsamt aus mehreren Gründen ab. Unter anderem müsste sie mit den Schranken des Bahnübergangs koordiniert werden. Das ist technisch komplex und mit rund 150 000 Euro teuer. Die Kosten hätte die Gemeinde womöglich noch in Kauf genommen – die prognostizierten Staus nicht. Die Schranken wären mehr als 200 Sekunden unten, in Spitzenzeiten gäbe es Staus von bis zu 180 Metern. Noch länger wären sie etwa bei Fußgängern auf dem Zebrastreifen, der Richtung Pfarr- und Eisgasse ist. Und ob eine Ampel am Bahnübergang das sicherste Mittel der Wahl ist, ist Walz zufolge ohnehin fraglich: Fußgänger müssten an der Ampel bis zu einer Minute warten. Der Experte befürchtet, dass viele aus Ungeduld bei Rot über die Straße flitzen.