Die Verkehrssicherheit der runden Straßenknoten treibt die Behörden nach wie vor um. Doch nachdem das Land den Druck verringert hat, stehen die Zeichen zwischen Kommunen und Landratsämtern eher auf Kompromiss - zumindest fast immer.

Kreis Ludwigsburg - Ralf Trettner hatt gedacht, dass seine Gemeinde ungeschoren davon kommt. „Wir haben uns ganz ruhig verhalten und gehofft, dass es keinem auffällt“, sagt der Bürgermeister von Pleidelsheim. Es ist aber aufgefallen. Auf Wunsch des Landratsamts Ludwigsburg soll die Skulptur des örtlichen Bildhauers Jörg Failmezger möglichst bald von der Mittelinsel des Kreisverkehr am südöstlichen Ortsrand in Richtung Freiberg verschwinden. „Wir fügen uns“, sagt Trettner desillusioniert, „auch wenn ich das für völligen Blödsinn halte, was da abgeht.“

 

Demnächst solle ein Fundament am Straßenrand, hinter Leitplanken, gegossen werden. Der Künstler selbst werde die Versetzung wohl bis Ende Mai vornehmen. Die Sicherheitsgefährdung durch die schlanke Stele, die durch blaues Schwemmholz verziert wird und das Thema Wasser aufgreift, sieht Trettner zwar nicht. Dennoch „habe ich Verständnis für die Haltung des Landratsamts“, sagt der Bürgermeister.

Der Erlass wurde relativiert

Seit gut zweieinhalb Jahren befassen sich alle Straßenverkehrsbehörden des Landes mit der Frage, inwieweit die Sicherheit der Autofahrer durch feste Hindernisse auf Kreisel-Inseln gefährdet wird. Das Landesverkehrsministerium hatte damals per Erlass zum Handeln gedrängt – und in den Folgemonaten immer wieder betont, dass die Haftung für schwere oder gar tödliche Unfälle im Ernstfall bei den Landratsämtern liege. Seitdem ist viel passiert. Das Landratsamt Ludwigsburg ordnete in vielen Orten den Abbau populärer Kunstwerke oder Skulpturen, aber auch von Trockenmauern, Bäumen oder Fahnenmasten an. Diesbezüglich war Ludwigsburg lange Zeit der Vorreiter in der Region Stuttgart – im ganzen Land, vor allem in Baden, gab es aber noch rigorosere Ämter.

Sensibilisiert worden waren die Mitarbeiter durch eine Klage von Rollerfahrern, die auf einer Kreisstraße zwischen Eberdingen und Hemmingen wegen eines angeblichen glatten Straßenbelags gestürzt waren und einen Mitarbeiter des Amtes persönlich haftbar machen wollten. Das Verfahren entwickelte sich zur Farce und wurde eingestellt. Aber seitdem ist man vorsichtig im Kreishaus.

„Wir spüren weniger Druck von oben“

Inzwischen scheint die Kreisel-Krise vielerorts überwunden. „Wir spüren nicht mehr so viel Druck von oben“, sagt ein Mitarbeiter eines Landratsamts aus der Region. Das Ministerium habe wohl eingesehen, dass der Kreisel-Erlass nicht durch eine entsprechende EU-Richtlinie gedeckt war. Der Erlass wurde relativiert (siehe Kasten). Seitdem ist das Landratsamt Ludwigsburg damit beschäftigt, die Restposten des Erlasses abzuarbeiten. „Die Verpflichtung gilt nach wie vor“, sagt der Ordnungsdezernent Jürgen Vogt, „aber wir sehen das Thema inzwischen viel gelassener.“ Mit Löchgau gab es zunächst einen Rechtsstreit, nun aber eine Einigung: Der Stahl-Nagel auf dem Kreisel vor dem Ortseingang wird durch Kunststoff ersetzt. An einer ähnlichen Lösung mit Großbottwar und dem dortigen Storchen wird laut der Behörde noch gearbeitet. „Es gibt mehrere Lösungsvarianten“, sagt Jürgen Vogt. Bevor Details verraten würden, solle aber zunächst der Gemeinderat in Ruhe entscheiden, welche Lösung er bevorzuge.

Somit bleiben nur noch die Baustellen Markgröningen und Sersheim. An der Markgröninger Ostumfahrung gibt es drei Knoten, die teilweise durch Bäume und Natursteine geziert werden. „Bald haben die Bäume eine Größe erreicht, dass sie im Falle eines Unfalls möglicherweise eine Gefährdung für die Autoinsassen darstellen“, teilt Andreas Fritz mit, der Pressesprecher des Landratsamts. Der Bürgermeister Rudolf Kürner weiß davon noch nichts: Die Kreisel seien „alle vom Landkreis abgenommen und somit genehmigt worden“. Er sehe „von daher keinen Handlungsbedarf“. Demnächst werde es Gespräche geben, „wir finden mit Sicherheit eine Lösung“, sagt Jürgen Vogt vom Landratsamt.

„Der Kreisel ist noch nicht abgeräumt“

Widerborstig zeigt sich der Sersheimer Bürgermeister Jürgen Scholz. Er hoffe, dass die umstrittenen Steinkugeln – eine Anspielung auf das Sersheimer Wappen – „noch lange liegen bleiben“. Er habe gedacht, „dass sich das Thema erledigt habe“ und sei gespannt auf die Verhandlungen mit dem Kreis. „Aus meiner Sicht ist der Kreisverkehr noch lange nicht abgeräumt.“