Autofahrer sind genervt, doch die Polizei zieht eine positive Bilanz: Die Zahl der schweren Unfälle auf der Autobahn 8 ist gesunken, seit dort die Einhaltung des Tempolimits mit stationären Blitzern überwacht wird.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die stationären Tempoüberwachungsanlagen an der Autobahn 8 zwischen Flughafen und Leonberg machen täglich viele Pendler rasend. Wenn es mal läuft auf einer der stauträchtigsten Strecken Deutschlands, dann kann man es nicht richtig laufen lassen, weil alle paar Kilometer ein Blitzer steht. Des einen Leid ist des anderen Freud: Für das Land haben sich die Anlagen schon gelohnt. Mehr als elf Millionen Euro Bußgelder kamen im Jahr 2014 zusammen. Das sei ein Großteil der Bußgeldeinnahmen des Landes, sagt Wilfried Schramm, der Leiter der Zentralen Bußgeldstelle.

 

Geahndet wurden mehr als 500 000 Fälle, wobei die erst im Mai 2014 auf Höhe der Raststätte Sindelfinger Wald in Richtung Leonberg installierte Anlage den Löwenanteil mit mehr als 191 000 Fällen lieferte. Die Zahlen für das erste Quartal 2015 (siehe Grafik) lassen vermuten, dass sich die Autofahrer allmählich an die Anlagen gewöhnen. Rechnet man die Zahlen des ersten Vierteljahres hoch, liegen diese – außer am Flughafen – an den meisten Anlagen voraussichtlich unter den Werten des Jahres 2014.

Die Polizei zählt 491 Unfälle, wo früher 700 geschahen

Was die Autofahrer ärgert, sehen andere positiver. Die Autobahnpolizei freut sich, dass der Abschnitt zwischen Leonberg und Flughafen offenbar seit der Installation der ersten drei Tempoüberwachungsanlagen sicherer geworden ist. „Das belegt die Unfallstatistik“, sagt Tatjana Wimmer, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Demnach geschahen auf dem Abschnitt von Mai 2012 bis April 2013 insgesamt 700 schwere Unfälle. Im gleichen Zeitraum ein Jahr später, nachdem im Mai 2013 die drei Anlagen aufgebaut worden waren, sank die Zahl auf 491 Unfälle. Das macht sich auch bei der Zahl der Unfallopfer bemerkbar. Während von Mai 2012 bis April 2013 ein Autofahrer ums Leben kam, 20 Fahrer schwere und 187 Fahrer leichte Verletzungen erlitten, sanken diese Werte im nachfolgenden Vergleichszeitraum: Im ersten Jahr nach der Installation der Blitzer zählten die Beamten 17 Schwer- und 143 Leichtverletzte. Ums Leben kam in dieser Zeit niemand auf dem Autobahnabschnitt.

Der vierte Blitzer, der seit Mai 2014 in Fahrtrichtung Leonberg auf Höhe der Raststätte Sindelfinger Wald steht, brachte aus Sicht der Polizei eine weitere Verbesserung. Erfasst wurden die Unfallzahlen von Juni bis November 2013 und in den gleichen Monaten des Jahres 2014. Die Zahl der Unfälle sank dort in diesem Zeitraum von 276 auf 236.

Stationäre Anlagen stehen nur an Unfallschwerpunkten

„Generell dürfen stationäre Anlagen nur dort eingerichtet werden, wo ein Unfallschwerpunkt festgestellt wurde. Das war an den vier Stellen eindeutig der Fall“, sagt die Polizeisprecherin Wimmer. Der Rückgang der Unfallzahlen sei aus Sicht der Verkehrspolizei ein Beleg dafür, dass die Anlagen an neuralgischen Stellen aufgestellt seien. Die Furcht der Verkehrsteilnehmer, dass aufgrund ortsfremder oder unaufmerksamer Fahrer, die plötzlich abbremsen würden, vermehrt Auffahrunfälle geschehen würden, könne die Polizei nicht bestätigen. „Da gibt es keine Auffälligkeiten“, so die Polizeisprecherin.