In Stuttgart bricht der Verkehr alle Rekorde. Der Plan, von Oberbürgermeister Fritz Kuhn, mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern, bleibt damit schwierig. Denn die S-Bahnen sind notorisch unpünktlich und bereits voll.
Stuttgart - Die neuen Rekordzahlen zum Reizthema Autoverkehr dürften Oberbürgermeister Fritz Kuhn nicht erfreuen. Denn die immer längeren Blechkarawanen in der Stadt konterkarieren den an sich richtigen Plan des grünen Stadtoberhaupts, wegen der viel zu dichten Feinstaub- und Stickoxidschwaden mindestens 20 Prozent Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern.
Kuhns gute Idee leidet vor allem darunter, dass die längst vollen S- und Stadtbahnen so viele zusätzliche Fahrgäste gar nicht aufnehmen können, weil der qualitative Ausbau des regionalen Nahverkehrs viel zu lange vernachlässigt worden ist. Die seit Jahren notorische Unzuverlässigkeit der S-Bahnen mit Verspätungen und technischen Pannen geradezu am laufenden Band dürfte kaum einen Autofahrer zum Umsteigen auf die Schiene motivieren. Eher steigen frustrierte S-Bahn-Fahrer wieder aufs Auto um. Denn da ist es – selbst im ganz großen Stau – mit Klimaautomatik und Wunschkonzert aus den Autolautsprechern viel komfortabler.
Auch die jüngste Verkehrszählung zeigt deutlich auf, dass auf der Straße im wahrsten Sinn des Wortes ein Individualverkehr herrscht. Die im Schnitt mit nur 1,23 Personen besetzten Fahrzeuge legen nahe, dass es kaum Fahrgemeinschaften auf dem Weg zur Arbeit gibt. Mehr Druck in diese Richtung dürfte es in Kürze aus Brüssel geben. Die EU-Kommission droht dem Land mit hohen Geldstrafen, wenn die Feinstaub- und Stickoxidgrenzwerte nicht endlich eingehalten werden. Das aber geht aber nur mit viel weniger Verkehr auf der Straße.