Falls die Stadtbahnverlängerung nach Markgröningen jemals Realität wird, müssen die Züge das unmittelbare Zentrum Ludwigsburgs wohl umfahren. Das liegt in erster Linie an den hohen Bahnsteigen der SSB.

Kreis Ludwigsburg - Der Traum vom Weihnachtseinkauf mit anschließender Heimfahrt in der schicken Stadtbahn ist wohl ausgeträumt. Nicht wenige Ludwigsburger Stadträte hatten sich in schillernden Farben ausgemalt, wie eine Stadtbahnhaltestelle in der Stadtmitte das Geschäft in der Wilhelmgalerie ankurbeln könne. Allein: es fehlt der Platz. Zwar liegt das Gutachten zur Wirtschaftlichkeit der großen Stadtbahnpläne noch immer nicht vor. Erst im kommenden Frühjahr, teilte der Landrat Rainer Haas kürzlich mit, sei mit Ergebnissen zu rechnen.

 

Stadtbahn wird Ludwigsburger Zentrum wohl umfahren

Doch zwei Dinge scheinen jetzt schon sicher: Die Stuttgarter Straßenbahnen SSB sind wohl der wirtschaftlichste Betreiber. Und: eine Haltestelle am Rathaus oder am Arsenalplatz wird es wohl nicht geben. „Aus städtebaulichen Gründen“, so der Landrat, sei es schwer zu vertreten, mitten in der Mylius- oder Wilhelmstraße sperrige SSB-Bahnsteige zu bauen. Der Oberbürgermeister Werner Spec und er seien sich einig: „Wir halten einen Elektrobus dort für eine sinnvolle Alternative.“

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Konkret könnte das heißen: wer von Markgröningen nach Pattonville oder Remseck fahren will, kann im Zug sitzen bleiben (siehe Grafik). Wer aber Richtung Stadtmitte oder Oßweil fahren will, muss am Bahnhof umsteigen. Die schwierigen räumlichen Verhältnisse, auch rund um den Ludwigsburger Bahnhof, seien auch einer der wesentlichen Gründe, warum das eigentlich für den Herbst erwartete Gutachten erneut Verspätung habe. „Dieses Gutachten soll unser letztes zu dieser Thematik sein“, sagt Haas. Danach müsse sich entscheiden, ob und wie das Projekt eine Zukunft haben könne. Nur wenn das Fachbüro zum Schluss kommt, dass die Gesamtkosten und der gesellschaftliche Nutzen in einer positiven Relation stehen, kann überhaupt weiter geplant werden. Bei einer geschätzten Summe von 200 Millionen Euro kein leichtes Unterfangen.

Verkehrsminister hat Sympathie für das Projekt

Die Bahn gilt nur als wirtschaftlich sinnvoll, wenn sie beispielsweise viele Menschen zum Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr bewegt. Doch selbst wenn diese Hürde genommen wird, bleiben noch viele Fragezeichen. Das wohl größte sind die Finanzen. Immerhin hat die Grün-Rote Landesregierung im Herbst die Fördersätze für Schienenprojekte gesenkt. Früher gab es 75 Prozent vom Land, künftig nur noch 50 Prozent. Die Entscheidung beschert Kreis und Kommunen stolze 50 Millionen Euro höhere Kosten, als bisher erwartet. Der Landrat bleibt dennoch Optimist.

Vor einiger Zeit habe er mit dem Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) über das Projekt gesprochen. Er habe dem Landrat gesagt, „dass er große Sympathie für das Vorhaben hat“ – so jedenfalls der Landrat. Hermann habe ihm versichert, dass er bereit sei, zu gegebener Zeit nach einer Lösung zu suchen. Was das zu bedeuten habe, könne er zwar auch noch nicht sagen. „Ich habe das Wort des Ministers, und das würde ich gerne einlösen.“

Hängepartie um Schönbuchbahn macht Landrat stutzig

Es sei noch zu früh für Spekulationen, ob und inwieweit der Verkehrsminister eine Sonderregelung für das Ludwigsburger Stadtbahnprojekt erwäge. „Ich glaube ohnehin nicht an eine kurzfristige Realisierung“, sagt Haas. Die Hängepartie wegen der Schönbuchbahn (Kreis Böblingen) habe ihn allerdings auch hellhörig gemacht. Dort hat der Landkreis schon vor der Absenkung der Förderquote einen Förderantrag gestellt. Nun müssen die Kommunen womöglich die Hälfte statt einem Viertel der geschätzten 50 Millionen Euro für den Streckenumbau tragen.

Das ruft Kritiker auf den Plan. Klaus Herrmann, Ludwigsburger CDU-Stadtrat und Landtagsabgeordneter, sieht die Stadtbahn ohnehin schon skeptisch. Mit der geringeren Förderquote gebe es aus Sicht der Stadt „keinen Spielraum mehr für eine Stadtbahn“, sagt Herrmann.