„Heilbronner Erklärung“: Warum Gerhard Straub aus Plochingen und Carsten Strähle aus Stuttgart auf den zügigen Ausbau der Neckarschleusen pochen.

Für den Plochinger Hafenchef Gerhard Straub gibt es nichts zu deuteln: „Wenn man die Verkehrswende will, braucht man das Wasser. Dann muss man den Schleusenausbau zwischen Mannheim und Plochingen aber auch zügig durchziehen.“ Der Gedanke, die 27 Neckarschleusen erst einmal nur sanieren zu wollen, mache da keinen Sinn. Zumal ihre Verlängerung in dem Gesamtpaket Sanierung/Ausbau nur zehn Prozent der Kosten ausmachen würde.

 

Brief an Bundesverkehrsminister

Mit den Hafenchefs aus Stuttgart, Heilbronn und Mannheim und dem baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat er auf dem ersten Heilbronner Hafenforum in der vergangenen Woche seine Unterschrift unter die „Heilbronner Erklärung“ gesetzt. Die Unterzeichner fordern in dem offenen Brief an den Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) einen tragfähigen Zeitplan für den Schleusenausbau am Neckar bis spätestens Frühjahr 2023.

Die 27 Schleusen zwischen Mannheim und Plochingen sind bislang lediglich auf maximal 105 Meter lange Kähne ausgelegt. Für die großen, 135 Meter langen und rentableren Containerschiffe auf dem Rhein ist damit ab Mannheim Schluss. „Wir erwarten uns von unserem Brief einen Impuls, dass die Schleusenverlängerung jetzt rasch vonstattengeht“, sagt der Stuttgarter Hafendirektor Carsten Strähle. „Die Metropolregion Stuttgart hat einen ausgesprochen hohen Anteil an industrieller Wertschöpfung. Und dafür braucht es leistungsfähige Transportwege.“ Werde der bereits 2007 zwischen Bund und Land vereinbarte Schleusenausbau jetzt nicht zügig angegangen, gerieten der Neckar als Wasserstraße und die wirtschaftsstarke Region mit ihren Unternehmen ins Abseits, warnen die Hafenchefs aus Plochingen, Stuttgart, Heilbronn und Mannheim.

Potenzial auch schöpfen

Der Bund hatte im Frühjahr signalisiert, die Schleusen vorerst nur sanieren zu wollen. Damit drohte dem Ausbau der Sankt-Nimmerleins-Tag. Mit ihrer aktuellen Forderung knüpfen die Unterzeichner jetzt an ein Gespräch im Juli an. Darin hatte Wissing nach Protesten aus Politik und Wirtschaft angekündigt, „nach Lösungen zu suchen“.

Straub warnt: „Es wäre grob fahrlässig, wenn der Neckar die einzige Wasserstraße im Südwesten wäre, auf der keine 135 Meter langen Schiffe fahren können.“ 500 000 Tonnen wurden im Vorjahr im Plochinger Hafen umgeschlagen. Mit längeren Schiffen könne man das 500-Fache generieren, beruft er sich auf eine Untersuchung für die Häfen in Plochingen und der Landeshauptstadt. „Für Stuttgart könnte sogar eine Steigerung um 577 Prozent möglich sein“, verweist auch Strähle auf die bislang noch ungenutzten Möglichkeiten, Straßen und Schiene mehr zu entlasten. Landesverkehrsminister Hermann: „Der Transport auf dem Fluss bedeutet rund 75 Prozent weniger CO2 pro Tonne als beim Transport per Lastwagen. Und ein konkurrenzfähiger Neckar braucht den Ausbau der Schleusen bis Plochingen. 135-Meter-Schiffe bedeuten rund 40 Prozent mehr Kapazität, Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz.“