Das Ludwigsburger Label Cross Cult bringt seit knapp 15 Jahren international bekannte Comics auf den deutschen Markt. Zu den größten Erfolgen zählen „Sin City“, „Hellboy“ oder „The Walking Dead“.

Stuttgart - Ab und zu – sagt Andreas Mergenthaler vor einem großen Stapel Comics sitzend – habe man einfach den richtigen Riecher und lande einen Hit. Und einen richtigen Riecher haben Mergenthaler und sein Kompagnon Hardy Hellstern gehabt: Die beiden Gründer des Comiclabels Cross Cult mit Sitz in Ludwigsburg sicherten sich die deutschen Verwertungsrechte an der Zombie-Comicreihe „The Walking Dead“ – und zwar lange bevor der US-amerikanische Sender AMC die gleichnamige Erfolgs-Fernsehserie produzierte, die auf den Comics basiert.

 

Mittlerweile hat der schwäbische Verlag im deutschsprachigen Raum bereits 22 Bände der „The Walking Dead“-Comics herausgebracht. Insgesamt habe man von der Reihe mehr als 250 000 Exemplare verkauft, erzählt Mergenthaler, der zusammen mit Hellstern die Geschäfte des Grafikstudios Amigo leitet, unter dessen Dach das Label Cross Cult firmiert. Markenzeichen des Verlags sind kleinformatige Hardcoverausgaben mit schwarz-weißem Inhalt. Cross Cult hat sich auf die Genres Horror, Science Fiction, Fantasy und Krimi spezialisiert. Von japanischen Mangas lasse man die Finger. „Da ist die Konkurrenz zu übermächtig“, wie Mergenthaler sagt. Stattdessen sichere man sich lieber die Rechte an Comics, die Bezüge zu Filmen, TV-Serien oder Videospielen haben, weil sich diese gut vermarkten ließen. So gehören zu Cross Cults erfolgreichsten Titeln neben „The Walking Dead“ auch „Sin City“ von Frank Miller oder Mike Mignolas „Hellboy“.

Rund die Hälfte des Umsatzes wird über Amazon gemacht

Durch Hellboy – den riesigen roten Dämon mit den abgesägten Hörnern auf der Stirn und dem beigfarbenen Trenchcoat – sei man auch „ins Business gerutscht“, erzählt Mergenthaler: 2001 kauften er und Hellstern die Lizenzen des US-Comics, nachdem sich bereits zwei etablierte Verlage mit wenig Erfolg an deutschssprachigen Veröffentlichungen versucht hatten. Mit den Erfahrungen, die die beiden Freunde seit Mitte der Neunzigerjahre mit ihrem Grafikstudio Amigo als Dienstleister für andere Comicverlage wie Panini gesammelt hatten, machten sie die „Hellboy“-Reihe hierzulande populär. Vor allem die ersten Bände hätten sich mit einer jeweiligen Auflage von 10 000 Exemplaren sehr gut verkauft, wie Mergenthaler sagt. „Die Branche ist nicht so groß, dass man Millionen von Exemplaren verkaufen würde“, sagt Mergenthaler. Die Verkaufszahlen, die etwa die Asterix-Comics erreichen, seien „eine totale Ausnahme“.

Ungefähr sechs Monate lägen zwischen dem Kauf der Lizenzen und dem fertigen Produkt, berichtet Mergenthaler. Für die Rechte an einem Comicband muss der Verlag, der zwölf Mitarbeiter beschäftigt, eine Vorschusssumme leisten. „Man überlegt sich, wie viele Exemplare man in den nächsten ein bis zwei Jahren verkaufen wird“, erklärt Mergenthaler. Acht Prozent davon gingen an den Verlag, der die Urheberrechte besitzt. Zwei Millionen Euro, schätzt Mergenthaler, setzt Cross Cult pro Jahr um. Rund die Hälfte des Umsatzes werde über den Onlinehändler Amazon gemacht.

Die Lagerbestände machen immer wieder Probleme

Seit sechs Jahren erscheinen unter dem Label Cross Cult neben Comics auch deutsche Übersetzungen englischsprachiger Romane, wie etwa die Neuauflage der „James Bond“-Reihe von Ian Fleming und Begleitromane zu Fernsehserien wie „Star Trek“ oder „Doctor Who“. „Vor allem bei unseren Romanen läuft der E-Book-Verkauf sehr gut“, sagt Mergenthaler. Die elektronischen Bücher machten bei den Romanen inzwischen ein Viertel der Verkäufe aus. Anders sehe das bei Comics aus, weil diese von Bildern lebten, die auf gängigen E-Readern nicht darstellbar seien.

Dabei würde es Cross Cult sehr entgegenkommen, wenn sich auch digitale Comics durchsetzen würden – denn der Vorrat im Lager macht dem Verlag immer wieder Probleme mit dem Finanzamt: So gibt es zwar Richtlinien, wie Lagerbestände von Büchern zu bewerten sind, diese können aber sehr unterschiedlich ausgelegt werden. „Uns wurde Ende 2012 mitgeteilt, dass wir 60 000 bis 70 000 Euro an Steuern nachzahlen sollen“, erzählt Mergenthaler. Der kleine Verlag sah daraufhin nur noch einen Ausweg: „Wir mussten 300 Paletten Comicbücher schreddern.“

Die Branche im Jahr 2014

Umsatz: Laut aktueller Zahlen des Fachmagazins „Buchreport“ spielten Comics in Deutschland im vergangenen Jahr einen Umsatz von 255 Millionen Euro ein. Seit Mitte der Nullerjahre kann die Branche kontinuierlich Zuwächse verzeichnen. Dies verdankt sie vor allem der Popularität der japanischen Manga-Comics.

Vetrieb: Bei den Vertriebswegen kam es zuletzt zu Verschiebungen. Zwar liegen die Presse-Großhändler, die hochauflagige Kiosk-Serien wie „Micky Maus“ oder „Lustiges Taschenbuch“ vertreiben, weiterhin klar vorn (46 Prozent). Doch auch der Sortimentbuchhandels gewinnt stetig an Gewicht. Er hat sich mit 22 Prozent Umsatzanteil inzwischen auf die zweite Position geschoben und profitiert vor allem davon, dass die Zahl der Verkaufsstellen des Comic-Fachhandels in Deutschland seit Jahren stagnieren.