Der Tübinger Hubert Klöpfer hat umstrittene Bücher verlegt, Auszeichnungen für sein Engagement für baden-württembergische Literatur erhalten und eine Insolvenz überstanden. 25 Jahre alt ist sein Verlag Klöpfer & Meyer geworden. Diese Zeit hat Klöpfer gelehrt, gelassen zu bleiben.

Tübingen - Ein ehemaliger Regierungssprecher, der über Intrigen und Machtgeplänkel in der Landespolitik schreibt, eine Gruppe von Journalisten, die Korruption anprangert: Hubert Klöpfer hat in seiner langjährigen Tätigkeit als Verleger mehr als einmal den Mut bewiesen, unangenehme Wahrheiten auf den Tisch zu bringen. „Mir gefallen schon die Leute, die nicht auf Linie zu bringen sind“, sagt der 65-Jährige mit einem verschmitzten Lächeln. Er sitzt mit übereinandergeschlagenen Beinen in seinem Büro, einem kompakten und freundlichen Souterrain-Raum in der Herrenberger Straße in Tübingen. In den Regalen entlang zweier Wände reiht sich Buch an Buch: Die Einbände tragen das Label seines Verlags Klöpfer & Meyer. Auf dem Tisch stapeln sich weitere Neuausgaben und Papiere – Hinweise auf Klöpfers reichhaltige To-do-Liste, die jetzt im Frühjahr vor allem von Programmplanung und Buchmessen bestimmt wird.

 

Verlag ist bekannt für Nischenthemen

Seit 25 Jahren verlegt und vermarktet er anspruchsvolle Bücher und Liebhaberreihen. Die Themen reichen vom Tod bis zur 68er-Bewegung, von schwäbischer bis zu badischer Literaturgeschichte. Doch sein neun Mitarbeiter starkes Unternehmen ist nicht nur bekannt für Nischenthemen und seinen Fokus auf baden-württembergische Autoren, sondern auch für Werke mit politischem Zündstoff. Er legt Wert darauf, auch konfliktträchtige Bücher zu veröffentlichen, nachdem er sie von Juristen auf Herz und Nieren hat abklopfen lassen. Zu solchen Büchern gehört Klöpfers bisher größter Kassenschlager, der Politthriller „Monrepos oder Die Kälte der Macht“ von Manfred Zach, dem vormaligen Regierungssprecher von CDU-Ministerpräsident Lothar Späth. Das Buch erschien 1996 und ging rund 120 000-mal über die Ladentische. Auch das Buch „Wir können alles: Filz, Korruption und Kumpanei im Musterländle“ gehört dazu, das 2006 von Josef-Otto Freudenreich, dem ehemaligen Chefreporter der Stuttgarter Zeitung, herausgegeben wurde. Es führte sogar zu einem Gerichtsstreit um einige Passagen.

Verlagschef liebt Essays

Die Schwerpunkte des Verlags bleiben jedoch schöne Literatur, Sachtexte und Essayistik. Mit dieser Gewichtung wurde die Firma von Klöpfer im Dezember 1991 gegründet. Parallel dazu leitete er den Wissenschaftsverlag Attempto. Zuvor hatte Klöpfer einige Zeit als Lektor und freier Kritiker gearbeitet. Mitgründer waren der Schriftsetzer Klaus Meyer sowie befreundete Mitgesellschafter, doch seit Meyers Ausstieg im Jahr 1998 leitet Klöpfer den Verlag allein. Seine Aufgabe sieht er vor allem darin, die Leser auf die Themen seiner Autoren aufmerksam zu machen. Auf die Gedichte des Lyrikers Walle Sayer, auf die Überlegungen zu Gott und zum Sterben, die Sibylle Knauss anstellt. Welche Manuskripte Klöpfer verlegt, welchen Themen er eine Plattform bietet, hängt mit von seinem Bauchgefühl ab. Inhalte müssen ihn ansprechen, ihn berühren. Der reizvollste Teil seines Berufs ist für ihn dann der Dialog mit den Autoren: der gemeinsame Weg vom Rohentwurf zum gedruckten Buch. Er hat eine Vorliebe für gut geschriebene, sachkundige Aufsätze: „Ich bin ein Liebhaber der Essayistik“, sagt der Philosoph, Germanist und Theologe mit einem Lächeln. Das passt zu seiner nachdenklichen Ausstrahlung.

Um Jahrtausendwende ging der Betrieb insolvent

Klöpfers unbedingte Leidenschaft für Literatur und sein Faible für Nischenthemen prägen die Geschichte seines Unternehmens. Sie bescherten ihm 1996 den baden-württembergischen Landespreis für literarisch ambitionierte Verlage und einen treuen Autorenstamm, obwohl er mit eher niedrigen Auflagen arbeitet. Solche Erfolge und Verlässlichkeit braucht ein Verlag. Denn die wirtschaftliche Realität der Branche ist nicht rosig. „Es ist ein Kampf. Punkt“, sagt Klöpfer. Seine härteste Begegnung mit dieser Realität hatte er um die Jahrtausendwende: Er musste Insolvenz anmelden und seine Firma an die Deutsche Verlags-Anstalt (DVA) verkaufen. „Für mich war das hochgradig schwer besetzt“, sagt Klöpfer. Er hatte sich von Attempto trennen müssen, Meyer hatte bereits den Verlag verlassen. Als einziger verbliebener Verleger fand sich Klöpfer finanziell in die Enge getrieben. Die Übernahme durch die DVA: Glück im Unglück, sagt er.

Wieder auf Erfolgskurs

Inzwischen ist er wieder Herr im Haus. Vor 13 Jahren hat er seinen Verlag zurückgekauft, wenig später folgte der Zusammenschluss mit einem Reutlinger Verleger. Er ist auf Erfolgskurs: Der Betrieb spiele bei den unabhängigen Verlagen im Südwesten vorne mit, sagt Klöpfer, die Umsätze stiegen seit einigen Jahren moderat. 2011 wurde er für seine Verdienste um die Kultur in Baden-Württemberg mit dem Ludwig-Uhland-Förderpreis geehrt.

Er sei dankbar, sagt der 65-Jährige: dafür, dass der Verlag bis heute Bestand hat, unabhängig und politisch bleiben konnte. Etwa fünf Jahre lang will er ihn noch leiten, bis er und sein Unternehmen zusammengerechnet hundert Jahre alt sind. Er sieht der Zukunft gelassen entgegen. Die Aufregung, die Sorge über das Auf und Ab der Verlagswirtschaft, „das legt sich alles“, findet er. Die Zuversicht schöpft Klöpfer aus der Erfahrung: „Ich glaube, manche Sachen fügen sich.“