Sollte es in Osteuropa zu einem Krieg kommen, müsste auch die Bundeswehr rasch Truppen und Material dorthin bringen. Da ist allerdings einiges im Argen.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Berlin - Wie schnell kommt die Bundeswehr mit schwer bewaffneten Kampfverbänden innerhalb Europas von A nach B? Seitdem Russland mit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim für seine Nachbarn wieder zum möglichen Aggressor geworden ist, ist die Frage wieder brennend aktuell geworden.

 

In der Nato gilt die Verlegefähigkeit der europäischen Streitkräfte schon seit einiger Zeit als problematisch. Da lässt es die Alarmglocken schrillen, wenn ein Bundeswehrgeneral berichtet, heute wisse keiner mehr, über welche Straßen und Schienenstrecken in Deutschland die Truppe ihre schweren Waffensysteme vom Schützen- bis zum Kampfpanzer transportieren könne. Im Kalten Krieg hätten orangefarbene, runde Schilder mit Ziffern, Panzer- oder Lastwagensymbolen die Belastbarkeit des Straßennetzes für Militärtransporte angezeigt. Nach der Wiedervereinigung seien in Westdeutschland nicht nur die meisten dieser Schilder abgebaut worden; im Glauben an die Friedensdividende seien auch die zugehörigen Informationen verloren gegangen.

Gelassenheit im Ministerium

Das Verteidigungsministerium reagiert gelassen: Die Informationsverfahren hätten sich geändert, aber die für militärische Verlegungen relevanten Daten seien elektronisch gespeichert. Überhaupt gibt das Ministerium sich auffällige Mühe, die Verlegefähigkeit der deutschen Streitkräfte in möglichst helles Licht zu rücken.

Die schnelle Beweglichkeit von Kampfverbänden der Nato ist zu einer Schlüsselfähigkeit im Bündnis geworden. Der Grund ist, dass die Nato sich gegenüber Russland verpflichtet hat, in ihren östlichen Mitgliedsstaaten keine westlichen Truppen dauerhaft zu stationieren. Der neuen Bedrohungslage an der Ostflanke will das Bündnis durch eine massive Verstärkung seiner schnellen Eingreiftruppen, der Aufstellung einer „Speerspitze“ für besonders schnelle Einsätze, mit rotierenden Truppenpräsenzen und verstärktem Manöverbetrieb begegnen. Ob das ausreicht, ist unter Sicherheitsexperten umstritten.