Ist Tempo gefragt, liegt man bei Josef Fink richtig. Der Allgäuer ist nach einer Kaufmannslehre eher zufällig Verleger geworden. Heute produziert der in Wangen lebende 66-Jährige erfolgreich Bücher über Kunst.

Wangen - Ist Tempo gefragt, liegt man bei Josef Fink richtig. Andererseits weiß der 66-Jährige auch, wann er auf die Bremse zu drücken hat. Das war beispielsweise der Fall, als vor eineinhalb Jahren ein Autor Fink überreden wollte, einen Kunstführer über den Heiligen Franz von Assisi herauszugeben. „Nicht schon wieder“, stöhnte der Verleger aus dem Allgäu, der damals bereits einen Kirchenführer über die Basilika im umbrischen Assisi auf den Markt gebracht hatte. Kaum aber war der neue Papst in Rom gewählt, erinnerte sich Josef Fink an jenen Autor und hatte ein paar Tage später eine Broschur gedruckt, die sich eines Spezialthemas annahm. Es ging um den Sonnengesang des heiligen Franziskus, angeführt von einem österlichen Geleitwort des Generalministers des Kapuzinerordens, dazu das Konterfei des neuen Papstes. Bei der nächsten Audienz überreichte er das Heftlein dem römischen Kirchenoberhaupt. Fink hat als Verleger also immer die Nase im Wind.

 

Seine Heimat hat er so gut wie nie verlassen

Diese Begebenheit ist charakteristisch für den Allgäuer, der seiner Heimat – bis auf einen Ausflug in die bayerische Landeshauptstadt – immer treu geblieben ist. In Wangen steht neben dem Rathaus seit vielen Jahren ein Brunnen, der in Bronze einige übereinander liegende Menschen aus der Umgebung zeigt. Für den damaligen Oberbürgermeister Jörg Leist war das eine treffende Darstellung der „verdruckten“ Allgäuer, wohingegen der zugereiste Käseproduzent Anton Holzinger meint, die Zeiten seien längst vorbei, in denen man die Allgäuer als verhockt bezeichnen konnte.

Josef Fink, der Kunstverleger aus Lindenberg, ist jedenfalls ein Meister seines Fachs, ein Überzeugungstäter und Überredungskünstler, vielfach vernetzt zwischen Kirche und Altar, einer der sein Handwerk versteht – ein Atemloser, ein Besessener. Seine einzige Ausschweifung: die Spiele des FC Bayern gucken. In seinem Arbeitsleben hat Fink weit mehr als 40 Millionen Kirchenführer herausgebracht. Obwohl erst seit gut anderthalb Jahrzehnten selbstständig, gilt Fink in der Branche als König.

Lindenberg liegt an der bayerisch-württembergischen Landesgrenze – Bauernhöfe liegen putzig verstreut auf malerisch ansteigenden Wiesen, dazwischen glückliche Kühe. Hier ist Josef Fink als Handwerkersohn aufgewachsen und verließ – wie damals üblich – mit 14 die Schule. Er sollte Handwerker werden wie zwei seiner Brüder, lernte aber Kaufmann in einem Westallgäuer Omnibusunternehmen, worüber die Eltern gar nicht glücklich waren. „Mit siebzehn war ich stellvertretender Betriebsleiter“, sagt er.

Seine Karriere begann als Sekretär in einem Verlag

Wäre es nach ihm gegangen, wäre er dort geblieben. Da seine spätere Frau aber auch in jenem Betrieb arbeitete, war sie strikt dagegen, dass „ihr“ Josef weiterhin ein Vagabundenleben führte: heute da und morgen dort und an den Wochenenden irgendwo zwischen Adria und Balkan. Also bewarb er sich auf eine Stelle bei einem Verlag für Kirchenführer in München. „Die wollten eine Sekretärin und haben einen Sekretär bekommen“, erinnert sich Fink an jene Entscheidung, die die Weichen für sein weiteres Leben stellte: „Es war Schicksal.“ Sieben Jahre war er die rechte Hand des Verlegers Hugo Schnell, der selbst 300 Kirchenführer schrieb. Es waren die wunderbaren Lehrjahre des Josef Fink, der bis zu dem Zeitpunkt lediglich drei Bücher in die Hand genommen hatte, seine Schulbücher.

Fink tauchte ein in die Welt der Architektur, der Kunstgeschichte, des Barock, des Rokoko, der Gotik, der Stuckateure, der Gold- und Fassmaler, der Gebrüder Assam und anderer. Er lernte und lernte und lernte vor allem sehen. „Ich habe zwei Väter gehabt, den leiblichen und Hugo Schnell“, sagt Josef Fink und erinnert sich daran, wie er mit Block und Bleistift die ersten Kirchenführungen begleitete und alles aufschrieb, um es später zu Hause zu strukturieren. „Inzwischen kenne ich alle Diözesanmuseen in Deutschland“ – Fink gilt als katholischer Verleger, wurde von seinen Auftraggebern jedoch noch nie gefragt, wes Glaubens er sei.

Von Fotoshop will der Auflagenmillionär nichts wissen

Der Auflagenmillionär ist ein Verleger alten Schlages, der sein Produkt vom Anfang bis zur Auslieferung begleitet. Das beginnt bei der Akquisition, geht über die Papier- und Schrift- und Bilderauswahl und reicht bis zur Buchvorstellung. Bildbearbeitung am Computer, Fotoshop gibt es bei ihm nicht. Fink bringt die Bilder in die Repro. Nicht selten kommt es vor, dass er mitten in der Nacht in die nahe Druckerei fährt, um zu prüfen, ob die Farbwiedergabe ausreicht. Denn um König der Kirchenführer zu bleiben, muss man vor allem den eigenen Qualitätsansprüchen genügen. Jährlich bringt Fink 30 neue Kirchenführer heraus, die im Format etwas größer sind als jene der Konkurrenz. Die Abbildungen beziehen ihre besondere Leuchtkraft dadurch, dass das Papier nach dem Drucken zellophaniert wird. Diese Büchlein sieht Fink als kleine Kunstwerke, als Sammelstücke gar und nicht als Wegwerfware an. Deshalb fürchtet er auch nicht die elektronische Konkurrenz von Tablets und Smartphones. Da stützt sich der Verleger auf seine Beobachtungen, wonach interessierte Kirchenbesucher vielfach mit einem vor Ort ausgelegten Führer den Kirchenraum erforschen und nicht mittels Apps .

Neunhundert Titel führt der Kunstverlag in seinem Programm, ein Drittel davon sind Kunstbücher, darunter Künstlermonografien, aber auch Firmenporträts. Nicht zu vergessen Ansichtspostkarten – absoluter Renner ist der Putto „Honigschlecker“ aus der Barockkirche Birnau am Bodensee. Auf eines seiner jüngsten Produkte ist Josef Fink besonders stolz: Es ist der Katalog der Staatlichen Antikensammlung und Glyptothek in München mit dem Titel „Die unsterblichen Götter Griechenlands“. Er wiegt dreieinhalb Kilo und ist 600 Seiten stark, Auflage 5000 Stück. Von der Anfrage bis zur Fertigstellung des Buches vergingen drei Wochen – ein Geschwindigkeitsrekord.