Von Ulm aus hat der Verleger Eberhard Ebner eine der großen deutschen Mediengruppen aufgebaut. Jetzt wird er 90 Jahre alt.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ulm - Es hätte wohl nur eines Winks aus der Frauenstraße 77, dem Sitz der Ulmer „Südwest Presse“ bedurft, dann hätte das Rathaus zu Ehren von Eberhard Ebner einen feierlichen Empfang organisiert. Der Mann ist schließlich einer der wichtigen baden-württembergischen Verleger und Erfolgsunternehmer in Personalunion. Diesen Donnerstag wird er 90 Jahre alt. Aber Eberhard Ebner mag nicht. Er werde abtauchen, sagte er in einem aktuellen Interview seiner „Südwest Presse“. Ein Verleger brauche „auch die Stärke, einen vorsichtigen Abstand gegenüber den örtlichen Institutionen zu halten, um nicht vereinnahmt zu werden“.

 

So hat er das in all den zurückliegenden Jahrzehnten gehalten – seit er 1955, ganz in der Tradition seiner Verlegerfamilie, Assistent der Geschäftsführung der damaligen „Schwäbischen Donauzeitung“ wurde. 1968 firmierte der Titel um in „Südwest Presse“. Es begann eine Zeit geschickter Kooperationsschlüsse mit anderen württembergischen Zeitungstiteln.

Wo es Ebner gelegen schien, ging er Beteiligungen ein. Heute steht hinter der Ulmer Tageszeitung die Ebner Media Group, unter deren Dach sich mehr als 20 Zeitungstitel bis hinauf nach Norddeutschland bündeln, dazu Fachtitel oder Online-Portale an sieben deutschen und elf internationalen Standorten. Innerhalb der Südwestdeutschen Medien Holding (SWMH), zu der unter anderem Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten gehören, zählt Eberhard Ebner zu den Anteilseignern. Im Jahr 2018 erwirtschaftete seine Gruppe nach eigenen Angaben mit 330 Mitarbeitern einen Umsatz von knapp 60 Millionen Euro.

Das Neue, Unbekannte hat ihn nicht geschreckt

Der jetzt 90-Jährige ist Medienunternehmer, aber keine öffentliche Medienfigur. Hohe Anerkennung, das war ihm wohl wichtiger, erwarb er sich innerhalb seiner Branche. Viele Jahre amtierte er als Vizepräsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), setzte sich in der Funktion unter anderem für den Schutz von Verlegern und Journalisten vor Verfolgung in repressiven Staaten ein. Auch auf Bundesebene bewies er eine feine Witterung für die Herausforderungen der Zukunft – und das zu einer Zeit, da von Google oder Facebook, den größten Herausforderern der Moderne für die Verleger, noch nichts zu erkennen war. „Interessiert euch für alles, was technisch möglich ist, und selektiert dann sehr genau, was Marktchancen haben könnte und was nicht“, riet er seinen Verlegerkollegen im BDZV-Medium „Die Zeitung“. Das war im Jahr 1994.

Ebner betrieb stets den Wandel, ohne ein kalter Manager zu sein. Die Qualität einer Tageszeitung, das ist seine Überzeugung, hat wesentlich auch mit dem Selbstbewusstsein und der Freiheit des journalistischen Personals tun. Wer heute mit altgedienten Journalisten der „Südwest Presse“ redet, bekommt zu hören, dass sich in den Fluren der Redaktion nie das Gefühl verbreitete, das Mutterzeitungshaus sei über die Jahre Puzzleteil einer vielfach verästelten, nur renditegetriebenen Großorganisation geworden. Seine Chefredakteure ließ Ebner stets die Chance auf lange Laufbahnen. Ulrich Wildermuth gehört in diese Reihe, auch Jörg Bischoff. Der jetzige Chefredakteur Ulrich Becker amtiert seinerseits schon seit sieben Jahren. „Ich kann den Nutzen einer Lokalzeitung nicht genug rühmen“, sagt Ebner im neuesten Ulmer Interview.

Der Neffe ist an die Spitze gerückt

Im vergangenen Jahr hat der Altverleger, der eine Vorliebe für gute italienische Restaurants besitzt und Schals zu seinem Markenzeichen machte, seine Nachfolge geregelt. Nach mehr als 50 Jahren als persönlich haftender geschäftsführender Gesellschafter machte er an der Spitze der Familienholding Platz für seinen Neffen Florian Ebner. Eberhard Ebner ziehe sich auf die Gesellschafterebene zurück. Ein Rückzug also, aber längst kein Abschied. Für die Zeitungsbeschäftigten in Ulm und drum herum dann doch eine beruhigende Nachricht.