Wilfried Klenk begibt sich in die Höhle des Löwen und verteidigt bei der CDU Leonberg die Verlegung des Rettungshubschraubers Christoph 41. Dieser soll in Tübingen stationiert werden.

Unter dem Strich hilft alles nichts: Tritt nicht noch eine grundlegende Änderung der Gesamtsituation ein, wird der Rettungshubschrauber Christoph 41 aus Leonberg abgezogen. Diese klare Botschaft unterstreicht Wilfried Klenk einmal mehr, als er sich bei der CDU Leonberg der Diskussion stellt. Es ist eine äußerst emotionale Diskussion, an deren Ende die Befürworter eines Verbleibs von Christoph feststellen müssen, dass sie am kürzeren Hebel sitzen.

 

Oliver Zander hatte Wilfried Klenk vor Weihnachten eingeladen. Der Stadtverbandsvorsitzende der CDU Leonberg wollte von seinem Parteifreund, dem Staatssekretär im Innenministerium, wissen, warum er allen Protesten und einer von 28 000 Menschen unterstützten Petition zum Trotz, den Helikopterstandort Leonberg aufgeben will.

Klenk hat 24 Jahre den Rettungsdienst in Stuttgart geleitet

Wilfried Klenk ist ein erfahrener Politiker vom alten Schlag. Und er kennt sich bestens im Rettungswesen aus. 24 Jahre hat er den Stuttgarter Rettungsdienst geleitet, dem DRK gehört er seit früher Jugend an. Jetzt ist er der Stellvertreter des Innenministers Thomas Strobl (CDU) und auch verantwortlich für die Luftrettung im Land.

Das schafft Selbstbewusstsein. In der Leonberger Höhle des Löwen vor einem bestenfalls kritisch gestimmten Publikum zeigt sich Klenk von den Anwürfen keineswegs beeindruckt. „Alle Menschen müssen versorgt werden, egal ob sie im Land oder im Ballungsraum wohnen“, geht der Staatssekretär gleich in die Offensive. Das Gebiet rund um Tübingen und Reutlingen sei nun einmal ein weißer Fleck auf der Rettungskarte.

Gutachten ist seit 2020 abrufbar

Der Staatssekretär verteidigt die Gutachter, die sein Haus 2018 mit einer Beurteilung der Luftrettung beauftragt hat: „Das ist ein anerkanntes medizinisches Institut an der Uni München, das schon für mehrere andere Länder Gutachten erstellt hat.“ Ziel der Neusortierung der Helikopterstandorte sei, dass jeder Ort binnen 20 Minuten erreichbar sein müsse. „Ansonsten gab es 0,0 Vorgaben.“

Dass in der Region Leonberg nun die Wellen der Entrüstung hochschlagen, kann der Christdemokrat nicht verstehen: Schon seit Juli 2020 sei das Gutachten auf der Homepage des Innenministeriums abrufbar. „Wir sind erst im vergangenen Jahr informiert worden“, hält die Leonberger Stadträtin Jutta Metz von den Freien Wählern dagegen. Angesichts der dort vorgeschlagenen signifikanten Veränderungen hätte sie erwartet, dass die Aussagen gegengeprüft werden.

Klenk sagt, dass eine weitere Expertise kaum andere Erkenntnisse gebracht hätte, zumal die Einsatzlage in den Coronajahren nicht repräsentativ für den Normalzustand gewesen sei. Der Staatssekretär hält die Region Leonberg auch nach Abzug des Hubschraubers für gut versorgt, da mehrere Standorte in der Nähe seien: der im benachbarten Pattonville und eben jener in Tübingen, an den Christoph 41 jetzt verlegt werden soll. Zudem werde ein neuer im Neckar-Odenwaldkreis bei Osterburken stationiert.

Im Publikum gibt es fachliche Einwände: „Der in Pattonville stationierte Christoph 51 kann gar nicht die Aufgaben von Christoph 41 übernehmen“, sagt Joachim Böttinger. „Der ist jetzt schon überlastet und hat nicht die nötige technische Ausstattung.“ Der Rentner hat als Notfallsanitäter 27 Jahre in Hubschraubern gearbeitet, die meiste Zeit in Christoph 41. „Wir sind jetzt schon in Leonberg und Pattonville maximal ausgelastet. Hier wird ein riesiges Loch gerissen, um an anderer Stelle ein kleines zu stopfen.“

Viel Nebel rund um Tübingen

Gemeinsam mit dem CDU-Stadtrat Willi Wendel, der aktiver Feuerwehrmann ist, spricht Böttinger das Wetter an. Wegen Wolken und Nebel könne die Alb und der Schönbuch tagelang nicht überflogen werden.

Auf diesen Punkt geht Klenk nicht ein, verweist aber darauf, dass die von Leonberg geflogenen Einsätze vor allem nach Tübingen oder Stuttgart gingen. Rettungseinsätze auf der Autobahn seien hingegen gering.