Neben Leonberg soll auch die Helikopterstation Friedrichshafen fallen. Die lokalen Abgeordneten Scheerer und Schweickert sehen darin Muskelspiele der Regierung

„Ganz genau hinschauen“, wie die geplanten Verlegungen der beiden Rettungshubschrauber Christoph 41 und 45 verlaufen, wollen die beiden liberalen Landtagsabgeordneten der Wahlkreise Leonberg und Enz, Hans Dieter Scheerer und Erik Schweickert. Denn nachdem der Staatssekretär im Innenministerium Wilfried Klenk (CDU) im Gespräch mit unserer Zeitung das „Aus“ für den Hubschrauberstandort Leonberg verkündet hatte, scheint nun auch das Schicksal der Luftrettungsstation Friedrichshafen besiegelt.

 

Genau wie in Leonberg hatte es am Bodensee ebenso eine Petition für den Verbleib des dortigen Helikopters Chrtistoph 45 gegeben. Und genau wie im Juni in Leonberg, wurde jetzt in Friedrichshafen die Petition von einer grün-schwarzen Mehrheit abgeschmettert. Hans Dieter Scheerer sieht darin nur „ein weiteres Beispiel für die Sturheit im Innenministerium, das auf seiner Neuordnung der Luftrettung besteht und jegliche Kritik ungehört in Gutsherrenart abtut.“

„Mängel im Gutachten“

„Die Argumentation des Innenministeriums zur Verlegung beruht einzig und allein auf dem Gutachten aus 2020. Und dessen Mängel beschränken sich nicht nur auf die Verlegung von Christoph 41, sondern auch auf den Standort Friedrichshafen“, kritisiert der Abgeordnete aus Weil der Stadt. „Auch wenn der vermeintliche Rettungsexperte Klenk es nicht wahrhaben will, sind die Daten des Gutachtens weiter veraltet, neue Faktoren wie kürzere Hilfsfristen und Verkehrslage nicht mit einkalkuliert und die Schlussfolgerungen des Gutachtens daher zweifelhaft“, erklärt Scheerer, der die Ergebnisse des Gutachtens zur Neuordnung der Luftrettung schon lange hinterfragt.

„Wenn sich vom Bodensee bis nach Leonberg und Pforzheim die Kritiker an der Verlegung der Rettungshubschrauber immer wieder zu Wort melden und sogar zwei Petitionen vorgebracht werden, sollte das die Landesregierung eigentlich zum Aufhorchen bringen“, erklärt Scheerer. „Aber wenn man so von seiner eigenen Meinung und Unfehlbarkeit überzeugt ist, macht das einen wohl unempfänglich für fundierte und konstruktiv vorgebrachte Argumente.“

„Alle Punkte, selbst der vorgeschlagene 24-Stunden-Betrieb für Christoph 41, werden in Gutsherrenart abgetan und die Leute nicht angehört. Transparenz und Zuhören haben beim Handeln der Landesregierung wohl keinen Platz“, meint Scheerer.

Nicht minder deutlich ist Erik Schweickert: „Für Innenstaatssekretär Wilfried Klenk und die grün-schwarze Regierungsmehrheit geht es offensichtlich nur darum, die Muskeln spielen zu lassen. Anders sind die Ablehnungen der jeweils von Zehntausenden unterschriebenen Petitionen nicht zu erklären“, kritisiert der FDP-Abgeordnete. „Die Argumente von vielen Experten spielen keine Rolle, nur das, was der selbst ernannte Oberexperte Klenk will. Dabei haben sich viele Parameter seit der Erstellung des Gutachtens deutlich verschoben, etwa die verkürzten Rettungsfristen.“

Klenk hatte im Redaktionsgespräch auf seine fast 40-jährige Erfahrung im Rettungswesen verwiesen und den Initiatoren der Petition, THW, Feuerwehr und DRK, die Kompetenz in der Thematik abgesprochen.