Das Verleihsystem für Fahrräder und Pedelecs hat sich auch im Kreis Ludwigsburg ausgebreitet. In manchen Kommunen läuft es nur schleppend an. Anlass zur Hoffnung sieht man dort trotzdem.

Politik: Lisa Kutteruf (lis)

Kreis Ludwigsburg - Kaum ein Bahnhof, an dem sie nicht zu erspähen sind. Nur wenige Meter von den Gleisen entfernt, Seit’ an Seit’, in glänzendem Kornblumenblau – Räder und Pedelecs von Regio-Rad. Fahrzeuge wie diese, heißt es, sind die Fortbewegungsmittel der Zukunft. Einige Kommunen im Kreis Ludwigsburg haben sich dem Fahrradverleihsystem der Stadt Stuttgart mit dem Betreiber DB Connect inzwischen angeschlossen. Doch nutzen Pendler und Touristen das Angebot auch? Ein Überblick.

 

Wie ist es um das Angebot bestellt?

In Ludwigsburg gibt es sechs zentrale Regio-Rad-Stationen: an der Brenz-, Gröner-, Schlieffen-, Linden und Myliusstraße und am Klinikum. Bis Ende 2020 wird die Zahl auf zehn anwachsen, die Stationen sollen dabei insbesondere den Stadtteilen außerhalb zugute kommen. In Bietigheim-Bissingen stehen am Bahnhof zehn Pedelecs und vier Fahrräder bereit, über weitere Stationen denkt man nach. Eine davon plant die Verwaltung an der Kreuzung Holzgarten-/Hauptstraße.

In Sachsenheim stehen drei Pedelecs und zwei Fahrräder, in Vaihingen an der Enz und in Schwieberdingen gibt es je eine Station mit zehn Pedelecs. Am Bahnhof in Remseck am Neckar wird die Station am Bahnhof (10 Pedelecs) durch eine weitere im Stadtteil Pattonville ergänzt. Am Kornwestheimer Bahnhof stehen fünf Pedelecs, in Freiberg ist die doppelte Anzahl auf zwei Stationen verteilt.

Auch im Strohgäu halten die Regio-Räder Einzug: In Ditzingen kann man seit Mai 2018 Regio-Räder ausleihen. Hier gibt es 35 Leihräder an fünf Stationen – jeweils eine pro Teilort. In Gerlingen stehen seit Herbst 2018 drei Regio-Rad-Stationen mit insgesamt zehn Fahrrädern und zehn Pedelecs. Die Verwaltung denkt darüber nach, weitere Stationen in den Wohngebieten aufzubauen, die von den Haltestellen des Stadtbusses und der Stadtbahn weiter entfernt liegen.

Was Gerlingen und Ditzingen bereits haben, strebt Korntal-Münchingen an. Die Grünen-Fraktion im Gemeinderat stellte jüngst erneut einen Antrag, wonach sich die Kommune dem Fahrradverleihsystem anschließen solle. Eine umweltfreundliche Mobilität werde in den Städten und Gemeinden zum Standortfaktor, sagt der Fraktionschef Harald Wagner.

Wie werden die Räder angenommen?

In Sachsenheim sind für den Zeitraum von Januar 2019 bis Ende September des selben Jahres lediglich 32 Kunden mit 62 Entleihungen gelistet. In Freiberg wurden im vergangenen Jahr 200-mal Regio-Räder ausgeliehen. „Da ist noch Luft nach oben“, bilanziert Stadtsprecher Peter Müller. Diese Auffassung teilt man in Gerlingen. Die Nachfrage sei eher noch schleppend, heißt es auch aus Schwieberdingen und Vaihingen. Der Ditzinger Bürgermeister Ulrich Bahmer (CDU) bezeichnete die Lage vor einigen Wochen gar als „sehr ernüchternd“: Stand Januar kamen von 14 360 Nutzern in der Region nur rund 0,5 Prozent (76) aus Ditzingen.

Die Stadt Bietigheim-Bissingen war von Oktober 2013 an mit 13 anderen Kommunen in ein spezielles regionales Förderprojekt eingebunden. Ziel war, an den Bahnhaltepunkten in der Region nachhaltige Anschlüsse zu stellen. Dabei zeigte sich, dass überwiegend Freizeitradler das Angebot nutzten. Der Plan, dass Pendler das Pedelec auf den letzten Metern zur Arbeit nutzen, ging also nicht auf. Auffällig an den Statistiken für Bietigheim-Bissingen ist auch, dass die Ausleihen im Lauf der Jahre sogar seltener geworden sind. Für das Jahr 2014 verzeichnet die Stadt noch 920 Ausleihen, 2019 waren es nur noch 213.

Was läuft gut?

Positiver ist die Resonanz aus Remseck. Die Station in Neckargröningen laufe sehr gut. Seit eine Oneway-Ausleihe nach Stuttgart und Pattonville möglich sei, hätten sich die Ausleihzahlen weiter gesteigert. Anlass zum Optimismus geben auch diverse Kennzahlen der Deutsche Bahn Connect, die Regio-Rad betreibt. So ist die Ludwigsburger Route Grönerstraße/Gänsfußallee – Bahnhof/Brenzstraße bei Regio-Rad unter den Top Ten der Fahrradrouten in der Region Stuttgart (je nach Fahrtrichtung Platz 7 und 8). Insgesamt gab es zwischen den Stationen im Jahr 2019 gut 1800 Fahrten. Bei den Pedelecausleihen rangiert die Strecke sogar auf den Plätzen 3 und 4.

Wie geht es jetzt weiter?

Trotz der teils kargen Nachfrage halten die Kommunen an dem Verleihkonzept fest. „Wir werden dabei bleiben, denn grundsätzlich steht die Stadt zur E-Mobilität in jeder Form“, sagt Sachsenheims Stadtsprecherin Nicole Raichle. Allgemein setzen die Kommunen darauf, dass sich die Nachfrage mit dem Ausbau des Netzes aus Stationen und Leihfahrzeugen nach und nach verbessert. Die niedrigen Ausleihzahlen lägen vermutlich an Lücken in den umliegenden Gemeinden, glaubt Fatma Caliskan von der Gemeinde Schwieberdingen. „Erfahrungen anderer Städte belegen, dass weitere Stationen an attraktiven Stellen im Stadtgebiet die Ausleihzahlen erhöhen“, heißt es im Bietigheimer Erfahrungsbericht. Auch die Ditzinger Stadträte von CDU und Grünen werben dafür, in der Anfangsphase Geduld zu haben. Aus Vaihingen kommt noch ein anderer Impuls: „Vor allem beim Kunden ist ein Umdenken notwendig.“