Seit 2019 sind die Ausleihzahlen bei dem Radverleihsystem stark eingebrochen. In der neuen Outdoor-Saison hat man Ausflügler und Touristen im Blick.

Auch in diesem Jahr will Regio-Rad Stuttgart, das interkommunale Fahrrad-, Pedelec- und E-Lastenrad-Verleihsystem, wachsen. Stand jetzt sind die in Summe mehr als 1700 blauen Gefährte an 255 Stationen in der Landeshauptstadt sowie in 50 weiteren Kommunen oder bei privaten Partnern auszuleihen. Bis zu diesem Sommer soll das Netz auf rund 300 Stationen wachsen, erklärte Ralf Maier-Geißer, der Gesamtkoordinator, auf der CMT. Dort hat sich Regio-Rad erstmals präsentiert.

 

Während Corona gingen die Pendler verloren

Allerdings: Die Nachfrage war zuletzt stark eingebrochen. Im Oktober 2022 musste Maier-Geißer vor dem Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart von gut 50 Prozent weniger Ausleihen im Vergleich zu 2019 berichten. Die Ausleihzahlen seien trotz des Stationsausbaus 2021 auf 91 200 zurückgegangen, hieß es seinerzeit. „Nahezu ausschließlich“ Pendler habe man in der Corona-Zeit verloren, betonte er nun. Aber nicht nur Kundschaft ist Regio-Rad abhandengekommen. Die Stadt Freiberg ist zum Jahreswechsel ausgestiegen – mangels Nachfrage. Immerhin: Die Station am dortigen Bahnhof habe man mittels eines Sponsors retten können. Andere Kommunen hätten bislang vom Sonderkündigungsrecht, das bis Ende April gilt, nicht Gebrauch gemacht, was Maier-Geißer aber auch nicht verhehlen wollte: „Es ist so, dass einige Gemeinderäte sensibel sind bezüglich des Haushalts und alle freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand stellen.“ Kommunen, die bei Regio-Rad mitmachen, müssen selbst für das Defizit ihrer Stationen aufkommen.

„Wir tun alles, um die Zahlen zu verbessern“, sagte Maier-Geißer. Sein erklärtes Ziel: auf den Vor-Corona-Stand kommen. Entsprechend schwungvoll geht’s ins neue Jahr. Vor dem Start in die Outdoor-Saison nimmt Regio-Rad Ausflügler und Touristen verstärkt in den Blick, daher auch der Auftritt auf der CMT. Unter dem Motto „Ich sehe was, was du nicht siehst“ ist eine neue Broschüre mit reizvollen Touren durchs Regio-Rad-Gebiet aufgelegt worden und auch online abrufbar. Acht Routen zwischen 26 und 68 Kilometern entlang vieler Sehenswürdigkeiten sollen die Erkundung der Gegend per Rad schmackhaft machen, zumal es für Polygo-Nutzer Freiminuten gibt. Seit Sommer gibt es eine neue App, die das Entleihen für Einzelpersonen und Gruppen erleichtern soll.

Neues Personal soll Abhilfe schaffen

Doch auch die Pendler will man wiederhaben, etwa durch Kooperationen mit Unternehmen. Idee: Regio-Rad soll jeweils Teil des betrieblichen Mobilitätsmanagements werden. „Wir sind in Gesprächen, auch über den VVS“, sagte Maier-Geißer. Eine breite Werbeoffensive ist für dieses Jahr geplant. Sie reicht von speziellen Aktionen für Neubürger, für Schüler und Studierende bis zur Teilnahme an etlichen Events. Auch begleitend zur Stammstreckensperrung der S-Bahn, die im Sommer wieder ansteht, will man die Alternative Rad offensiv bewerben.

Probleme, die es zuletzt gab, seien indes weitgehend abgestellt worden. Betrieben wird das System von der DB-Tochter Deutsche Bahn Connect GmbH. Für sie hatte Maier-Geißer im Oktober noch von erheblichen Schwierigkeiten berichtet. Mitarbeitende für die Radwerkstatt fehlten. „Das hat die Bahn jetzt sehr gut im Griff“, sagte er nun. Neues Personal sei eingestellt worden, zudem seien in puncto Reparaturen Kooperationen mit zwei großen Händlern geschlossen worden. „Wir gehen davon aus, dass bis zum Saisonstart nahezu jedes Rad wieder verfügbar ist.“