In Hollywood sind Stuttgart und Ludwigsburg bekannter als so prägnante US-Orte wie Idiotville. Das liegt auch an den Erfolgen junger Filmemacher von hier. Beim Studenten-Oscar hat es jetzt schon wieder geschnackelt.

Stuttgart - Ob es in Amerika Städtchen namens Humptulips, Idiotville und Onancock wirklich gibt, könnte einem in Hollywood kaum jemand sicher sagen. Dass aber Ludwigsburg und Stuttgart tatsächlich existieren, wissen dort schon länger einige Leute. Das liegt neben gewissen Automarken an der hiesigen Film- und Medienszene, die gerade wieder groß auftrumpfen durfte. Beim 42. Studenten-Oscars, der wie der Profi-Oscar von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences vergeben wird, allerdings als Gold-, Silber- und Bronzepreis, gingen erstmals alle drei Auszeichnungen an deutschsprachige Produktionen. Und gleich zwei der Filme sind mit Baden-Württemberg verbunden.

 

Der Weltrang der Filmakademie Ludwigsburg

Den Oscar in Gold holte Ilker Çataks im Jahr 2014 mitten in den Unruhen in Istanbul gedrehter Kurzfilm „Sadakat“. Er erzählt von einer jungen Frau, die nach ihrer Hilfe für einen Demonstranten ins Visier der Behörden gerät, und firmiert international, also auch bei der Studenten-Oscar-Konkurrenz, unter dem Titel „Fidelity“. Çatak hat zwar an der Hamburg Media School studiert, nicht in Ludwigsburg. Aber Alexandra Staib, die Produzentin von „Sadakat“, der zu Beginn der Woche schon in Berlin mit einem First-Steps-Award ausgezeichnet wurde, ist, wie sie selbst sagt, „eine waschechte Schwäbin“. Die frühere Mitarbeiterin der hiesigen Film- und Medienförderung ist mittlerweile auch wieder in Stuttgart ansässig.

Durch und durch ein Ludwigsburger Diplomfilm ist dagegen der Gewinner des Silber-Oscars, „Erledigung einer Sache“ alias „The Last Will“ von dem Regisseur Dustin Loose. Mit Looses Geschichte eines Mannes, der in der Psychiatrie seinem lange totgeglaubten Vater begegnet, ist die Filmakademie zum vierten Mal in ihrer Geschichte beim Studenten-Oscar erfolgreich. Der Gratulation des Kunststaatssekretärs Jürgen Walter kann man also kaum widersprechen: „Der Preis zeigt deutlich den Stellenwert des deutschen Nachwuchsfilms auf internationalem Parkett – und der Filmakademie Baden-Württemberg als Ausbildungsstätte von Weltrang.“

Ein bisschen Luft nach oben bleibt

Gewinner des Oscars in Bronze ist die an der Filmakademie Wien entstandene deutsche Koproduktion „Alles wird gut“ von Patrick Vollrath, ein Film über ein Umgangsrechtswochenende von Vater und achtjähriger Tochter, der von Vollraths Lehrer Michael Haneke bescheinigt bekommt, den Zuschauer vom ersten Moment an gefangen zu nehmen. Dass der Film aus Wien kommt, nimmt den deutschen und gerade auch den Ludwigsburger Filmstudenten nicht alle Hoffnung, sich noch steigern zu können. Die Luft aus dem Wettbewerb wäre erst raus, wenn einmal alle drei Oscars nach Ludwigsburg gehen sollten – was die Academy bei aller Hochachtung für deutsche Filmkunst einstweilen zu verhindern wissen wird.

Es sei noch erwähnt, dass die Orte Humptulips und Onancock tatsächlich existieren, wenn auch ohne Filmschulen, und dass sich Idiotville auf Karten von Oregon findet. Es ist aber mittlerweile, wen wundert’s beim Prestigewert dieser Adresse, eine Geisterstadt.